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Factoring - was Sie wissen und beachten müssen!

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Factoring - was Sie wissen und beachten müssen!

Mahnungen, Inkassodienstleistungen, gerichtliche Mahnverfahren oder Rechtsstreitigkeiten – zahlt ein Kunde nicht, entsteht ein ungeliebter bürokratischer Aufwand. Um ausbleibende Einnahmen zu minimieren, kann man das Finanzdienstleistungssystem bzw. die Liquiditätsfunktion des Factorings nutzen.

Was ist Factoring?

Factoring ist ein gängiges Finanzierungssystem für mittelständische Unternehmen. Dabei handelt es sich um eine Geschäftspraxis zur regelmäßigen Forderungsübertragung von Unternehmen an ein Factoringunternehmen. Das Unternehmen überträgt eine offene Forderung, die gegen einen Kunden besteht, an ein Factoringunternehmen. Die Forderung gehört anschließend dem Factoringunternehmen. Dieses kann nun die Forderung gegenüber dem Kunden geltend machen. Factoring ist nicht zu verwechseln mit Inkassounternehmen, die nur dann handeln, wenn ein Kunde die Rechnung nicht begleicht. Factoring wird meist innerhalb eines Rahmenvertrags geregelt, die gesetzliche Grundlage für Factoring findet sich jedoch im Kreditwesengesetz (KWG).

Wie funktioniert Factoring?

Factoring ist also eine Finanzierungsform, die hauptsächlich von mittelständischen Unternehmen genutzt wird.

Beim Factoring gibt es drei Beteiligte:

  1. den Unternehmer: Factoringnehmer
  2. den Finanzdienstleister oder die Factor-Bank: den Factor
  3. den Kunden oder Abnehmer: den Drittschuldner

Der Ablauf des Factorings gestaltet sich folgendermaßen:

Ein Unternehmen (Factoringnehmer) verkauft Ware an einen Kunden und hat somit eine offene Forderung gegenüber dem Kunden. Damit das Unternehmen (Factor) nun nicht 14 Tage oder noch länger auf den Zahlungseingang warten muss, entscheidet sich das Unternehmen für Factoring. Hierbei verkauft das Unternehmen die offene Forderung weiter an ein Factoringunternehmen und erhält für den Verkauf normalerweise innerhalb von 24bis 48 Stunden eine Vorfinanzierung des Rechnungsbetrages in Höhe von bis zu 90 % der Bruttoforderung. Doch nicht nur die Forderung (die offene Rechnung) wird verkauft, sondern auch die Garantie für die Zahlungsfähigkeit des Kunden sowie das Debitorenmanagement. Begleicht der Kunde die Rechnung am Ende nicht, liegt das Risiko hier beim neuen Eigentümer der Forderung, dem Factor, und nicht mehr beim ursprünglichen Unternehmen. Somit muss sich der Factor um die Bonitätsprüfung des Kunden kümmern und im Falle einer Zahlungsunfähigkeit das Mahnwesen oder Inkasso regeln. Nimmt ein Unternehmen Factoring als Finanzierungsform in Anspruch, kann dies einige Vorteile mit sich bringen:

  1. Durch den Forderungsverkauf gibt das Unternehmen des Risikos der Zahlungsunfähigkeit (Delkredere) des Schuldners ab.
  2. Das Unternehmen erhält eine Vorfinanzierung und kann so Investitionen tätigen.
  3. Das Unternehmen übergibt die Debitorenbuchhaltung.

Welche Ziele hat Factoring?

Factoring hat im Grunde genommen nur ein Ziel: das Risiko ausbleibender Einnahmen für Unternehmen zu minimieren. Verkauft ein Unternehmen Ware, kann es durchaus vorkommen, dass es lange auf den Zahlungseingang des Kunden warten muss. In der Zwischenzeit fehlen dem Unternehmen diese finanziellen Mittel, um bspw. weiter in die eigene Produktion zu investieren. Mit der Finanzierungsform Factoring wird dieser Zeitraum abgedeckt, die Liquidität, also die Fähigkeit des Unternehmens, den Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, und die Eigenkapitalquote gesteigert.

Was ist echtes und unechtes Factoring?

Möchten Sie im Rahmen des Factorings auch das Risiko des Forderungsausfalls an den Factor übergeben, sollten Sie sich für das echte Factoring entscheiden. Bei dieser Variante übernimmt der Factor das Delkredererisiko und Sie müssen sich nicht mehr um die Bonitätsprüfung kümmern oder im Ernstfall um Mahnverfahren und Inkasso sorgen. Bei dem unechten Factoring hingegen ist das nicht der Fall. Hier wird die verkaufte Forderung nur als Sicherheit für die erhaltene Vorfinanzierung angesehen, das Risiko tragen Sie jedoch weiterhin.

Welche Kosten entstehen beim Factoring?

Zwar ist Factoring eine beliebte Alternative zum Bankkredit, jedoch entstehen auch hier Kosten. Damit Sie einschätzen können, ob sich Factoring für Ihr Unternehmen lohnt, sollten Sie die Kosten vorher in Erfahrung bringen und Ihre Vor- und Nachteile abwägen. Die Kosten sind abhängig von der wirtschaftlichen Marktlage und setzen sich zusammen aus: 

  • Factoringgebühr 
  • Zinssatz der Vorfinanzierung
  • Prüfgebühr (Delkredereprüfung)

Die Factoringgebühr berechnet sich aus dem Bruttojahresumsatz des Unternehmens und begleicht den administrativen Aufwand des Factors, denn auch dieser muss einiges an Arbeit leisten. Verkauft Ihr Unternehmen Forderungen, dann mit dem Ziel, hierfür eine Entlohnung zu erhalten, die Sie als Vorfinanzierung nutzen können. Für die Vorfinanzierung fällt ein von dem Betrag abhängiger Zinssatz an. Außerdem müssen Sie auch eine Prüfgebühr an den Factor bezahlen. Übernimmt der Factor Ihre Forderung, trägt er auch das volle Risiko eines Zahlungsausfalls des Drittschuldners.

Trotz dieser Kosten kann es sich lohnen, Factoring als Finanzierungsmöglichkeit in Anspruch zu nehmen. Durch Factoring wird die Liquidität Ihres Unternehmens sofort gesteigert und Sie können dadurch Ihre Bilanzen verbessern und die Eigenkapitalquote erhöhen. Außerdem gibt Ihnen die direkte Finanzierung die Möglichkeit, Skonti oder Rabatte bei Ihren eigenen Einkäufen in Anspruch zu nehmen. Somit stehen also die Kosten des Factorings den Einsparungen durch Skontierung gegenüber.

Foto(s): ©Pexels/RODNAE Productions

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