Nachlass - was Sie wissen und beachten müssen!
- 4 Minuten Lesezeit
Die wichtigsten Fakten
- Der Nachlass umfasst das gesamte Vermögen eines Verstorbenen.
- Der Nachlass geht an den oder die Erben.
- Jeder Erbe kann die Erbschaft annehmen oder ausschlagen.
- Bei Annahme übernimmt der Erbe auch die Schulden des Erblassers.
- Wichtig in der heutigen Zeit ist insbesondere auch der digitale Nachlass.
Was ist ein Nachlass?
Mit dem Tode einer Person, dem sogenannten Erbfall, geht deren Vermögen, also die Erbschaft als Ganzes auf eine oder mehrere andere Personen, also die Erben, über. Der Nachlass entspricht dabei der Erbschaft. Der Begriff Nachlass bezieht sich dabei konkrete auf das vererbbare Vermögen.
Zum Vermögen eines Verstorbenen und damit zum Nachlass zählen insbesondere Güter, Rechte und Verpflichtungen. Konkret gehört Folgendes häufig zum Nachlass:
- Bargeld
- Sparguthaben
- Wertpapiere
- Fahrzeuge
- Immobilien
- Wertpapiere
- Sammlungen
- Forderungen
- Nutzungsrechte
- Patente
- Gesellschaftsanteile
- Darlehensschulden
- Mietverhältnisse
- Versicherungsverträge
- Steuernachzahlung
Digitaler Nachlass
Der digitale Nachlass bezeichnet die Informationen, die Verstorbene im Internet oder auf lokalen Speichermedien (z. B. Computer-Festplatten oder USB-Sticks) in Form digitaler Daten hinterlassen haben. Dabei handelt es sich regelmäßig um:
- persönliche Daten, wie Fotos, Dokumente oder Medien
- Nutzerkonten (z. B. bei E-Mail-Anbietern, Messengerdiensten, Social-Media-Portalen, Onlinehändlern)
- Online-Guthaben
- Kryptowährungen
Rechtlich wird der digitale Nachlass genauso behandelt wie der materielle Nachlass. Das heißt, dass dieser ebenso an den oder die Erben übergeht. Erben haben somit einen Anspruch auf sämtliche Daten des Verstorbenen und treten in laufende Vertragsverhältnisse.
Zum Problem wird häufig, dass nach dem Tod des Erblassers Zugangsdaten und Passwörter nicht bekannt sind. Bei der Testamentserstellung sollten deshalb im heutigen digitalen Zeitalter auch diese Daten hinterlegt werden.
Nachlass regeln
Personen jedes Alters sollten ihren Nachlass rechtzeitig durch eine letztwillige Verfügung regeln. Gibt es kein Testament oder keinen Erbvertrag, tritt die gesetzliche Erbfolge ein. Das bedeutet, dass der Erbe bzw. die Erben nach den Regeln des Bürgerlichen Gesetzbuches bestimmt werden. Möchten Sie das verhindern, müssen Sie selbstständig eine andere Regelung für den Nachlass treffen.
Sie können dabei frei über den Besitz verfügen und z. B. auch einen Teil des Nachlasses an eine gemeinnützige Organisation spenden. In diesem Fall haben bestimmte gesetzliche Erben, wie Ehepartner und eigene Kinder, dennoch einen Anspruch auf den sogenannten Pflichtteil. Dieser entspricht der Hälfte des Werts vom Nachlass, den sie aufgrund der gesetzlichen Erbfolge erhalten würden.
Gibt es keine Erben oder schlagen alle Erben die Erbschaft aus, geht der Nachlass an den Staat.
Erbschaft annehmen oder Erbschaft ausschlagen
Sobald eine Person davon erfährt, dass er oder sie Erbe ist, bleiben sechs Wochen Zeit für die Entscheidung: Erbschaft annehmen oder ausschlagen? Unternimmt man während dieser Zeit nichts, ist die Erbschaft automatisch angenommen. Ansonsten kann man innerhalb der sechs Wochen das Erbe aktiv annehmen bzw. ausschlagen.
Wer die Erbschaft annimmt, muss eventuell vorhandene Nachlassverbindlichkeiten übernehmen. Das heißt, der Erbe oder die Erben müssen z. B. auch etwaige Schulden begleichen, die der Verstorbene zu Lebzeiten gemacht hat. Die Forderungen von Gläubigern bestehen nämlich direkt gegenüber dem Erben. Übersteigen die Schulden den Wert des Nachlasses muss der Erbe bzw. müssen die Erben diese mit ihrem eigenen Vermögen begleichen.
Weiß man, dass der Erblasser Schulden hatte, ist die Ausschlagung des Erbes besonders zu bedenken. Erben haben das Recht, Einsicht in Bankkonten, Versicherungen oder andere Geschäftsbeziehungen des Verstorbenen zu nehmen und sich so einen Überblick zu verschaffen. In der Regel ist dazu ein Erbschein erforderlich. Die Erbenstellung können Erben auch mit einem gegebenenfalls vorhandenen notariellen Testament oder Erbvertrag nachweisen.
Die Erbannahme kann formlos sein, indem man z. B. einfach die Sechs-Wochen-Frist abwartet. Erklärt man vor Ablauf der Frist die Annahme, ist danach keine nachträgliche Ausschlagung mehr möglich.
Die Erbausschlagung hingegen muss persönlich gegenüber dem Nachlassgericht erklärt werden oder gegenüber einem Notar. Dieser leitet die Erklärung an das Nachlassgericht weiter. Dieses nimmt die Ausschlagung in die Nachlassakte auf.
Nachlassgericht
Die Aufgabe des Nachlassgerichts ist die Abwicklung der Nachlassangelegenheiten. Dazu gehört z. B.:
- Verwahrung von Testamenten
- Testamentseröffnung bzw. von Erbverträgen
- Unterrichtung der Erben
- Ausstellung von Erbscheinen
- Führen der Nachlassakte
Stehen (noch) keine Erben fest, übernimmt das Nachlassgericht außerdem die Nachlasspflegschaft bzw. bestellt einen Nachlasspfleger. Das zuständige Nachlassgericht ist regelmäßig das Amtsgericht in dem Bezirk, in dem der Verstorbene seinen letzten Wohnsitz bzw. in dem er sich zuletzt aufgehalten hatte.
Entscheidungen des Nachlassgerichts lassen sich mit einer Beschwerde überprüfen. Diese ist beim Oberlandesgericht zu erheben, in dessen Bezirk sich das Nachlassgericht befindet.
Nachlasspfleger
Die Nachlassverwaltung oder Nachlasspflegschaft wird durch das Nachlassgericht angeordnet. Damit soll der Nachlass gesichert werden, bis ein Erbe die Erbschaft angenommen hat oder bis der bisher unbekannte Erbe ermittelt ist. Der Nachlasspfleger ist somit der gesetzliche Vertreter des Erben. Zu seinen Aufgaben gehören:
- Ermittlung des oder der Erben
- Bezahlung der Bestattungskosten
- Beendigung des Mietverhältnisses des Erblassers
- Kontakt mit etwaigen Gläubigern
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Rechtstipps zu "Nachlass"
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28.03.2024 Rechtsanwältin Lana Berloznik„… und ein Erbvertrag dienen beide dazu, den Nachlass zu regeln. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass ein Erbvertrag von beiden Seiten unterzeichnet werden muss und eine sofortige rechtliche Bindung …“ Weiterlesen
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28.03.2024 Rechtsanwalt Prof. Dr. Wolfgang Böh„… % in den Nachlass der Schenker zurückfällt. Das andere Kind, das die 40% behalten darf, würde bei den Erbfällen beider Eltern an diesen insgesamt 40% partizipieren und überquotal bedacht werden. Idee 9 …“ Weiterlesen
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27.03.2024 Rechtsanwalt und Notar Andreas Krau„… Betreuer war und danach die Abwicklung des Nachlasses übernommen hat, verpflichtet ist, umfassende Auskünfte über den Bestand und Verbleib des Nachlasses zu erteilen. Der Kläger, ebenfalls Miterbe …“ Weiterlesen
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27.03.2024 Rechtsanwältin Kathrin Fedder-Wendt„… des Pflichtteilsanspruchs unterlassen. Eine Enterbung der Kinder ist bei großen Nachlässen allerdings erbschaftsteuerlich misslich, denn den enterbten Kindern geht der Freibetrag (aktuell € 400.000 …“ Weiterlesen
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25.03.2024 Rechtsanwalt und Notar Andreas Krau„… grundsätzlich mit dem Nachlass und seinem eigenen Vermögen haftet. Um sein eigenes Vermögen zu schützen, muss der Erbe jedoch aktive Maßnahmen ergreifen, um die Haftung zu beschränken. Die Haftung des Erben …“ Weiterlesen
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24.03.2024 Rechtsanwalt Dr. Thorsten Krause„… der nachlassenden Windstärke das Boot verließ, ist unwiderlegt geblieben. Es kommt nicht darauf an, ob er - nach der Einlassung der Klägerin - das Schiff auf einem Beiboot umfuhr. Das grob …“ Weiterlesen
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22.03.2024 Rechtsanwalt Dr. Rainer Freudenberg LL.M.„… kann durch Testament oder Erbvertrag enterbt werden. Bei erfolgter Erbeinsetzung kann sie die Erbschaft ausschlagen , um den Zugriff von Gläubigern auf den Nachlass zu verhindern. Alternativ …“ Weiterlesen
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22.03.2024 Rechtsanwalt Prof. Dr. Wolfgang Böh„… . Er ist nicht mit den gemeinsamen Kindern in einer Erbengemeinschaft, sondern darf über den Nachlass allein entscheiden. Das ist der prägende Vorteil des Berliner Testaments. Ein solch erbrechtlicher Vorteil …“ Weiterlesen
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21.03.2024 Rechtsanwalt Prof. Dr. Wolfgang Böh„… Pflichtteilsansprüche orientieren sich am Bestand und Wert des Nachlasses zum Todestag. Ist eine Immobilie bereits verschenkt, ist sie nicht mehr Gegenstand des Pflichtteilsanspruchs. Damit …“ Weiterlesen
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20.03.2024 Rechtsanwalt Dr. Michael Lingenberg LL.M. oec.„… , dass sie nicht im rechtlich zutreffenden Sinne verwendet worden ist und wurden lediglich Verfügungen über einzelne Nachlassbestandteile getroffen, die aber den gesamten Nachlass erschöpfen, ist nach ganz allgemeiner …“ Weiterlesen
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20.03.2024 Rechtsanwalt Prof. Dr. Wolfgang Böh„… , die als Miterbinnen zu je 1/3 geerbt haben. Der Nachlass war sehr werthaltig und besteht unter anderem aus einer gut gelegenen Wohnimmobilie. Zwei Schwestern sind sich bei der Verwertung der Immobilie einig …“ Weiterlesen
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19.03.2024 Rechtsanwalt Michael Böhler„… subjektiv auf groben Leichtsinn, grobe Nachlässigkeit oder Gleichgültigkeit zurückgeht“. Wenn das Amtsgericht diese Umstände aus sensorischen Eindrücken, hervorgerufen durch Motorgeräusch …“ Weiterlesen
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19.03.2024 Rechtsanwalt Prof. Dr. Wolfgang Böh„… auch dazu, Pflichtteilsansprüche zu reduzieren. Den meisten ist bekannt, dass eine Schenkung zu Lebzeitgen zwar dem Wert nach auf den Nachlass hinzugerechnet wird und damit auch den Pflichtteil erhöht …“ Weiterlesen
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19.03.2024 Rechtsanwältin Christina Bender„… auffordern, die Höhe des Nachlasses offenzulegen. Wenn der Erbe dies nicht freiwillig tut, kann der Anwalt auf Auskunft klagen. In diesem Fall wird der Erbe notfalls mittels Zwangsgeld oder Zwangshaft …“ Weiterlesen
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18.03.2024 Rechtsanwalt Philip Bafteh„… wenn der Fahrzeughalter aus Unachtsamkeit, Irrtum oder einer anderen Form von Nachlässigkeit ohne gültige Haftpflichtversicherung agiert, sieht das Gesetz ein milderes Strafmaß vor. Nach § 6 Abs. 2 PflVG …“ Weiterlesen
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17.03.2024 Rechtsanwalt Dr. Uwe Schlömer„… der Antragsteller den durch künstliche Intelligenz erstellten Text noch selbst ergänzt oder geändert hat. Denn die Frage der Abgrenzung von wissenschaftlicher Nachlässigkeit gegenüber …“ Weiterlesen
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15.03.2024 Rechtsanwalt Dr. Dominic John Patrick Porta„… , welche der Erblasser zu Lebzeiten hatte. Dieser Grundsatz gilt im spanischen Recht genauso. Damit nun aber bei teils überschuldeten Nachlässen keine Gefahr für das persönliche Privatvermögen besteht …“ Weiterlesen
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15.03.2024 Rechtsanwältin Martina Spintig„… gehörende Person als Bezugsberechtigte eingesetzt, so ergibt sich im Erbfall eine sowohl juristisch als auch tatsächlich interessante Situation. Versicherungssumme „läuft am Nachlass vorbei …“ Weiterlesen
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14.03.2024 Rechtsanwältin Vera Zambrano née Mueller„… , wird der 50 %-Anteil des verstorbenen Kontoinhabers Bestandteil seines Nachlasses und rechtmäßig an den gesetzlichen oder gewillkürten Erben oder Erbengemeinschaft aufgeteilt. Als Ex-Ehepartner hat …“ Weiterlesen
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14.03.2024 Rechtsanwältin Yvonne Wagner„… einen klaren Überblick über den Nachlass zu haben, ist es ratsam, ein Nachlassverzeichnis zu erstellen. Dieses sollte sämtliche Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Forderungen auflisten …“ Weiterlesen
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14.03.2024 Rechtsanwalt Dr. Michael Lingenberg LL.M. oec.„… des längerlebenden Ehegatten der gemeinsame Nachlass meist den Kindern zufallen soll. Die Kinder werden in diesem Fall als sogenannte Schlusserben eingesetzt. Dieses Testament bietet dem überlebenden Ehegatten …“ Weiterlesen
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14.03.2024 Rechtsanwältin/avvocato Dr. Ulrike Christine Walter„… schließlich wie diese im Zeitpunkt des Todes des Liegenschaftseigentümers geregelt sein wird. Wenn deutsches Recht auf den Nachlass anzuwenden ist entfällt auch das Problem der von mir in meinem ob …“ Weiterlesen
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12.03.2024 Rechtsanwalt Dennis Christian Fast„… der Einheitslösung erbt der Vorerbe zwar auch den gesamten Nachlass, ist aber im Gegensatz zum Vollerben in seinen Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt. Er kann mit dem ererbten Vermögen nicht nach Belieben verfahren …“ Weiterlesen