Anydesk, Teamviewer & Co.: Durch unbemerkten Fernzugriff Datendiebstahl und unberechtigte Überweisungen.

  • 9 Minuten Lesezeit

1. Unerkannter Fernzugriff über Remote Software

In unserer zunehmend digitalisierten Welt gewinnt der Fernzugriff auf Computer und Netzwerke über Remote Software immer mehr an Bedeutung. Tools wie Anydesk, Teamviewer und ähnliche Programme ermöglichen es Nutzern, von einem entfernten Standort aus auf einen Computer zuzugreifen, als säßen sie direkt davor. Dies bietet zahlreiche Vorteile, etwa im Bereich des IT-Supports, des Fernarbeitens oder bei der Zusammenarbeit über große Entfernungen. Doch während diese Technologien für Effizienz und Bequemlichkeit im digitalen Zeitalter sorgen, öffnen sie auch Türen für Betrüger und Cyberkriminelle.

Der Fernzugriff über solche Software wird durch das Internet ermöglicht und erfordert in der Regel, dass eine entsprechende Anwendung auf beiden Endgeräten installiert ist. Der Nutzer, der Zugriff erhalten möchte, erhält dann in der Regel einen Zugangscode oder eine ähnliche Authentifizierungsmethode, die es ihm erlaubt, die Kontrolle über das andere Gerät zu übernehmen.

Diese Art von Software ist besonders nützlich für IT-Profis, die technischen Support leisten, ohne physisch anwesend sein zu müssen. Sie können Probleme diagnostizieren, Software installieren oder aktualisieren und Systemeinstellungen ändern, ohne vor Ort zu sein. Dies spart Zeit und Ressourcen und ermöglicht eine schnelle Reaktion auf technische Probleme.

Doch trotz ihrer zahlreichen Vorteile birgt Remote-Software auch erhebliche Risiken. Cyberkriminelle können sie ausnutzen, um unbemerkt Zugriff auf fremde Computer zu erlangen, persönliche Daten zu stehlen oder Schadsoftware zu installieren. Sie nutzen dabei oft soziale Ingenieurstechniken, um Benutzer dazu zu verleiten, ihnen Zugang zu gewähren, indem sie sich als vertrauenswürdige Personen oder Institutionen ausgeben. In den folgenden Abschnitten werden wir untersuchen, wie genau diese Software missbraucht wird und wie Sie sich davor schützen können.


2. Normaler und nützlicher Gebrauch von Fernwartungssoftware

Prinzipiell ist Fernwartungssoftware wie Anydesk und Teamviewer in vielen Bereichen nützlich. 

Sie ermöglicht IT-Support aus der Ferne, Fernzugriff auf Arbeitscomputer oder das Teilen von Bildschirminhalten in Meetings. 

Diese Tools sind unerlässlich für Unternehmen, die standortunabhängiges Arbeiten unterstützen, und für Privatpersonen, die technische Unterstützung benötigen.

Doch auch hier gilt wie nahezu überall, dass die "nützliche" Remote-Software durch Mißbrauch ein gefährliches Werkzeug für Kriminelle sein kann.


3. Missbrauch durch Cyberkriminelle und Betrüger

Obwohl Fernwartungssoftware eine Reihe von Vorteilen bietet, hat ihre zunehmende Verbreitung auch zu einem Anstieg des Missbrauchs durch Cyberkriminelle und Betrüger geführt. Die Flexibilität und Effektivität dieser Tools machen sie zu einem attraktiven Ziel für unautorisierte Aktivitäten. Hier sind einige der häufigsten Methoden des Missbrauchs:

Soziale Ingenieurstechniken

Cyberkriminelle verwenden häufig soziale Ingenieurstechniken, um Opfer zur Installation von Fernwartungssoftware zu verleiten. Sie geben sich als Support-Mitarbeiter großer Technologieunternehmen, Finanzinstitutionen oder sogar als Regierungsbeamte aus. Durch das Vorspiegeln falscher Identitäten überzeugen sie ihre Opfer, dass es einen dringenden Bedarf gibt, auf ihre Computer zuzugreifen, um ein Problem zu lösen.

Phishing-Angriffe

Phishing-Angriffe sind eine weitere gängige Methode, bei der Betrüger gefälschte E-Mails oder Nachrichten versenden, die scheinbar von vertrauenswürdigen Quellen stammen. Diese Nachrichten enthalten oft Links, die den Nutzer dazu auffordern, Fernwartungssoftware zu installieren, unter dem Vorwand, dass dies für einen wichtigen Prozess oder zur Lösung eines Problems notwendig ist.

Installation von Malware

Sobald der Betrüger Zugriff auf den Computer des Opfers hat, kann er Malware installieren. Diese Schadsoftware kann dazu verwendet werden, sensible Informationen zu stehlen, wie Passwörter, Bankdaten oder persönliche Identifikationsinformationen. Diese Daten können dann für Identitätsdiebstahl, unberechtigte finanzielle Transaktionen oder weiteren Betrug genutzt werden.

Unberechtigte finanzielle Transaktionen

Mit dem Zugriff auf die Computer ihrer Opfer sind Cyberkriminelle oft in der Lage, direkte finanzielle Schäden zu verursachen. Sie führen unberechtigte Banküberweisungen durch oder tätigen Online-Käufe, indem sie auf gespeicherte Zahlungsinformationen oder Passwörter zugreifen.

Langfristige Systemkontrolle

In einigen Fällen installieren Betrüger versteckte Programme, die ihnen langfristigen Zugriff auf das System des Opfers ermöglichen. Dies kann für eine kontinuierliche Überwachung, Datendiebstahl oder für den Aufbau eines Botnetzes für koordinierte Cyberangriffe verwendet werden.

Erpressung

Manchmal nutzen Cyberkriminelle den Zugang zu persönlichen Informationen oder sensiblen Daten, um ihre Opfer zu erpressen. Sie drohen damit, kompromittierende Informationen zu veröffentlichen oder den Zugang zu wichtigen Daten zu blockieren, es sei denn, das Opfer zahlt ein Lösegeld.

Beeinträchtigung der Privatsphäre

Der unbefugte Zugriff auf persönliche Geräte durch Cyberkriminelle stellt eine erhebliche Verletzung der Privatsphäre dar. Sie können persönliche Fotos, Dokumente und Kommunikationen einsehen und missbrauchen.

Verwendung als Einfallstor

Einmal im System, können Cyberkriminelle die Fernwartungssoftware als Einfallstor nutzen, um weitere schädliche Aktivitäten im Netzwerk zu entfalten, was insbesondere in Unternehmensumgebungen zu einem erheblichen Sicherheitsrisiko wird.

Angesichts dieser Risiken ist es unerlässlich, sich der potenziellen Gefahren bewusst zu sein und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um sich vor solchen Angriffen zu schützen. Im nächsten Abschnitt werden wir diskutieren, was zu tun ist, wenn Sie vermuten, dass Ihr System kompromittiert wurde.


4. Risiko bei Gewährung von Fernzugriff

Die Gewährung von Fernzugriff auf Ihren Computer birgt erhebliche Risiken, insbesondere wenn dieser Zugriff an unbekannte oder nicht vertrauenswürdige Personen erteilt wird. Hier sind einige der Hauptgefahren und die Auswirkungen, die sie auf Ihr digitales Leben haben können:

Kompromittierung der Systemsicherheit

Wenn Sie einem Fremden Zugriff auf Ihren Computer gewähren, setzen Sie Ihr gesamtes System einem erheblichen Sicherheitsrisiko aus. Cyberkriminelle können diesen Zugriff nutzen, um Malware oder Spyware zu installieren, die nicht nur Ihre persönlichen Daten gefährdet, sondern auch das Potenzial hat, Ihr gesamtes Netzwerk zu infizieren.

Datenverlust und -diebstahl

Einer der größten Bedenken bei der Gewährung von Fernzugriff ist der potenzielle Diebstahl sensibler Daten. Betrüger können Zugriff auf Ihre persönlichen Informationen, finanziellen Details, Passwörter und andere wichtige Dokumente erhalten. Diese Informationen können für Identitätsdiebstahl, Betrug oder andere schädliche Aktivitäten genutzt werden.

Unberechtigte Transaktionen

Durch die Erlaubnis des Fernzugriffs können Betrüger unberechtigte finanzielle Transaktionen durchführen. Sie könnten Zugang zu Ihren Online-Banking-Details erhalten und Geld von Ihren Konten abheben oder betrügerische Käufe tätigen.

Langzeitüberwachung

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass Cyberkriminelle Tools installieren, die eine langfristige Überwachung Ihres Computers ermöglichen. Dies kann bedeuten, dass jede Ihrer Aktionen, von den besuchten Websites bis hin zu den getätigten Online-Transaktionen, überwacht und aufgezeichnet wird, ohne dass Sie es bemerken.

Beeinträchtigung der Geräteleistung

Die Installation unerwünschter Software durch einen unbefugten Fernzugriff kann zu einer Beeinträchtigung der Leistung Ihres Computers führen. Ihr Gerät könnte langsamer werden, unerwartet abstürzen oder ungewöhnliches Verhalten zeigen.

Erpressung und Ransomware

In einigen Fällen könnten Betrüger Ransomware installieren, die Ihre Dateien verschlüsselt und ein Lösegeld für deren Freigabe fordert. Diese Art von Angriff kann nicht nur zu einem finanziellen Verlust führen, sondern auch wichtige Daten unwiederbringlich beschädigen.

Verlust des Privatsphäre

Ein nicht autorisierter Fernzugriff kann zu einem erheblichen Verlust der Privatsphäre führen. Kriminelle können Zugriff auf persönliche Fotos, Dokumente und Kommunikationsverläufe erhalten, die sie für unethische Zwecke nutzen könnten.

Handlungsempfehlungen bei Verdacht auf Kompromittierung

Falls Sie vermuten, dass Ihr Computer durch die Gewährung von Fernzugriff kompromittiert wurde, sollten Sie sofort handeln. Trennen Sie das Gerät vom Internet, führen Sie eine gründliche Sicherheitsüberprüfung durch und konsultieren Sie einen IT-Sicherheitsexperten. Es ist auch wichtig, alle Passwörter zu ändern und Ihre Bank sowie andere relevante Institutionen über den Verdacht auf Sicherheitsverletzungen zu informieren.

Die Gewährung von Fernzugriff sollte immer mit größter Vorsicht behandelt werden. Stellen Sie sicher, dass Sie die Person oder Organisation, der Sie Zugang gewähren, vollständig vertrauen und dass Ihr Computer mit aktuellen Sicherheitsmaßnahmen geschützt ist.


5. Strafanzeige bei unberechtigten Abbuchungen und Datenklau

Falls Sie Opfer von unberechtigten Abbuchungen, Datenklau oder anderweitigen betrügerischen Aktivitäten geworden sind, die durch den Missbrauch von Fernwartungssoftware entstanden sind, ist es entscheidend, umgehend zu handeln. Hier sind die Schritte, die Sie unternehmen sollten:

Sofortige Reaktion

  1. Kontaktieren Sie Ihre Bank: Informieren Sie umgehend Ihre Bank oder das Kreditkartenunternehmen über die unberechtigten Abbuchungen. Die meisten Banken haben spezielle Abteilungen, die sich mit Betrugsfällen befassen. Sie können Transaktionen stoppen, Konten einfrieren und dabei helfen, Ihr Geld zurückzuerhalten.

  2. Ändern Sie Ihre Passwörter: Ändern Sie sofort alle Passwörter, insbesondere die von Online-Banking, E-Mail-Konten und anderen wichtigen Diensten. Verwenden Sie starke, einzigartige Passwörter für jedes Konto.

  3. Überprüfen Sie Ihre Konten: Überwachen Sie alle Ihre Konten genau auf weitere verdächtige Aktivitäten. Dies schließt nicht nur Bankkonten ein, sondern auch Online-Dienste und E-Mail-Konten.

Strafanzeige erstatten

  1. Erstatten Sie Strafanzeige: Gehen Sie zur nächsten Polizeidienststelle und erstatten Sie Anzeige. Cyberkriminalität ist ein ernsthaftes Verbrechen, und die Polizei hat spezielle Einheiten, die sich damit befassen. Halten Sie alle relevanten Informationen bereit, wie z.B. den Zeitpunkt der unberechtigten Zugriffe, die Art der durchgeführten Transaktionen und alle Kommunikationen mit den Betrügern.

  2. Beweise sichern: Sichern Sie alle Beweise, die mit dem Vorfall zusammenhängen. Dazu gehören E-Mail-Korrespondenz, Transaktionsbelege, Log-Dateien von Fernzugriffssoftware und jegliche andere relevante Dokumente.

  3. Kontaktaufnahme mit einer Verbraucherzentrale: Eine Verbraucherzentrale kann zusätzliche Beratung und Unterstützung anbieten, insbesondere in Bezug auf Ihre Rechte und die nächsten Schritte.

Rechtliche Schritte und professionelle Hilfe

  1. Engagieren Sie einen Rechtsanwalt: Ein Anwalt, der sich auf Cyberkriminalität oder Betrugsfälle spezialisiert hat, kann Ihnen dabei helfen, Ihre Rechte zu verstehen und Sie durch den rechtlichen Prozess zu führen. Er kann auch bei der Wiederbeschaffung von verlorenen Geldern behilflich sein.

  2. Informieren Sie andere betroffene Parteien: Falls Ihre persönlichen Daten kompromittiert wurden, informieren Sie auch andere betroffene Parteien, wie z.B. Ihre Arbeitsstelle, wenn Sie befürchten, dass auch Unternehmensdaten betroffen sein könnten.

  3. Überwachung der Kreditwürdigkeit: Erwägen Sie, einen Dienst zur Überwachung Ihrer Kreditwürdigkeit zu nutzen, um sicherzustellen, dass Ihre gestohlenen Informationen nicht für Identitätsdiebstahl verwendet werden.

Präventive Maßnahmen

  1. Sensibilisierung: Nutzen Sie die Erfahrung, um andere zu sensibilisieren. Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit Freunden und Familie, um sie vor ähnlichen Betrügereien zu schützen.

  2. Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen: Stärken Sie die Sicherheit Ihrer digitalen Geräte und Konten. Nutzen Sie Sicherheitssoftware, aktivieren Sie Zwei-Faktor-Authentifizierung, wo immer es möglich ist, und halten Sie Ihre Software stets auf dem neuesten Stand.

Der Umgang mit den Folgen von Cyberkriminalität kann eine Herausforderung sein, aber ein proaktives und informiertes Vorgehen ist entscheidend, um Ihre Rechte zu schützen und weitere Schäden zu verhindern.


6. Fazit

Der Einsatz von Fernwartungssoftware wie Anydesk und Teamviewer hat in der digitalen Ära zahlreiche Vorteile gebracht, ist aber gleichzeitig mit signifikanten Risiken verbunden. Der Missbrauch dieser Technologien durch Cyberkriminelle und Betrüger stellt eine ernsthafte Bedrohung dar, die nicht unterschätzt werden darf.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fernwartungssoftware ein mächtiges Werkzeug ist, das sowohl für produktive als auch für schädliche Zwecke genutzt werden kann. Ein bewusster und sicherheitsorientierter Umgang mit dieser Technologie ist unerlässlich, um die Vorteile zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren. Indem Sie wachsam bleiben und proaktive Schritte unternehmen, können Sie sich und Ihre Daten schützen und dazu beitragen, die digitale Welt sicherer zu machen.

Lesen Sie auch folgende Artikel:

Anlagebetrug: Kryptowährungen und Kryptotransaktionen nachverfolgen und rekonstruieren. So geht´s.

Betrug über WhatsApp, Telegram und Co.: Die digitalen Kommunikationswerkzeuge der Cyberkriminellen und Betrüger.

Anlagebetrug: Wohin sind meine Gelder geflossen? Möglichkeiten der Nachverfolgung mit Behörden und Software.



Dieser Artikel stellt keine konkrete und individuelle Rechtsberatung dar, sondern gibt lediglich einen groben Erstüberblick über die geschilderte und sehr komplexe rechtliche Materie. Rechtliche Sicherheit für Ihre konkrete Fallkonstellation können Sie nur durch abgestimmte Prüfung und Beratung eines fachkundigen Rechtsanwalts erhalten. 

Gerne stehe ich Ihnen als Rechtsanwalt und Fachanwalt für eine rechtliche Beurteilung und Einschätzung Ihres Falles zur Verfügung und begleite und unterstütze Sie bei internationalen Finanztransaktionen, Kapitalanlagen und Kapitalanlagebetrug. Kontaktieren Sie mich gerne telefonisch oder schreiben Sie mich an.

Ich berate bundesweit vor Ort oder via Zoom als Fachanwalt in den Rechtsgebieten Gesellschaftsrecht, Steuerrecht, Insolvenzrecht und Bank- und Kapitalmarktrecht, insbesondere in den Städten und Großräumen um Stuttgart, Heilbronn, Karlsruhe, Freiburg, Ulm, Augsburg, München, Frankfurt, Wiesbaden, Saarbrücken, Kaiserslautern, Bonn, Wuppertal, Duisburg, Nürnberg, Münster, Saarbrücken, Düsseldorf, Köln, Dortmund, Hannover, Kassel, Leipzig, Dresden, Bremen, Hamburg und Berlin.




#Anydesk #Teamviewer #Anydesk #Teamviewer #Cyberkriminalität #Betrüger #Kryptowährungen #unseriöseAnbieter #Bankrecht #Kapitalmarktrecht #Anlagebetrug #Kapitalanlagebetrug #BetrugGeldanlage #Geldanlage #Festgeld #Kapitalanlage ##bafin #Aufsichtsbehörde #GelderSichern #Finanztransaktionen #Geldtransaktionen #internationaleZahlungen #Meldepflicht #Anzeigepflicht #GWG #BundeszentralamtfürSteuern #Bafin #Geldwäsche #Geldtransfer #Ausland #Fachanwalt #Rechtsanwalt #Anwalt #Spezialist

Foto(s): Dr. Holger Traub generiert über ChatGPT

Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Weitere Rechtstipps von Rechtsanwalt Dr. iur. Holger Traub - Dipl. Kfm.

Beiträge zum Thema