Aval: Was ist ein Aval, welchen Sinn und Zweck hat es und wie funktioniert ein Aval? Rechtsanwalt Bankrecht.

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Avale und deren Verwendung

In der dynamischen Welt der Wirtschaft und des Handels spielen Sicherheiten und Garantien eine entscheidende Rolle. Sie sind das Rückgrat vieler geschäftlicher Transaktionen und tragen wesentlich dazu bei, Vertrauen zwischen den beteiligten Parteien aufzubauen. Ein solches Instrument der finanziellen Absicherung, das in der Geschäftswelt häufig zum Einsatz kommt, ist das Aval. Obwohl es ein grundlegendes Element im Bankwesen und in der Unternehmensfinanzierung darstellt, bleibt das Aval für viele außerhalb dieser Branchen ein eher unbekanntes oder missverstandenes Konzept.

Das Ziel dieses Blogartikels ist es daher, etwas Licht in das Dunkel des Avalwesens zu bringen. Es wird darauf eingegangen, was ein Aval genau ist, wie es funktioniert, welche rechtlichen Grundlagen und Konsequenzen es hat, wer es verwendet und wie die Abwicklung erfolgt. Darüber hinaus werden konkrete Beispiele für die Anwendung von Avalen in der Praxis benannt.

Diese Informationen sind besonders wertvoll für Rechtsratsuchende, Unternehmer und alle, die in irgendeiner Form mit Geschäftsfinanzierungen und -transaktionen zu tun haben. Ein tiefgreifendes Verständnis des Avalwesens kann entscheidend sein, um finanzielle Risiken zu minimieren und die eigene Position in Verhandlungen zu stärken. Dies gilt insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit.


Was ist ein Aval und wie funktioniert es?

Ein Aval ist ein Finanzinstrument, das in der Form einer Bürgschaft oder Garantie auftritt und vorwiegend von Banken angeboten wird. Es handelt sich hierbei um ein Kreditersatzgeschäft, bei dem die Bank nicht direkt finanzielle Mittel bereitstellt, sondern eine Verpflichtung zur Zahlung übernimmt, falls der Avalkreditnehmer seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommt.

In der Praxis bedeutet dies, dass eine Bank auf Antrag eines Kunden (des Avalkreditnehmers) gegenüber einem Dritten (dem Begünstigten) eine Haftung für eine bestimmte Verbindlichkeit oder Leistung des Kunden übernimmt. Dies kann beispielsweise die Zahlung einer Schuld, die Erfüllung eines Vertrages oder die Leistung einer Kaution sein. Das Aval dient somit als Sicherheitsleistung und erhöht die Kreditwürdigkeit des Kunden gegenüber dem Begünstigten.

Die Besonderheit des Avalkredits liegt in seiner Abstraktheit. Das bedeutet, dass die Verpflichtung der Bank aus dem Aval unabhängig von der zugrunde liegenden Hauptforderung besteht. Dies wird in Deutschland unter anderem durch § 765 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) geregelt, der die Bürgschaft definiert. Weiterhin sind die §§ 349, 350 HGB (Handelsgesetzbuch) relevant, die die Selbstschuldnerische Bürgschaft von Kaufleuten behandeln, ein häufiger Fall bei Avalkrediten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass das Aval für die Bank ein risikoarmes Geschäft darstellt, da sie nur im Falle der Nichterfüllung der Verbindlichkeit durch den Kunden in Anspruch genommen wird. Für die Übernahme dieses Risikos verlangt die Bank eine Avalprovision, deren Höhe sich nach dem Risiko und der Laufzeit des Avalkredits richtet.


Rechtsnatur und Rechtsfolgen eines Aval

Die Rechtsnatur des Aval unterscheidet sich grundlegend von anderen Finanzinstrumenten. Ein Aval ist rechtlich gesehen eine Bürgschaft oder Garantie, die von einer Bank oder einem Finanzinstitut zugunsten eines Dritten (des Begünstigten) gegeben wird. Es handelt sich um ein abstraktes Schuldversprechen, das bedeutet, die Verpflichtung der Bank aus dem Aval ist unabhängig von der zugrunde liegenden Hauptforderung.

Die Rechtsfolgen eines Aval ergeben sich direkt aus seiner Natur als Bürgschaft oder Garantie. Im Falle, dass der Avalkreditnehmer seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, kann der Begünstigte direkt die Bank in Anspruch nehmen. Die Bank muss dann die vereinbarte Leistung erbringen, was in der Regel die Zahlung eines Geldbetrages bedeutet.

Eine wichtige Rechtsfolge ist, dass die Bank, nachdem sie aufgrund des Aval in Anspruch genommen wurde, einen Rückgriffsanspruch gegen den Avalkreditnehmer hat. Das bedeutet, die Bank kann den Betrag, den sie an den Begünstigten gezahlt hat, vom Avalkreditnehmer zurückfordern.

Ein Aval stellt quasi eine "Rückversicherung" dar.


Von wem wird das Aval verwendet?

Das Aval wird hauptsächlich von Unternehmen und Selbstständigen genutzt, die für ihre geschäftlichen Aktivitäten zusätzliche Sicherheiten benötigen. Diese Sicherheiten sind oft erforderlich, um Vertrauen bei Geschäftspartnern zu schaffen, Risiken zu minimieren und die Durchführung von Transaktionen zu erleichtern. 

Die Anwendungsbereiche sind vielfältig und reichen von internationalen Handelsgeschäften über Bauprojekte bis hin zu öffentlichen Ausschreibungen.

  1. Unternehmen im internationalen Handel: Hier werden Avale oft als Zahlungsgarantien oder zur Absicherung von Vertragserfüllungen verwendet. Sie dienen dazu, das Risiko von Nichtzahlung oder Nichtlieferung zu minimieren.

  2. Bauunternehmen und Auftragnehmer: In der Baubranche werden Avale häufig als Sicherheit für die Erfüllung von Bauverträgen oder als Gewährleistungsbürgschaften nach Fertigstellung eines Projekts genutzt.

  3. Öffentliche und private Ausschreibungen: Unternehmen, die an Ausschreibungen teilnehmen, nutzen oft Avale als Bietungsgarantien, um ihre Ernsthaftigkeit und finanzielle Zuverlässigkeit zu demonstrieren.

  4. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU): Diese Unternehmen nutzen Avale häufig als Kreditgarantien, um ihre Kreditwürdigkeit gegenüber Banken zu verbessern.

  5. Selbstständige und Freiberufler: Auch in diesen Bereichen können Avale zum Einsatz kommen, beispielsweise als Mietgarantien für Geschäftsräume.


Abwicklung eines Aval

Die Abwicklung eines Avalgeschäfts ist ein mehrstufiger Prozess, der sowohl für den Avalkreditnehmer als auch für die Bank bestimmte Schritte und rechtliche Überlegungen beinhaltet. Hier ist eine detaillierte Darstellung des Prozesses:

  1. Antragsstellung: Der Prozess beginnt mit der Antragsstellung durch den Kunden (Avalkreditnehmer) bei seiner Bank. Der Kunde legt dar, für welchen Zweck das Aval benötigt wird und welche Art von Sicherheit gestellt werden soll.

  2. Bonitätsprüfung und Risikoanalyse: Die Bank führt eine Bonitätsprüfung des Kunden durch. Dies beinhaltet die Bewertung der finanziellen Lage des Kunden und des Risikos, das mit der Ausstellung des Aval verbunden ist. Die Bank prüft auch, ob der Kunde die Voraussetzungen für die Gewährung eines Avalkredits erfüllt.

  3. Avalvertrag: Nach positiver Prüfung schließt die Bank mit dem Kunden einen Avalvertrag ab. Dieser Vertrag regelt die Bedingungen des Aval, einschließlich der Höhe, Laufzeit, und der Avalprovision.

  4. Ausstellung der Avalurkunde: Die Bank stellt eine Avalurkunde aus, die als Nachweis der Bürgschaft oder Garantie dient. Diese Urkunde wird dem Begünstigten vorgelegt, um die Sicherheit zu dokumentieren.

  5. Inanspruchnahme des Aval: Falls der Avalkreditnehmer seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, kann der Begünstigte das Aval in Anspruch nehmen. Die Bank ist dann verpflichtet, die vereinbarte Leistung zu erbringen.

  6. Rückgriff der Bank: Nach der Leistung an den Begünstigten hat die Bank einen Rückgriffsanspruch gegen den Avalkreditnehmer. Dies bedeutet, dass die Bank den ausgezahlten Betrag vom Kunden zurückfordern kann.


10 Beispiele für die Verwendung von Avalen

Avale sind vielseitige Instrumente, die in verschiedenen Geschäftsbereichen eingesetzt werden können. Hier sind zehn konkrete Beispiele für ihre Anwendung:

  1. Bietungsgarantien: Bei öffentlichen Ausschreibungen oder großen Projekten sichern Bietungsgarantien das Angebot eines Unternehmens ab und gewährleisten, dass das Unternehmen im Falle des Zuschlags den Vertrag auch tatsächlich erfüllt.

  2. Anzahlungsgarantien: Sie sichern die Rückzahlung von Anzahlungen ab, falls der Lieferant oder Dienstleister die vereinbarten Leistungen nicht erbringt.

  3. Liefer- und Leistungsgarantien: Diese garantieren, dass ein Unternehmen seine vertraglichen Verpflichtungen hinsichtlich Qualität und Zeitrahmen der Lieferung oder Leistung erfüllt.

  4. Gewährleistungsgarantien: Nach Fertigstellung eines Projekts sichern diese Garantien die Mängelbeseitigung innerhalb der Gewährleistungsfrist ab.

  5. Mietgarantien: Sie dienen als Sicherheit für die Erfüllung von Mietverpflichtungen, insbesondere bei Geschäftsimmobilien.

  6. Zollgarantien: Diese ermöglichen die Stundung von Zollgebühren bei der Einfuhr von Waren.

  7. Prozessbürgschaften: Sie werden im Rahmen von Rechtsstreitigkeiten eingesetzt, um beispielsweise die Vollstreckung eines Urteils zu verhindern, solange noch Rechtsmittel eingelegt werden können.

  8. Kreditgarantien: Banken stellen diese Garantien für Kredite aus, um das Ausfallrisiko für den Kreditgeber zu verringern.

  9. Umweltgarantien: Sie dienen zur Absicherung von Risiken, die mit Umweltauflagen oder -schäden verbunden sind.

  10. Vertragserfüllungsgarantien: Diese garantieren die vollständige und ordnungsgemäße Erfüllung von Vertragsbedingungen in verschiedenen Branchen, insbesondere im Baugewerbe.


Fazit

Das Aval ist ein vielseitiges und wichtiges Instrument im Geschäftsverkehr, das Unternehmen und Selbstständigen ermöglicht, ihre finanziellen Verpflichtungen und Risiken effektiv zu managen. Durch die Bereitstellung zusätzlicher Sicherheiten stärkt es das Vertrauen zwischen Geschäftspartnern und erleichtert die Abwicklung von Transaktionen. Obwohl es primär ein banktechnisches Produkt ist, hat das Aval weitreichende rechtliche und wirtschaftliche Implikationen, die es zu einem unverzichtbaren Bestandteil im modernen Geschäftsleben machen.


Dieser Artikel stellt keine konkrete und individuelle Rechtsberatung dar, sondern gibt lediglich einen groben Erstüberblick über die geschilderte und sehr komplexe rechtliche Materie. Rechtliche Sicherheit für Ihre konkrete Fallkonstellation können Sie nur durch abgestimmte Prüfung und Beratung eines fachkundigen Rechtsanwalts erhalten. 


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Foto(s): Dr. Holger Traub generiert über Midjourney

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