​Das neue Staatsangehörigkeitsgesetz tritt bald in Kraft!

  • 7 Minuten Lesezeit

Der Beitrag wird in deutscher sowie englischer Sprache veröffentlicht

Das neue Gesetz zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts (StAG), das am 26.03.2024 verkündet wurde und am 27.06.2024 in Kraft tritt, bringt wesentliche Änderungen für Ausländer, die die deutsche Staatsbürgerschaft anstreben. 

Was bleibt wie bis vorher als Voraussetzung für die Einbürgerung?

Die Voraussetzungen für die Einbürgerung, wie Klärung von Identität und Staatsangehörigkeit, grundsätzlich unbeschränktes Aufenthaltsrecht, keine Straftaten, Kenntnisse der deutschen Sprache sowie der Rechts- und Gesellschaftsordnung Deutschlands bleiben bestehen. 

Was ist neu und besser für die Ausländer?

Neu ist die Verkürzung der notwendigen Dauer des rechtmäßigen Aufenthalts von bisher 8 Jahren auf 5 Jahre und bei besonderer Integration auf 3 Jahre. Auch die Dauer für den Erwerb der Staatsbürgerschaft durch Geburt wird von 8 auf 5 Jahre verkürzt, und Mehrfachstaatsangehörigkeiten werden künftig akzeptiert. Eine potenzielle Verschlechterung sieht das Gesetz in Bezug auf die Sicherung des Lebensunterhalts vor. 

Was ist neu und unter Umständen schlechter für die Ausländer?

Künftig können bestimmte Gruppen von Einbürgerungsbewerbern, darunter wie etwa behinderte Menschen, Rentner, pflegende Angehörige, Personen, die sozialrechtlich nicht erwerbsverpflichtet sind (insbesondere wegen ihres Alters, ihres Gesundheitszustands oder ihrer sozialen Situation) oder Alleinerziehende, die Sozialleistungen beziehen, nicht mehr ohne Weiteres nach § 10 StAG eingebürgert werden, es sei denn, sie fallen unter spezifische Ausnahmen wie das Gastarbeiter- oder das Vollzeitbeschäftigung-Privileg. 

Und was, wenn man seinen Antrag auf Einbürgerung schon letztes Jahr (2023) gestellt hat?

Für Anträge, die bis zum 23.08.2023 gestellt wurden, kann noch das alte Recht angewendet werden, was die Einbürgerung ohne Sicherung des Lebensunterhalts erleichtern könnte. 

Ein Beispiel: Herr Mustermann möchtet eingebürgert werden. Aufgrund seiner Krankheit könnte er aber in den letzten 8 Jahre tatsächlich nicht arbeiten und war auf die Hilfe des Staates angewiesen. Seinen Antrag auf Einbürgerung hat er am 01.08.2023 gestellt. Die Einbürgerungsbehörde hat bis heute nicht über seinen Antrag entschieden. Auch wenn ab 27.06.2024 das neue Gesetz in Kraft tritt und Herr Mustermann dann nach dem neuen Gesetz nicht nach § 10 StAG eingebürgert werden könnte (weil sein Lebensunterhalt nicht gesichert ist), kann er sich auf dem alten Gesetz berufen, sodass er trotz nicht arbeiten und Krankheit eingebürgert werden kann.

Und wenn ich mich nicht ab 27.06.2024 auf das alte Gesetz berufen kann?

Sollte man sich nicht auf das alte Gesetz berufen können und das neue § 10 StAG ist nicht anwendbar, weil man zum Beispiel trotz langjährige Krankheit nicht arbeiten und auf Hilfe des Staates angewiesen ist, bleibt nur noch die Möglichkeit, dass man nach Ermessen der Einbürgerungsbehörde nach § 8 StAG eingebürgert wird, wenn man zu den oben genannten Gruppen gehört. Das Negative an § 8 StAG ist, dass im Gegensatz zu § 10 StAG die Behörde bei einer Einbürgerung nach § 8 StAG mehr Spielraum hat, um festzustellen, ob man trotz Krankheit und Arbeitsunfähigkeit eingebürgert werden kann, was je nachdem in welchem Bundesland man lebt nach politischen Willen anderes sein kann.

Und wie ist es mit der Bearbeitungszeit meines Antrags auf Einbürgerung?

Aus unserer Erfahrung bis heute, muss man leider sagen, dass die Einbürgerungsbehörden sich durchschnittlich bis zu 1,5 Jahren Zeit lassen, bis man eingebürgert wird. Ab 27.06.2024 ist zu erwarten, dass sich die Bearbeitungszeit extrem erhöht, also bis erfahrungsgemäß zu 3 Jahren, weil dann alle Ausländer, egal aus welchem Land, ihre bisherige Staatsangehörigkeit/-en behalten dürfen. Das wird dazu führen, dass vor allem die türkischen Staatsbürger einen Antrag auf Einbürgerung stellen und weil die Behörden in der Regel nicht genug Personal für die Bearbeitung der Anträge haben, wird es bis zu 3 Jahren oder noch länger dauern. 

Und wie kann ich das Einbürgerungsverfahren beschleunigen, um schneller eingebürgert zu werden?

Professionelle Beratung und Unterstützung durch Anwälte können den Einbürgerungsprozess beschleunigen. Durch Anwälte kann man den Einbürgerungsprozess sowohl außergerichtlich als auch letztendlich gerichtlich beschleunigen, sodass bis heute unsere Mandanten in der Regel unter 1 Jahr eingebürgert worden sind. 

Fazit:

Vorteil des neuen Gesetzes ist unter anderem: Hinnahme von Mehrstaatigkeit und Verkürzung der geforderten Aufenthaltszeiten für Einbürgerung und Abstammungserwerb.

Nachteil des neuen Gesetzes ist: massive Verschlechterung durch die grundlose Änderung von § 10 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 StAG (nach dem Motto: wer nicht arbeitet, kann nicht eingebürgert werden) und längere Bearbeitungszeiten ohne anwaltliche Hilfe.

Unsere Kanzlei hat im Bereich der Einbürgerung mehr als 4 Jahren Erfahrung. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf und wir helfen Ihnen gerne weiter, damit Sie so schnell wie möglich eingebürgert werden!

The article is published in German and English


The new Act on the Modernization of Citizenship Law (StAG), which was promulgated on 26.03.2024 and comes into force on 27.06.2024, brings significant changes for foreigners seeking German citizenship. 


What remains the same as before as a requirement for naturalization?
The requirements for naturalization, such as clarification of identity and citizenship, basically unlimited right of residence, no criminal offences, knowledge of the German language and of Germany's legal and social order, remain the same. 


What is new and better for foreigners?
What is new is the reduction of the required period of legal residence from 8 years to 5 years and, in the case of special integration, to 3 years. The period for acquiring citizenship by birth has also been reduced from 8 to 5 years, and multiple citizenships will be accepted in future. The law provides for a potential deterioration in terms of securing a livelihood. 


What is new and possibly worse for foreigners?
In future, certain groups of naturalization applicants, including disabled people, pensioners, family carers, people who are not obliged to work under social law (in particular due to their age, state of health or social situation) or single parents who receive social benefits, will no longer be able to be naturalized without further ado under Section 10 StAG, unless they fall under specific exceptions such as the guest worker or full-time employment privilege. 


And what if you applied for naturalization last year (2023)?
For applications submitted before 23.08.2023, the old law can still be applied, which could facilitate naturalization without securing a livelihood. 
An example: Mr. Mustermann would like to be naturalized. However, due to his illness, he has not actually been able to work for the last 8 years and has been dependent on help from the state. He submitted his application for naturalization on 01.08.2023. The naturalization authority has not yet decided on his application. Even if the new law comes into force on 27.06.2024 and Mr Mustermann could not be naturalized under the new law (because his livelihood is not secured), he can invoke the old law so that he can be naturalized despite not working and being ill.


And if I cannot invoke the old law from 27.06.2024?
If you cannot invoke the old law and the new Section 10 StAG is not applicable because, for example, you are not working despite having been ill for many years and are dependent on state assistance, the only remaining option is to be naturalized at the discretion of the naturalization authority in accordance with Section 8 StAG if you belong to one of the groups mentioned above. The negative aspect of § 8 StAG is that, in contrast to § 10 StAG, the authorities have more leeway when naturalizing under § 8 StAG to determine whether you can be naturalized despite illness and inability to work, which can be different depending on which federal state you live in according to political will.


And what about the processing time for my application for naturalization?
From our experience to date, it must unfortunately be said that the naturalization authorities take up to 1.5 years on average until you are naturalized. From 27.06.2024, the processing time is expected to increase dramatically, i.e. up to 3 years according to our experience, because all foreigners, regardless of their country of origin, will then be allowed to retain their previous citizenship(s). This will lead to Turkish citizens in particular applying for naturalization and because the authorities generally do not have enough staff to process the applications, it will take up to 3 years or even longer. 


And how can I speed up the naturalization process in order to be naturalized more quickly?

Professional advice and support from lawyers can speed up the naturalization process. Lawyers can speed up the naturalization process both out of court and ultimately in court, so that to date our clients have usually been naturalized in less than 1 year. 


Conclusion:

One of the advantages of the new law is Acceptance of multiple nationality and shortening of the required residence periods for naturalization and acquisition of descent.
The disadvantage of the new law is: massive deterioration due to the unfounded amendment of § 10 para. 1 sentence 1 no. 3 StAG (according to the motto: those who do not work cannot be naturalized) and longer processing times without legal assistance.

Our law firm has more than 4 years of experience in the field of naturalization. Get in touch with us and we will be happy to help you so that you can be naturalized as quickly as possible!


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Beiträge zum Thema