Erbschaft der Stiefkinder möglich? Was Sie wissen sollten - Teil I - GER/ENG Version

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Erbschaft der Stiefkinder möglich? Was Sie wissen sollten - Teil I

Heutzutage entstehen oft Patchwork-Familien, in denen die Partner mit ihrem jeweiligen eigenen Nachwuchs auch mit den Kindern des neuen Partners, den rechtlichen Stief­kindern, zusam­men­leben. Die biologische Verwandt­schaft spielt im Alltag meist keinerlei Rolle, in allen gesetzlichen Angelegenheiten, insbesondere familienrechtlich und vor allem erbrechtlich schon. 

Denn in Patchwork-Familien erben leibliche Kinder und Stief­kinder nicht gleich. Ob dies gewollt ist oder nicht, müssen die jeweiligen leiblichen Elternteile selbstverständlich entscheiden, sollten dies jedoch ganz genau vorab rechtzeitig wissen. 

Die sog. Leihmutterschaft, die sich vor allem im Ausland großer Beliebtheit erfreut, ist in Deutschland zwar verboten, dennoch beauftragen Deutsche nicht selten ausländische Leihmütter, unmittelbar im Nachbarland in den Niederlanden oder in auch den USA, ein Kind für sie auszutragen. Dabei kann die Leihmutter zum Beispiel die befruchtete Eizelle der beauftragenden Frau austragen, was rechtlich die Frage aufwirft, wer sodann die Mutter des Kindes ist. Die Antwort auf diese Frage hat nicht nur Folgen für das Abstammungsrecht, sondern auch für das Erbrecht. Denn erbberechtigt ist ein Kind allein gegenüber seiner Mutter, nach dem deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) ist das die Frau, die das Kind zur Welt geboren hat, die nicht mit der Frau übereinstimmt, von der die Eizelle stammt. Dies sollte bedacht werden, wenn es um die erbrechtliche Regelung geht und entsprechend vor dem beauftragten Anwalt in Zusammenarbeit mit dem Notar festgelegt werden.

Wenn in einer Patchwork-Familie ein oder beide Partner leibliche Kinder mit in die Ehe bringen, werden diese zu Stief­kindern des jeweiligen anderen Partners. Im Erbfall kann es nach dem Tod des  Stief­el­tern­teils passieren, dass die Stief­kinder nichts von dem Erbe erhalten. Das trifft immer dann automatisch gesetzlich ein, wenn sich die Partner nichts hierzu überlegt und zu Lebzeiten geregelt haben. Die leiblichen Kinder können und müssen demgegenüber mindestens den Pflichtteil des Nachlasses beanspruchen. Ein "Enterben" eines leiblichen Kindes ist nie möglich. 

Diese Rechtslage erklärt sich daraus, dass Stief­kinder und Stief­eltern juris­tisch betrachtet nicht mitein­ander verwandt sind, sondern verschwägert. Sie sind allein gesetz­liche Erben ihres leiblichen Eltern­teils, nicht des Stief­el­tern­teils. Stirbt dieses, fallen Stief­kinder nicht unter das Erbrecht und können auch keinen Pflichtteil erhalten. 

Eine Lösung dessen, wenn also das Stiefkind erbberechtigt sein soll, ist etwa, dass das Stiefkind von dem anderen Elternteil adoptiert wird, nur dann wird das Stiefkind zum gesetz­lichen Erben des Stief­el­tern­teils und es besteht überhaupt eine rechtliche Verbindung zwischen Elternteil und Stiefkind. Jedoch ist die Stiefkind-Adoption nicht immer möglich und immer eine sehr detaillierte Einzelfallentscheidung der Behörden. 

Es bieten sich aber auch erbrecht­liche Wege an, um ein Stiefkind am Nachlass zu betei­ligen. Man kann beispielsweise über verschiedene Formen der „Verfügungen von Todes wegen“ bedenken, also über Testa­mente oder Erbverträge, mit denen man die gesetz­liche Erbfolge teils umgehen kann. Diese Testamente und Erbverträge können sehr individuell und ganz konkretisiert je nach Patchwork-Familie ausgestaltet werden. Entscheidend ist, einen solchen Erbvertrag rechtzeitig und sorgfältig aufzusetzen.


English Version:

Inheritance of the stepchildren possible? What You Should Know - Part I

Nowadays patchwork-families often happen where the partners and their own biological children also live together with the children of the new partner, the so called legal stepchildren. The biological relationship usually plays no role in everyday life, however is essential in all legal matters especially in family law and above all in inheritance law. 

Because in patchwork-families biological children and stepchildren do not inherit the same way. It goes without saying that the respective biological parent must decide whether this is intended or not, but they should know this well in advance. 

The so-called surrogacy which is particularly popular abroad is prohibited in Germany but it is not uncommon for Germans to commission foreign surrogate mothers in the neighbor country in the Netherlands or in the US. The surrogate mother can, for example, carry the fertilized cell of the commissioning woman to term which legally raises the question of who the mother of the child is. The answer to this question has consequences not only for the right of descent but also for the right of inheritance. Because a child is entitled to inheritance only in relation to its mother according to the German Civil Code (BGB) this is the woman who gave birth to the child who does not match the woman from whom the cell derives from. This should be considered when it comes to the regulation of inheritance and should be determined accordingly in front of the appointed lawyer in cooperation with the notary. 

If one or both partners bring biological children into the marriage in a patchwork-family, those become stepchildren of the other partner. In the event of inheritance it may happen after the stepparent's death that the stepchildren do not receive any of the inheritance. This always occurs automatically by law if the partners have not thought about this and haven´t regulated during their lifetime. In contrast biological children can and must claim at least the compulsory portion of the estate. It is never possible to "disrupt" a biological child. 

This legal situation is explained by the fact that from a legal point of view, stepchildren and stepparents are not related to each other but are related by marriage. They are the only legal heirs to their birth parent not the step-parent. If the step-parent dies, stepchildren do not fall under inheritance law and cannot even receive a compulsory portion. 

One solution to this, i.e. if the stepchild should be entitled to inheritance is for the stepchild to be adopted by the other parent; only then does the stepchild become the legal heir of the stepparent and there is even a legal connection between parent and stepchild. However, the stepchild adoption is not always possible and in any case a very detailed individual decision by the authorities. 

However, there are also inheritance law options to allow a stepchild to participate in the estate. One can, for example, consider various forms of “dispositions due to death”, that is wills or inheritance contracts with which one can in part circumvent the legal succession. These wills and inheritance contracts can be designed very individually and in concrete terms depending on the patchwork-family. It is essential to draw up such an inheritance contract in good time and carefully.


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