Heirat in Deutschland und Erfordernis eines Ehefähigkeitszeugnisses? GER - ENG Version

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Heirat in Deutschland - Ehefähigkeitszeugnis erforderlich?


Immer wieder stellt sich für Mandanten die Frage bei einer Ehe mit Ausländerbeteiligung, ob die geschlossene Ehe in Deutschland anerkannt werden kann oder eine bevorstehende Ehe in Deutschland ohne Weiteres geschlossen werden kann. Hier gibt es zahlreiche Unterschiede und es ist u.a. im Hinblick auf das Herkunftsland zu unterscheiden. 

Grundsätzlich ist jedoch immer Voraussetzung für eine Ehe in Deutschland mit Ausländerbeteiligung zunächst die Beibringung eines sogenannten Ehefähigkeitszeugnisses (Certificate of no Impediment to Marriage). Einige Länder, wie z.B. Kenia und die Türkei, stellen die notwendigen Bescheinigungen ohne Weiteres regelmäßig aus. Diese dürfen für eine Anerkennung in Deutschland vor den Behörden nicht älter als 6 Monate sein. Es gibt jedoch auch zahlreiche Länder, die eine solche Ehefähigkeitsbescheinigung nicht ausstellen, wie z.B. Pakistan, Nigeria, Ghana, Vietnam oder auch Thailand. Wiederum andere Länder stellen zwar eine Art von Ehefähigkeitsbescheinigung aus, die jedoch nicht die gesetzlichen Anforderungen Deutschlands erfüllt. In einem solchen Fall muss über das zuständige Standesamt des gemeinsamen Wohnorts beim Oberlandesgericht des jeweiligen Bundeslandes, in Berlin ist dies das Kammergericht, die Befreiung von der Beibringung des Ehefähigkeitszeugnisses nach § 1309 BGB förmlich beantragt werden. Anträge können nicht direkt von den Verlobten selbst gestellt werden. Die Sach- und Rechtslage wird vorher vom zuständigen Standesamt geprüft, nachdem die Anwältin bzw. der Anwalt hier dies beantragt hat. Das Standsamt übersendet sodann die Unterlagen final an das Gericht. Die einzelnen Dokumente, die für ein solches Verfahren vorgelegt werden müssen, differieren je nach Heimatland des heiratswilligen Ausländers, wie bereits zuvor angesprochen. Hinweise geben hier auch die jeweiligen Oberlandesgerichte. 

Bei einer heiratswilligen Person aus Thailand beispielsweise muss sowohl eine Geburtsurkunde, eine Ledigkeits- oder Familienstandsbescheinigung der zuständigen Heimatbehörde, eine Ledigkeits- oder Familienbescheinigung der zuständigen konsularischen Vertretung und eine Bescheinigung des Zentralregisters Bangkok über die Durchsuchung des Zentralregisters nach Vorehen und deren Auflösung vorgelegt werden. Das gilt nur für den Fall, dass die Heiratswilligen sich in Deutschland aufhalten. Befindet sich der oder die Verlobte noch in Thailand, dann ist die vorbenannte Entscheidung der konsularischen Vertretung nicht vorzulegen. Andere Oberlandesgerichte wie z.B. München, Nürnberg und Bamberg verlangen zusätzlich eine eigene eidesstattliche Versicherung zum Familienstand und zur Anzahl der Vorehen des ausländischen Antragstellers, abgegeben vor dem deutschen Standesbeamten. 

In der Praxis nicht selten treten hier zudem auch Probleme der sogenannten Scheinehe auf. Die Rechtsprechung in den einzelnen Bundesländern ist hier wie auch sonst sehr unterschiedlich. Das Oberlandesgericht Brandenburg z.B. fordert, dass die Prüfung von Scheinehetatbeständen grundsätzlich dem Standesbeamten obliegt. Gem. § 12 Abs. 3 PStG hat der Standesbeamte alle rechtserheblichen Tatsachen aufzuklären. Ist ein Verdacht der Scheinehe aufgekommen und hat der Standesbeamte das noch nicht abschließend geklärt, dann gibt das Oberlandesgericht die Sache an das Standesamt zurück und setzt das gerichtliche Verfahren aus.
Dagegen prüft z.B. das Kammergericht in Berlin Scheinehefragen auch selbst von Amts wegen. Festzuhalten ist also, dass beim Verfahren zur Befreiung von der Beibringung des Ehefähigkeitszeugnisses nach § 1309 BGB auch die Fragen der Scheinehe relevant werden können und von den Beteiligten dies immer mitbedacht werden muss. Grundsätzlich empfiehlt es sich demnach , schon bei der Planung einer Heirat mit Ausländerbeteiligung beim zuständigen Standesamt nachzufragen und bereits zuvor anwaltlichen Rat einzuholen und Vertretung zu beauftragen. Das Zusammenspiel von Heiratsrecht und Ausländerrecht ist sehr kompliziert und kann , je nach Aufenthaltsstatus der Antragsteller und Herkunftsland, erhebliche Probleme aufwerfen.


English Version:

Marriage in Germany - Is a certificate of marital eligibility necessary?

When marrying foreigners, the question arises for clients whether the marriage can be recognized in Germany or whether an upcoming marriage can be easily concluded in Germany. There are numerous differences here including differentcies with regard to the country of origin. 

Basically, however, a prerequisite for a marriage in Germany with foreign participation is always the presentation of a so-called Certificate of No Impediment to Marriage. Some countries, such as Kenya and Turkey issue the necessary certificates regularly without further ado. These must not be older than 6 months for recognition in Germany by the authorities. However, there are also numerous countries that do not issue such a certificate of marital status, e.g. Pakistan, Nigeria, Ghana, Vietnam or Thailand. Still other countries issue some kind of certificate of marital eligibility, but it does not meet the legal requirements of Germany. In such a case, a formal application must be made to the competent registry office of the joint place of residence at the higher regional court of the respective federal state, in Berlin this is the chamber court, for exemption from the provision of the certificate of marital status according to § 1309 BGB. Applications cannot be made directly by the fiancée themselves. The factual and legal situation is checked beforehand by the responsible registry office after the lawyer has requested this. The registry office then sends the final documents to the court. The individual documents that must be submitted for such a procedure differ depending on the home country of the foreigner willing to marry, as already mentioned. The respective higher regional courts also provide information here. 

In the case of a person from Thailand wishing to marry, for example, a birth certificate, a single or marital status certificate from the responsible home authority, a single or family certificate from the responsible consular post and a certificate from the Bangkok central register about the search of the central register for procedures and their dissolution must be presented. This only applies in the event that those willing to marry are currently in Germany. If the fiancé is still living in Thailand, the aforementioned decision does not have to be submitted to the consular mission. Other higher regional courts such as Munich, Nuremberg and Bamberg also require their own affidavit on marital status and the number of times the foreign applicant has passed before the German registrar. 

In practice, it is not uncommon that problems of so-called fictitious marriage arise as well. The case law in the individual federal states is very different here, as elsewhere. The Higher Regional Court of Brandenburg e.g. demands that the examination of fictitious offenses is generally the responsibility of the registrar. According to § 12 Abs. 3 PStG the registrar has to clarify all legally relevant facts. If a suspicion of marriage of convenience has arisen and the registrar has not yet finally clarified this, the higher regional court returns the matter to the registry office and suspends the judicial process. In contrast, e.g. the chamber court in Berlin also ex officio questions of sham. It should be noted, therefore, that in the procedure for exemption from the provision of the certificate of marriage suitability according to Section 1309 of the German Civil Code (BGB), the questions of bogus marriage can also be relevant and this must always be taken into account by those involved. Basically, it is therefore advisable to inquire at the responsible registry office when planning a marriage with foreigners participating and to obtain legal advice and commission representation beforehand. The interplay between marriage law and immigration law is very complicated and, depending on the residence status of the applicant and the country of origin, can pose considerable problems. 


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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