„Je standardisierter das Rechtsprodukt ist, desto weniger Zeitaufwand ist erforderlich“

  • 9 Minuten Lesezeit
Rechtsanwalt Hartmut Göddecke: „Je standardisierter das Rechtsprodukt ist, desto weniger Zeitaufwand ist erforderlich“
Leah Schmidt anwalt.de-Redaktion

Testamentserstellung, Markenanmeldung oder Vertragsprüfung: In seinem anwalt.de-Profil bietet Rechtsanwalt Hartmut Göddecke neben hochindividueller Beratung auch vorgefertigte Rechtsprodukte für Ratsuchende an. Im Interview erzählt er, inwiefern rechtliche Dienstleistungen zum Festpreis sein Beratungsangebot ergänzen, wie die Bearbeitung dieser Aufträge abläuft und warum Standartprodukte und spezifischer Rechtsrat keinen Widerspruch darstellen müssen. 

Worin besteht für Sie der Vorteil, auch mit vorgefertigten Rechtsprodukten zu arbeiten?

Es ist wie bei Kleidern: Für eine Jeans, die jeden Tag angezogen wird, ist der Griff zur Ware von der Stange gut. Wohl niemand käme auf den Gedanken, sich eine Jeans maßschneidern zu lassen. Es wird das bewährte Produkt „Markenjeans“ zu einem vereinbarten Preis angeboten. Der Käufer erlebt bei einem solchen Standardprodukt keine Überraschung bei der Qualität und auch nicht beim Preis; denn beides ist vorher klar definiert und bestens bekannt. 

In der Juristerei ist es oft ebenso: Viele Regelungen, die wir im täglichen Leben für Standardvorgänge brauchen, müssen nicht individuell angefertigt werden. 

Der Gewinn, den unsere Mandanten in solchen Fällen schätzen: Sie genießen den Komfort, nicht im Internet nach der für sie scheinbar besten Lösung zu suchen, sondern können – dem fachlichen Rat des spezialisierten Anwalts vertrauend – mit einem Standard gut und sicher zurechtkommen.  

Mit anderen Worten: Das Risiko, selbst tätig zu werden und dabei Fehler zu machen, ist mit der Verwendung von standardisierten Rechtsprodukten zu einem vernünftigen Preis auf null reduziert. Nicht nur das Risiko wird reduziert, sondern es spart außerdem Zeit und Geld. 

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Wann haben Sie sich entschlossen, Rechtsprodukte in Ihr Portfolio aufzunehmen, und warum? 

Der geeignete Zeitpunkt, um so ein Standardprodukt anzubieten, war, nachdem in meiner Kanzlei so viel Know-how aus vielen Beratungen und Prozessen angesammelt wurde, dass ich mehrere Varianten gewissermaßen „schrankfertig“ für Standardvorgänge vorliegen hatte. So konnte ich sicher sein, eine von mehreren Standardvarianten, die ich im Laufe der Zeit erarbeitet hatte, passt in jedem Fall, und der Aufwand für gegebenenfalls geringfügige Änderungen wurde aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu keinem Problem.  

Auch hier darf ich den Vergleich zum Kleiderkauf heranziehen: Nicht nur die Jeans in einer Größe anzubieten, sondern die Größen im Bestand zu haben, die von den Kunden in aller Regel gewünscht werden.  

Bei der Prüfung von Verträgen und auch Testamenten ist es ähnlich wie bei der Inspektion des Wagens in der Kfz-Werkstatt: Ich gehe mit Checklisten an den Start und erkenne schnell, welche Punkte in Ordnung sind und wo Defizite liegen. Mit diesem System ist allen Beteiligten geholfen, denn es wird nichts vergessen.

Welche Rechtsprodukte halten Sie für Ratsuchende bereit? Und warum haben Sie sich für speziell diese Leistungen entschieden?

Ich biete nur Themenbereiche an, in denen ich nach vielen Jahren der Praxis viel Erfahrung gesammelt habe. Der Effekt liegt klar auf der Hand: 

Ich kann schon zu Beginn den Aufwand kalkulieren und kann manches auch an meine nichtanwaltlichen Mitarbeiter delegieren: So konzentriere ich mich allein auf den Mandanten und sein Anliegen, der Rest, wie z. B. die Abwicklung und die Abrechnung, läuft routinemäßig und verursacht für mich persönlich dann keinen Aufwand mehr.  

Wie viel Zeit haben Sie benötigt, um die Angebote in Ihr anwalt.de-Profil zu integrieren?

Die Zeit, um so ein Angebot einzustellen, ist absolut kein nennenswerter Faktor und meiner Erfahrung nach ganz klar zu vernachlässigen. Vieles ist auf der Plattform schon gut vorbereitet, sodass die Integration mit wenigen Handgriffen schnell erledigt ist.  

Um es auf eine Faustformel zu bringen: Es ist in Minutenschnelle erledigt.  

Welche Ihrer Rechtsprodukte sind bei Ratsuchenden besonders gefragt?  

Privatpersonen sind nach meiner Beobachtung wesentlich empfänglicher als Unternehmer für Rechtsprodukte. Somit kann ich sagen, dass das Erbrecht bei uns besonders „gezündet“ hat. Ich denke, dass liegt auch daran, dass ich zu diesem rechtlichen Komplex recht viele Artikel veröffentlicht habe und damit die Frage nach der Kompetenz durch diese Inhalte für Interessierte glasklar zu meinen Gunsten beantwortet worden ist.  

Sie haben es gerade angesprochen: Sie veröffentlichen regelmäßig Rechtstipps und Rechtstippvideos auf anwalt.de. Hatten Sie bereits Mandanten, die sich bei ihrer Anfrage auf einen Ihrer Beiträge bezogen haben?  

Diese Frage kann ich eindeutig mit Ja beantworten, denn es gibt Interessenten, die sich in dem Bereich Nachrichten eintragen. Zeitgleich zu dem Eintrag erhält meine Kanzlei eine Nachricht per E-Mail, dass ein neuer Interessent „in der Pipeline“ wartet.  

Aus den Informationen, die die Interessenten schon zu Beginn im Nachrichtenbereich hinterlassen, kann ich erkennen, was sie konkret angesprochen hat: In den allermeisten Fällen sind es Beiträge zu speziellen Themen gewesen, die die Personen angesprochen haben.  

Das ist gut, denn dann kann ich sie konkret ansprechen und weiß von Anfang an, wohin die Reise gehen soll. Dieses Nachrichtensystem finde ich eine der besten Funktionen bei anwalt.de, da die Transparenz sehr hoch ist: Ich weiß, woher der Interessent kommt, und auch, was er von mir erwartet. 

Ihre angebotenen Leistungen im Rahmen der Rechtsprodukte benötigen unterschiedlich viel Bearbeitungszeit. Unterscheidet sich der Aufwand für die Bearbeitung eines Rechtsprodukts auch von Fall zu Fall?  

Die Kurzformel: Je standardisierter das Rechtsprodukt ist, desto weniger Zeitaufwand ist erforderlich. So kann nach meiner Beobachtung bei Privatpersonen schneller mit einem Abschluss der Arbeit zu rechnen sein, da weniger Personen beteiligt sind.  

Das ist bei einem Gesellschaftsvertrag anders: Da sind mehrere Personen unter einen Hut zu bringen – das kann manchmal dazu führen, dass sich die Gespräche hinziehen. Letzteres ist der Fall, wenn die Menschen, die sich zusammenschließen wollen, unterschiedliche Vorkenntnisse mitbringen; in solchen Fällen ist es manchmal schon aufwendiger und das Zeitbudget schneller ausgeschöpft, als man es sich vorgestellt hat.  

Hatten Sie bereits Mandanten, die sich nach der Buchung eines Rechtsprodukts auch bei einem individuelleren Rechtsproblem an Sie gewandt haben oder andersherum?  

Ja, denn gute Arbeit und ein von Anfang an vertrauensvolles Miteinander bilden ein solides Fundament für weitere Gespräche – jedenfalls bei Unternehmern. 

Wie läuft die konkrete Abwicklung, wenn eines Ihrer Rechtsprodukte bestellt wurde? Wie viel Kontakt haben Sie dabei in der Regel zum Mandanten?  

Der Griff zum Telefonhörer ist noch immer das Mittel der ersten Wahl, wenn es um ein neues Mandat im Bereich Rechtsprodukte geht. Der Wunsch, der meist am Telefon genannt wird, ist für mich auch nachvollziehbar: Der Interessent will sich einen subjektiven Eindruck im Gespräch verschaffen, was für eine Person der Anbieter der Dienstleistung ist. Es geht um Sicherheit und Vertrauen; das ist allein durch das Angebot auf anwalt.de noch nicht so gefestigt, dass der Auftrag per E-Mail ausgelöst wird.  

Nach dem Telefonat werden mir regelmäßig erforderliche Unterlagen zugesendet, die ich mir ansehe und danach meine Beratung ausrichte. Geht es um Verträge, wie z. B. bei einem Gesellschaftsvertrag, kommen auch noch Telefonkonferenzen oder Videogespräche mit allen oder zumindest mehreren Teilnehmern dazu.  

Diese Unterlagen sind dann auch die Basis für mein Arbeiten – deshalb gibt es so oder so den direkten Kontakt zu den Interessenten, denn die Anfragenden wissen oft nicht, welche Daten ich benötige, um das gewünschte Arbeitsergebnis zu liefern. Die administrative Abwicklung wird dann ohne mich im Hintergrund durch das Kanzleipersonal nach klaren Vorgaben abgearbeitet. 

Hat sich die Nachfrage nach den Rechtsprodukten im Laufe der Zeit verändert?

Die Erkenntnis, dass Rechtsprodukte standardisiert und zu günstigen Preisen gekauft werden können, ist meiner Beobachtung nach noch nicht sehr verbreitet. Hier wäre es gut, wenn es sich herumsprechen würde, dass ein Standardprodukt vom Fachmann per se besser und auf Dauer billiger ist als z. B. ein selbst erarbeitetes Testament mithilfe von aus dem Internet zusammengewürfelten Textbausteinen.  

Denn viele Personen – so habe ich die Erfahrung in meiner Praxis gemacht – können nicht genau einschätzen, was ein juristischer Fachbegriff bedeutet, und machen dann Fehler, die z. B. nach dem Todesfall nicht mehr behoben werden können. Auch eine Erstberatung für Firmengründer ist eigentlich ein guter Baustein, der viel zu wenig genutzt wird. Möglicherweise liegt das daran, dass sich in diesem Umfeld viele Berater quasi konkurrierend zu Anwälten tummeln, die kostenlos ihre Beratung anbieten, wie z. B. Banken und Industrie- und Handelskammern.  

Dass dieses Angebot zu geringe Beachtung findet, merke ich immer dann, wenn es die ersten Reibereien im Gesellschafterkreis gibt und man dann zum Anwalt geht, wenn es schon „geknallt“ hat. Gerade dann wieder auf den richtigen Pfad z. B. mit einer Mediation zu kommen, ist nach meiner Erfahrung aufwendiger, als von Beginn an den geringen zeitlichen und kostenmäßigen Aufwand zu riskieren und auf Nummer sicher zu gehen.  

Sie bieten erfolgreich beides an: individuelle Rechtsberatung und Rechtsprodukte.

Rechtsrat und Standardlösungen scheinen sich für viele Suchende immer noch zu widersprechen. Eine genaue Relation kann ich da leider nicht nennen, obwohl ich jeden Mandanten frage, über welche Quelle – Internetrecherche, soziale Medien, YouTube – er den Weg zu uns gefunden hat. Um es auf den Punkt zu bringen: Viele der Befragten können sich gar nicht mehr genau daran erinnern, welcher Auftritt im Internet den Ausschlag gegeben hat, um den Kontakt zu mir aufzunehmen.  

Eines jedenfalls steht fest: Die Personen, die sich über das Portal von anwalt.de direkt bei uns melden, können wir in unserer Statistik direkt zuordnen und dabei feststellen, dass es jeden Monat einige sind, die den Weg zu meiner Kanzlei nehmen und bei mir Mandant werden. 

Sie nehmen auch am anwalt.de-Bewertungssystem teil. Bewerten Mandanten Sie nur nach einer individuelleren Beratung oder auch nach der Inanspruchnahme eines Rechtsprodukts? 

Eines vorneweg: Auch ein Rechtsprodukt ist in vielen Fällen eine individuelle Beratungsleistung. So bei Firmenkunden oder bei der Erstellung eines Vertrages für einen Geschäftsführer.  

Die Bewertung erfolgt deshalb unabhängig davon, ob es sich um eine hochindividuelle Vertretung von Interessen handelt oder nach einem Auftrag zu einem Rechtsprodukt. Da bei Letzterem die „Bindung“ zwischen mir und dem Beratenen geringer ist, wird auch von dort her ein weniger an Bewertungen resultieren.  

Neben Ihrem Kanzleistandort in Siegburg bieten Sie auch Onlineberatung an. Wie ergänzt diese Ihrer Meinung nach die Beratung vor Ort?

Meine Erfahrung ist: Der Standort für eine Kanzlei hat seit Langem keine Bedeutung mehr. Der Grund liegt auf der Hand: Telefon, E-Mail und Videokonferenzen machen alle – also sowohl Private als auch Geschäftsleute – geografisch unabhängig. Deshalb kann ich für unsere Kanzlei sagen: Wir haben die Zahl der Besprechungsräume reduziert, die Zahl digitaler „Videoräume“ jedoch erhöht.  

Das Ganze hat auch einen entscheidenden Vorteil für mich, denn ich kann unabhängig agieren – ganz egal, ob ich unterwegs bin und geschützt sprechen kann, ob ich mich im Homeoffice befinde oder in meiner Kanzlei arbeite. Der Interessent seinerseits hat den Vorteil zeitlicher Flexibilität.  

In seinem anwalt.de-Profil bietet Rechtsanwalt Hartmut Göddecke Ratsuchenden nicht nur hochindividuellen Rechtsrat, sondern auch die Möglichkeit zur Buchung vorgefertigter Rechtsprodukte. Er steht seinen Mandanten unter anderem in den Bereichen Steuerrecht sowie Bankrecht und Kapitalmarktrecht zur Seite. 

(LES; ZGRA) 

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Foto(s): ©privat/Hartmut Göddecke, ©Adobe Stock/rmion, ©Claudia Braun

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