Mediation statt Gericht?

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Mediation ist ein strukturiertes Verfahren zur konstruktiven Konfliktbearbeitung mit dem Ziel der einvernehmlichen Konfliktlösung. Der Mediator oder die Mediatorin unterstützt die Parteien darin, Wege aus dem Konflikt zu finden und eigenverantwortliche Lösungen für die Zukunft zu entwickeln.

Die Teilnahme an der Mediation ist freiwillig, d.h. alle Beteiligten müssen zur Teilnahme an der Mediation bereit sein, also den Willen haben, selbstbestimmt das Problem oder den Konflikt lösen zu wollen. Die Beteiligten entscheiden eigenverantwortlich, welche Themen sie besprechen und für welche Aspekte sie in der Mediation eine Lösung erarbeiten wollen.

Der Mediator unterstützt die Parteien darin, eine eigenverantwortliche und tragfähige Lösung für den Konflikt zu erarbeiten. Ein weiteres Kriterium ist die Ergebnisoffenheit der Parteien. Das bedeutet, dass die Beteiligten in der Mediation unterschiedliche in Betracht kommende Lösungen erarbeiten und einvernehmlich die beste Lösung für sich entwickeln.

Der Mediatior selbst muss allparteilich, d.h. allen Seiten gleichmäßig zugewandt sein und darf, anders als ein Rechtsanwalt im Rechtsstreit, nicht parteiisch sein. Die in der Mediation besprochenen Inhalte werden vertraulich behandelt und dürfen nicht in anderen Zusammenhängen gegen die Konfliktbeteiligten verwendet werden.

Mediation ist in den unterschiedlichsten Bereichen zur Konfliktlösung geeignet: Bei Trennung/ Scheidung, in Wirtschaftsbetrieben, zwischen Unternehmen, in der Nachbarschaft, der Schule, im Umweltbereich, am Arbeitsplatz, in der Jugend- und Sozialarbeit usw.

Mediation im Falle einer Trennung oder Scheidung

Eine Trennung oder Scheidung ist für die Betroffenen mit sehr schmerzhaften Erfahrungen verbunden. Eine Beziehung zerbricht, das gewohnte Leben als Paar oder als Familie gerät aus den Fugen, es entstehen emotionale Verletzungen und wirtschaftliche Belastungen. Vieles muss neu geordnet und geregelt werden, wobei häufig Konflikte und Streit entstehen.

Wichtige Fragen der Eltern, wie beispielsweise die des Unterhalts, des Sorgerechts oder des Umgangsrechts müssen nicht zwangsläufig vor Gericht geklärt werden. Denn bei einer familiengerichtlichen Auseinandersetzung steht die Durchsetzung von einseitigen Interessen im Vordergrund. Die Kinder sind dann häufig die Leidtragenden, was zu zusätzlichen emotionalen Belastungen für alle Beteiligten führt. Trotz der Trennung sollten Eltern aber nicht vergessen, dass sie gemeinsam für die Kinder verantwortlich sind.

Eine Familienmediation bietet eine gute Alternative zum Rechtsstreit und zwar nicht nur dadurch, dass sie schneller, kostengünstiger und vor allem nicht so belastend für Eltern und Kinder ist wie ein Gerichtsverfahren. Vielmehr bietet die Mediation auch die offene Interessenklärung der Parteien. D.h. es wird auch erörtert, welche Gründe und Interessen sich hinter einer bestimmten Forderung oder Verhaltensweise verbergen. Durch das Erkennen der Interessen des jeweils anderen und seiner Ursachen ermöglicht die Mediation eine Erkenntnis, die es im Rechtstreit nicht gibt. Diese Erkenntnis bietet die Möglichkeit der interessengerechten Lösung.

Wurden Konflikte mit Hilfe von Mediation gemeinsam gelöst, anstatt durch einen Rechtsstreit vor Gericht verschärft, können sich die Beteiligten auch nach einer Trennung noch in die Augen sehen. Dies ist von besonderer Bedeutung, wenn gemeinsame Kinder vorhanden sind, da Eltern durch den Kontakt mit den Kindern verbunden bleiben. Haben Eltern beispielsweise eine Umgangsregelung gemeinsam erarbeitet, gehen Sie anders miteinander um, als wenn der Umgang im Rechtsstreit entschieden worden wäre.

Beispiele für Themen einer Familienmediation:

  • Wie kann eine einvernehmliche Scheidung/ Trennung gestaltet werden?

  • Wie kann der Umgang miteinander und ggf. mit den Kindern neu gestaltet werden?

  • Wer gibt wem und wie lange finanzielle Unterstützung?

  • Wie kann eine berufliche oder private Arbeitsteilung neu strukturiert werden?

  • Wie findet eine neue Partnerschaft in der Patchworkfamilie ihren Platz?

Dr. jur. Alexandra Kasten


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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