Einfache Erklärung zum Anspruch auf Verzögerungsentschädigung (642 I BGB)

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Anspruch auf Verzögerungsentschädigung: Was Sie wissen müssen


Fallbeispiel:

Ein Unternehmen wird von einem öffentlichen Auftraggeber beauftragt, Baumfäll- und Rodungsarbeiten durchzuführen. Allerdings verweigert ein Grundstücksbesitzer dem Unternehmen den Zutritt zu seinem Gelände. Das Unternehmen informiert den Auftraggeber über die Behinderung und stellt später eine Entschädigungsforderung von 6.400 Euro, da es seine Maschinen und Personal unnütz bereitstellen musste.
Gerichtliche Entscheidung:Das Oberlandesgericht Brandenburg entscheidet, dass die Entschädigungsforderung des Unternehmens unbegründet ist. Der Grund: Es genügt nicht, lediglich die Verzögerung und die dadurch entstandenen Kosten für Mannschaft und Geräte zu nennen. Vielmehr muss das Unternehmen detailliert darlegen, welche Auswirkungen die Verzögerung konkret auf den gesamten Bauprozess hatte.
Wichtig für die Praxis:Wenn Sie als Auftragnehmer wegen einer Verzögerung im Bauablauf eine Entschädigung geltend machen möchten, ist es unerlässlich, sehr detailliert zu erläutern, wie diese Verzögerung den allgemeinen Ablauf der Bauarbeiten beeinflusst hat. Ein allgemeiner Hinweis auf Verzögerungen und dadurch entstandene Kosten reicht nicht aus. Stattdessen müssen Sie präzise erläutern, wie sich die Verzögerung im Vergleich zu einem ungestörten Bauablauf auswirkt. Es muss also eine genaue, bauablaufbezogene Darstellung vorgenommen werden.
Rechtlicher Kontext:Diese Entscheidung ist im Kontext einer vorausgegangenen Entscheidung des Bundesgerichtshofs von 2020 zu sehen. Seit dieser Entscheidung ist klar, dass das Gericht eine detaillierte Prüfung der während der Verzögerung tatsächlich angefallenen Kosten vornehmen muss. Das bedeutet, die angemessene Entschädigung wird anhand dieser Kosten kalkuliert. Diese detaillierte Prüfung und Kalkulation der Kosten ist für den Anspruch auf eine Verzögerungsentschädigung entscheidend.
Also, zusammenfassend: Wenn Sie einen Anspruch auf Verzögerungsentschädigung geltend machen möchten, ist es absolut notwendig, den Einfluss der Verzögerung auf den gesamten Bauablauf genauestens darzulegen. Nur wenn Sie dies tun, haben Sie eine realistische Chance, eine Verzögerungsentschädigung zu erhalten. Ein einfacher Hinweis auf Verzögerungen und Kosten reicht hierfür nicht aus. Das Gericht benötigt eine umfassende, bauablaufbezogene Darstellung, um über den Entschädigungsanspruch zu entscheiden.
Udo Kuhlmann
Fachanwalt für Baurecht und Architektenrecht
Teerhof 59
28199 Bremen

www.fachanwalt-baurecht.org

Foto(s): Udo Kuhlmann


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