Ermittlungsverfahren wegen BtM-Bestellung über Wickr oder Telegram

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Als Alternative zum Darknet oder der „althergebrachten“ persönlichen Kontaktaufnahme mit einem Dealer erfreuen sich Krypto-Messenger wie Telegram oder Wickr zunehmend großer Beliebtheit.

Die kostenlosen Messenger-Apps scheinen perfekt für sichere, illegale Geschäfte aller Art. Die Kontaktaufnahme ist unkompliziert und anonym, das Angebot reich und die Chats vergleichsweise abhörsicher.

Das Problem dabei ist, dass man zwar in der digitalen Anonymität Drogen bestellen kann - - aber herunterladen kann man sie sich nicht. Wenn man sich nicht gerade mit einem Dealer in der Stadt verabredet, muss hierfür immer noch der Postweg herhalten. Und wenn Zoll oder Polizei die Sendung abfangen, hat alle digitale Verschlüsselungstechnologie nichts genützt.


Wie können Postsendungen, die illegale Drogen enthalten, entdeckt werden?

Die Möglichkeiten sind vielfältig. Natürlich ermittelt die Polizei laufend gegen Dealernetze, und arbeitet dabei viel mit verdeckten Ermittlern, die sich selbst in der Szene, und somit auch in den einschlägigen Chats herumtreiben. Jede Bestellung kann also bereits belauscht worden sein. Möglicherweise nehmen die Beamten wenige Stunden nach Ihrer Bestellung den Dealer hoch, und er erhofft sich Strafmilderung durch umfassende Aussagen. Davon abgesehen können Pakete dem Zoll oder einem Postbeamten verdächtig erscheinen, etwa wenn sie nicht geruchsdicht verpackt sind, oder Zollbeamte landen bei Stichproben ausgerechnet bei Ihrem Paket einen Volltreffer.


Macht man sich mit Drogenbestellungen über Messenger-Apps wie Wickr oder Telegram strafbar?

Ja, Erwerb, Einfuhr und Besitz von Betäubungsmitteln, die in der Anlage des Betäubungsmittelgesetzes gelistet sind, ist gemäß § 29 BtMG verboten. Darunter fallen auch Bestellungen, die nicht angekommen sind.


Welche Strafen drohen für Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz?

Grundsätzlich werden Erwerb, Einfuhr und Besitz von Betäubungsmitteln mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafen von bis zu 5 Jahren bestraft. Das konkrete Strafmaß richtet sich dabei nach der Menge der jeweiligen Droge. ‚Menge‘ bedeutet in diesem Zusammenhang die reine Wirkstoffmenge, wobei die Grenzen von „geringer“ zu „nicht geringer“ Menge je nach Substanz variieren.

Für Cannabis liegt die Grenze etwa bei 7,5g THC, für Kokain bei 5 g Kokainhydrochlorid, und für Amphetamin bei 10 g Amphetaminbase.


Was passiert, wenn man über einen Messenger wie Telegram oder Wickr eine Drogensendung bestellt hat, und diese abgefangen wird?

Wenn die Behörden eine an Ihre Adresse gerichtete Sendung abfangen, wird ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz eingeleitet und es ergeht eine Strafanzeige gegen Sie. Die Beweislage ist dabei – zumal wenn bloß Ihr Name auf irgendeinem Paket steht - dünn, daher wird man möglicherweise eine (unangekündigte) Hausdurchsuchung bei Ihnen vornehmen, um weiteres Beweismaterial sicherzustellen, das Sie mit illegalen Substanzen in Verbindung bringt. Bei solchen Durchsuchungen werden natürlich auch digitale Datenträger, wie das Smartphone beschlagnahmt und die enthaltenen Daten, wie etwa Chatverläufe, ausgewertet.


Kann man aufgrund von Chatverläufen bei Telegram oder Wickr verurteilt werden?

Zunächst ist die Beweiskraft von Chats alleine eher gering. Wenn sich allerdings die Bestellung einer durch die Beamten abgefangenen Sendung unter Ihren Chatverläufen findet, haben Sie ein Problem. Des weiteren ist von entscheidender Bedeutung, wie der Chatpartner und mutmaßliche Drogendealer sich verhält, wenn er mit den Chats konfrontiert wird. Wenn er schweigt, sieht es für Sie besser aus, als wenn er mit den Beamten kooperiert, um seine eigene Haut zu retten.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserem Rechtsblog: Drogenbestellungen über Messenger.


Was soll ich tun, wenn gegen mich wegen Verstoßes gegen das BtMG ermittelt wird?

Wenn Sie eine Anzeige wegen Verdachts auf Verstoß gegen das BtMG erhalten, sagt Ihnen niemand, was man tatsächlich gegen Sie in der Hand hat. Nicht selten erfahren Verdächtigte überhaupt erst vom gegen Sie laufenden Ermittlungsverfahren, wenn plötzlich früh morgens die Beamten mit einem Durchsuchungsbeschluss vor ihrer Tür stehen.

Wenn Sie jetzt versuchen, sich herauszureden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie unwissentlich den Beamten Informationen liefern, die sie sonst gar nicht gehabt hätten, ziemlich hoch. Vermeiden Sie also unbedingt, sich selbst zu belasten!

Gebrauchen Sie Ihr Schweigerecht, gehen Sie zu keiner Anhörung, und wenden Sie sich stattdessen umgehend an einen Fachanwalt für Strafrecht!


Was kann ein Anwalt für mich tun?

Ein Anwalt kann Einsicht in die Ermittlungsakte beantragen, also prüfen, woher die Anzeige kommt, und was man gegen Sie in der Hand hat.

Wenn dies geklärt ist, kann gemeinsam mit Ihnen eine wirksame Verteidigungsstrategie entwickelt, und bestenfalls die Einstellung des Verfahrens erwirkt werden.

Dr. Brauer Rechtsanwälte sind auf Strafrecht, insbesondere Betäubungsmittelsachen, spezialisiert und bundesweit für Sie da.

Kontaktieren Sie uns einfach per Email, Telefon, WhatsApp oder über das Kontaktformular und schildern Sie uns Ihre Situation im Rahmen einer unverbindlichen Erstberatung.


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