Höhe der Mietminderung bei Feuchtigkeit und Schimmel in der Wohnung | Mietminderungstabelle

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Nachfolgende Entscheidungen ermöglichen Ihnen eine Orientierung, wie hoch die Mietminderung in einem konkreten Fall ausfallen könnte. Im Gesetz steht nur, dass der Mieter bei Vorliegen eines Mangels der Mietsache berechtigt ist die Miete zu mindern.

Die Höhe der Mietminderung bleibt heftig umstritten

Leider steht nicht im Gesetz wie hoch die Mietminderung im konkreten Fall ausfallen könnte. Deshalb müssen immer wieder die Gerichte darüber entscheiden, ob eine Mietminderung angemessen ist oder nicht.  Wird eine Mietminderung geltend gemacht, obwohl der Mieter hätte erkennen können, dass er selbst für den Mangel verantwortlich ist, riskiert er eine fristlose Kündigung.  

Dieser Fall betraf einen Mieter, der in der Wohnung mehrere Aquarien hielt. Er beschwere sich über Feuchtigkeit und Schimmel in der Wohnung und behauptete, der Vermieter  bzw. die Bausubstanz sei daran schuld. Ein Gutachter kam im anschließenden Gerichtsverfahren zum Ergebnis, dass die vielen Aquarien in der Wohnung schuld seien und das Gericht war der Ansicht, der Mieter hätte die Ursache für die Feuchtigkeit erkennen können. Da er selbst für den Schaden verantwortlich war, hatte er kein Recht zur Mietminderung. Der Mietrückstand betrug mehrere Monate. Deshalb durfte der Vermieter fristlos kündigen.  


Daraus folgt: wer zu hoch mindert, riskiert eine fristlose Kündigung !

Die Höhe der Mietminderung wegen Schimmels hängt von vielen Faktoren ab, z. B. wie groß die betroffene Fläche ist, ob der Schimmel die Gesundheit beeinträchtigt und insbesondere auf den Grad und die Dauer der Beeinträchtigung. Wenn ein Mieter zu Hause im Home-Office arbeitet, ist seine persönliche Beeinträchtigung viel höher, als wenn ein Mieter um 8:00 Uhr die Wohnung verlässt und erst um 18:00 Uhr wieder nach Hause kommt. Nachfolgend einige Beispiele an denen Sie sich orientieren können:

Mietminderung wegen Schimmels im Wohnraummietvertrag:

100 % bei erheblicher Gesundheitsgefährdung durch Schimmelpilzsporen (AG Charlottenburg, Urteil vom 9.7.2007, Aktenzeichen 203 C 607/06 )

50 % bei Schimmel im Wohnzimmer, wenn 60 % der Wohnfläche bedeckt ist. (LG Hamburg, Urteil vom 31.1.2008, Aktenzeichen: 300 7S 144 / 07)

15 % bei nicht großflächigem Schimmel an mehreren Stellen in der Wohnung (LG Berlin, Urteil vom 22.10.2010, Aktenzeichen 63 S6 190 /09)

7 % bei immer wiederkehrender Feuchtigkeit an der Schlafzimmerdecke. Das Wasser tropfte zum Teil aus der Decke herab;  (AG Köln, Urteil vom eins vom 2. Januar 2007, Aktenzeichen: 200 6C 2 184/ 04)

10 % Feuchtigkeit im Neubau die Wände sind infolge von Putzarbeiten noch nicht genügend ausgetrocknet. Es muss zusätzlich geheizt werden. wenn das Haus beziehungsweise die neue Wohnung neu verputzt wurde, (LG Lübeck, WuM, 1988,351).

20 % wenn der Vermieter eine Neubauwohnung zu früh vermietet (AG Bad Schwartau, WuM 1988,55)

25 % undichtes Dach durchfeuchtet die Decke und die Fensterfront im Wohn- und Schlafzimmer , kein Schimmel, (VG Berlin GE 1984,183)

42% erhebliche Feuchtigkeitsbildung nach Fenstermodernisierung. Der Vermieter hat den Mieter nicht auf das geändertes Raumklima hingewiesen. (Kein Schimmel) (LG Lübeck, Urteil vom 9. Januar 1990,  Aktenzeichen: 14,60 / 89).

80 % Boden und Teppich wurden erheblich durchfeuchtet und es entstand ein erheblicher Gestank; Noch kein Schimmel,(AG Friedberg, Aktenzeichen: C 389/82 )

50 % Durchfeuchtung des Teppichbodens durch tropfendes Wasser an der Decke (noch kein Schimmel ) Amtsgericht Leverkusen 23 C471 /  76).

80 % Feuchtigkeit und Schimmelpilzbefall von Küche, Wohn- und Schlafzimmer, somit ganze Wohnung, (LG Berlin, 65 S2 105 / 89).

30 % Schimmelpilzbefall und Feuchtigkeit in der Wohnung aufgrund von Rissen in der Wand (LG Hamburg, ZMR 2004,41).

30 % Feuchtigkeit und Schimmelbefall von 8 Zimmern in einem Einfamilienhaus wegen undichte Fenster (AG Hamburg, Urteil vom 9. Januar 71, Az: 42  C 6 134 / 76).

30 % Schimmel und Feuchtigkeit in der Küche (LG Karlsruhe, Urteil vom 14. Juli 1998, Aktenzeichen 8O 208 /98)

10 % bei Schimmel im Bad (AG Schöneberg Urteil vom 10. April 2008 Aktenzeichen 109 C 256/07)

7 % Schwarzschimmel  an den Silikonfugen sämtlicher Fenstern der Mietwohnung (AG Köln, 21.7.2011, Az.: 222 C 25/10) link beck

20 % Schimmel und Feuchtigkeit im Wohn und Schlafzimmer sowie in der Küche, mit muffigem Schimmelgeruch (AG Osnabrück, Urteil vom 10.10.2013, AZ: 48 C 31/ 12)


Mietminderung wegen Schimmels im Gewerberaummietvertrag:

15 % - Feuchtigkeit und Schimmel in einer Gaststätte (AG Altenburg, Urteil vom 31.8.2000, AZ: 1 C 1058/98 )

30% - Feuchtigkeit in den Kellerräumen einer Zahnarztpraxis (KG Berlin Urteil vom 5. Juli 2010, AZ: 12 U 172/09)

50 % – Feuchtigkeit, Stockflecken und Schimmel in einer Anwaltskanzlei (OG Köln Urteil vom 11. 12. 2001, Aktenzeichen 22 U 301/00 )

80 % -  Schimmel und Stockflecken im Besprechungszimmer und im Sekretariat. Besucher haben bei Betreten der Kanzlei einen  beißenden, unangenehmen Geruch wahrgenommen. ( Landgericht Köln, 5 O 226/99)

Grundsätzlich gilt noch:  Sind beide Parteien für die Schimmelbildung verantwortlich, ist die Minderungshöhe entsprechend den Verantwortungsteilen zu Quotieren (LG Berlin, Urteil vom 3.12.1990 Aktenzeichen: 6S 76,90) oder die Minderungshöhe von vornherein niedriger anzusetzen (AG Berlin-Tempelhof – Kreuzberg , Urteil vom 24.4.2012 AAZ: 7 C 326/ 10; LG Berlin Urteil vom 15.6.2009, Aktenzeichen 67 S 279/08)


Foto(s): Angelika Sworski

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