„Immer mehr ausländische Mandanten wenden sich an meine Kanzlei“

  • 6 Minuten Lesezeit
Rechtsanwalt Sahand Nourai: „Immer mehr ausländische Mandanten wenden sich an meine Kanzlei“
Leah Schmidt anwalt.de-Redaktion

Fremdsprachenkenntnisse in der Rechtsberatung stehen hoch im Kurs – sogar mehr denn je, wie Rechtsanwalt Sahand Nourai in seiner täglichen Arbeit erlebt. Wie er sein mehrsprachiges Beratungsangebot für die Mandantengewinnung nutzt und warum es ihn auch dabei unterstützt, sich stetig fachlich weiterzuentwickeln, schildert er im Interview. 

Sie führen Ihre Rechtsberatung nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch und Farsi durch. Wieso haben Sie sich dazu entschieden?  

Ich komme ursprünglich aus dem Iran. Seit meinem elften Lebensjahr lebe ich in Deutschland, bin hier groß geworden und habe meine Ausbildung als Jurist hier abgeschlossen. Da ich die Sprache meines Heimatlandes sowohl in Wort als auch in Schrift beherrsche und in Deutschland sehr viele Farsi sprechende Mandanten leben, habe ich beschlossen, meine anwaltliche Beratung und Vertretung auch auf Farsi anzubieten. Was die englische Sprache angeht, so ist Deutschland in den letzten 15 Jahren aus meiner Sicht zu einem internationalen Land geworden, wo viele Ausländer leben, in erster Linie Englisch als internationale Sprache beherrschen und sich auf Englisch besser ausdrücken können als auf Deutsch. 

Also kommt auch ein Teil der Anfragen für nicht deutschsprachige Beratung aus Deutschland?

Sehr viele sogar! Bei Farsi sprechenden Mandanten sind es aktuell 50 Prozent der Fälle aus Deutschland und 50 Prozent aus dem Ausland – Iran, Afghanistan und dem Rest der Welt. Bei Englisch sprechenden Mandanten 40 Prozent aus Deutschland und 60 Prozent aus dem Ausland – zum Beispiel aus Kanada und Großbritannien. 

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Seit wann bieten Sie Rechtsberatung in mehreren Sprachen an?

Seit Beginn meiner Karriere. Das heißt zum einen, nach Abschluss meines Jura-Studiums, als ich für drei Jahre in meinem Heimatland war und dort im Bereich Migrationsrecht iranische Mandanten beraten habe. Zum anderen, seit ich als Anwalt tätig bin. Die Nachfrage hat sich im Laufe der Zeit sehr positiv entwickelt. Immer mehr ausländische Mandanten unterschiedlicher Nationalitäten wenden sich an meine Kanzlei. 

Wie groß ist der Anteil Ihrer Mandanten, die auf Farsi oder Englisch beraten werden möchten?

Aktuell würde ich sagen: Farsi 70 Prozent und Englisch 30 Prozent. 

Ihr Motto lautet „Qualität statt Quantität“. Was zeichnet für Sie eine qualitativ hochwertige Rechtsberatung aus?

Für mich ist es wichtiger, wenige Fälle zu übernehmen und sie gut zu lösen, als zu viele Fälle anzunehmen, sie aber dann oberflächlich zu bearbeiten. Das bedeutet zwar weniger, dafür aber zufriedenere Mandanten. Ich nehme mir für meine Mandanten genug Zeit und versuche für deren rechtliche Probleme die bestmögliche Lösung zu finden, was Erfolg und Effektivität angeht. Das heißt, manchmal muss ich mir mehrere Stunden Zeit nehmen, um mir die unterschiedlichen Ansichten aus der Juristenwelt (Rechtsprechung vs. Literatur) aus unterschiedlichen Kommentarbüchern rauszusuchen und zu bewerten.  

Auch bin ich über Chat-Messenger – aktuell WhatsApp Business – und E-Mail für meine Mandanten immer erreichbar und beantworte Ihre Fragen, sobald ich kann. Wenn es um außergerichtliche/gerichtliche Vertretung meiner Mandanten geht, so versuche ich eine schnelle und kostengünstige Lösung für sie zu finden und dieses Ziel auch so schnell wie möglich zu erreichen. Schließlich schenken die Menschen mir als Anwalt und somit als einem Organ der Rechtspflege im besonderen Maße Vertrauen und ich möchte ihnen bestmöglich helfen. 

Fördert Ihrer Meinung nach die multilinguale Beratung die Qualität Ihrer Mandantenbetreuung?

Und wie! Wenn man als Rechtsanwalt Mandanten aus unterschiedlichen Kulturen berät und vertritt, so hat dies eine große Wirkung auf das „Knowledge“ des Anwalts. Durch die unterschiedlichen Fälle der Mandanten mit unterschiedlichen Kulturen aus unterschiedlichen Ländern ist der Anwalt gezwungen, spezielle Vorschriften aus dem Gesetz zugunsten seiner Mandanten zu finden. Das führt dazu, dass der Anwalt auf lange Sicht über besondere praktische Kenntnisse verfügt und somit die Qualität seiner Rechtsberatung und -vertretung steigt. 

Als Beispiel kann ich das Aufenthaltsrecht nennen: Wenn ein Ausländer langfristig in Deutschland bleiben will, so muss er grundsätzlich zunächst über die deutsche Botschaft seines Heimatlandes einen „Antrag auf nationales Visum“ stellen und nach Einreise bei der zuständigen Ausländerbehörde seinen Aufenthaltstitel beantragen. Aber wenn der Ausländer aus bestimmten Ländern kommt, zum Beispiel aus Kanada, so kann er zunächst visumfrei nach Deutschland reisen und erst hier direkt bei der zuständigen Ausländerbehörde einen „Antrag auf Aufenthaltstitel“ stellen. Dass eine solche (versteckte) Vorschrift existiert, wovon sogar manche Ausländerbehörden nichts wissen, lernt man als Rechtsanwalt erst dann, wenn man einen Mandanten aus Kanada hatte und er diese Problematik geschildert hat. 

Mit Ihrem anwalt.de-Profil haben Sie bereits über 130 Bewertungen gesammelt – darunter zahlreiche nicht deutschsprachige. Können Sie beobachten, dass die Rezensionen Sie bei Ihrer Mandantengewinnung unterstützen?

Auf jeden Fall! Immer mehr Mandanten offenbaren mir gegenüber, dass sie mich für die Beratung und Vertretung deshalb aufgesucht haben, weil ich im Internet sehr gut bewertet bin. 

Auf welchen Wegen bitten Sie Mandanten um Rezensionen?

Wenn sich die Mandanten persönlich vor Ort bei mir beraten lassen, so gebe ich ihnen im Anschluss des Beratungsgesprächs meine anwalt.de-Visitenkarte und bitte sie um eine Bewertung. Ansonsten schicke ich meinen Mandanten per E-Mail oder per Chat-Messenger – aktuell WhatsApp Business – den Link für die Bewertung. 

In Ihrem anwalt.de-Profil weisen Sie auch auf Ihr Angebot hin, Online-Beratung durchzuführen. Worauf legen Sie bei der Online-Beratung besonders Wert, um die Ratsuchenden ideal zu betreuen?  

Wir leben heute in einer Welt, in der jede Sekunde Gold wert ist – time is money. Warum soll der Mandant einen weiten Weg zurücklegen, um meine Kanzlei zu erreichen und sich beraten zu lassen, wenn das alles im digitalen Zeitalter auch per Skype, WhatsApp, Zoom und Co. als Audio/Video-Call erfolgen kann?  

Wenn der Mandant sich unbedingt persönlich vor Ort beraten lassen möchte, so respektiere ich das und biete die Beratung dann in meiner Kanzlei an. Da ich aber Mandanten bundesweit betreue, ist die Online-Beratung ein großer Vorteil, damit die Mandanten bereit sind, sich bei mir beraten und unter Umständen später auch vertreten zu lassen.  

Ich frage auch meine Mandanten, mit welcher Audio/Video-Software wir die Beratung durchführen sollen. Im Iran ist zum Beispiel aktuell das Programm Google Meet sehr beliebt. In Deutschland dagegen nutzen viele meiner Mandanten das Programm WhatsApp. Hauptsache, der Mandant ist zufrieden. Denn der Mandant ist „Herr des Verfahrens“. 

Sie beraten Ratsuchende in unterschiedlichen Rechtsgebieten. In welchen Bereichen wird die mehrsprachige Beratung vermehrt in Anspruch genommen, wo weniger?

Pauschal würde ich sagen, im Bereich Migrationsrecht, insbesondere im Staatsangehörigkeitsrecht wegen der Einbürgerung, wird die mehrsprachige Beratung in Anspruch genommen. Wenn es um ein Ranking geht, so würde ich bei mir aktuell sagen: 

Aufenthaltsrecht auf Platz 1, insbesondere Familienzusammenführung, Studium, Arbeitsplatzsuche und Asyl. Staatsangehörigkeitsrecht auf Platz 2, insbesondere Einbürgerung. Handels- und Gesellschaftsrecht auf Platz 3, insbesondere Firmengründung. Zivilrecht auf Platz 4, insbesondere Schadensersatz, Geldforderungen und Vertragsgestaltung. Markenanmeldung auf Platz 5 und Datenschutzrecht auf Platz 6. 

Rechtsanwalt Sahand Nourai berät seine Mandanten auf Deutsch, Farsi und Englisch. Mittels Online-Beratung steht er Ratsuchenden bundesweit und im Ausland zu Ausländerrecht und Asylrecht, Handelsrecht und Gesellschaftsrecht, Migrationsrecht sowie Zivilrecht und weiteren Rechtsgebieten zur Seite. 

(LES; ZGRA) 

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Foto(s): ©privat/Sahand Nourai, ©Adobe Stock/taira42

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