Kündigung durch Arbeitgeber – wie finde ich den richtigen Anwalt?

  • 5 Minuten Lesezeit

Sie haben eine Kündigung erhalten und sind nun auf der Suche nach dem für Sie besten Anwalt. Wenn man nicht schon einen Anwalt des Vertrauens kennt oder durch Bekannte empfohlen bekommen hat, suchen die meisten Arbeitnehmer ihren Anwalt über Google. Was Sie bei der Google-Suche unbedingt beachten sollten, lesen Sie hier:

Wenn Sie bspw. die Wörter "Kündigung Arbeitgeber Anwalt" eingeben, erhalten Sie zahlreiche Treffer von möglichen Anwälten bzw. Kanzleien, an die Sie sich wenden können. Google unterscheidet zunächst zwischen sog. bezahlten Anzeigen und den normalen Treffern (organische Suche). Die bezahlten Anzeigen erkennen Sie daran, dass Sie mit dem Vermerk "Anzeige" gekennzeichnet sind. Dies bedeutet, dass die Inhaber dieser Seite Geld dafür zahlen, dass ihre Seite oben eingeblendet wird, wenn Sie oder andere Betroffene bestimmte Suchwörter bei Google eingeben. Oftmals handelt es sich bei den bezahlten Seiten um sog. Landingpages. Dies ist eine Seite, die ein Anwalt speziell für ein ganz bestimmtes Thema errichtet hat. Sie können so den Eindruck gewinnen, als beschäftige sich dieser Anwalt ausschließlich mit dieser einen Thematik und sei daher der Spezialist schlechthin (bspw. Kündigung im Falle von Corona).

Seien Sie also vorsichtig, wenn Sie auf eine Landingpage gelandet sind. Was können Sie nun weiter tun? Googeln Sie im Zweifel den Namen des Anwalts und prüfen Sie weitere Treffer, bis Sie auf der richtigen Seite der Kanzlei landen. Hier können Sie dann Folgendes herausfinden:

  1. Auf welchem Rechtsgebiet ist der Anwalt überwiegend tätig? – Ist der Anwalt nahezu überwiegend auf dem Gebiet des Arbeitsrechts tätig? Oftmals vermittelt die Landingpage den Eindruck, als sei der Anwalt ausschließlich auf dem Gebiet des Arbeitsrechts tätig, tatsächlich sieht man auf seiner Hauptseite jedoch, dass er zahlreiche weitere Rechtsgebiete bearbeitet. Gerade jedoch wenn es um die Existenz Ihres Arbeitsplatzes geht, sollten Sie von einem Spezialisten beraten sein, der idealerweise Fachanwalt für Arbeitsrecht ist bzw. nahezu ausschließlich hier im Bereich des Arbeitsrechts tätig ist. Wie bei Ärzten auch, gibt es auch bei Anwälten unterschiedliche Fachrichtungen, die im Einzelnen sehr komplex sind. Ein Orthopäde würde Sie vermutlich nicht am Auge operieren. Auch bei Ihrem Anwalt sollten Sie daher darauf achten, dass er fachlich fit ist.
  2. Ist Ihr Anwalt persönlich für Sie da? – Es geht um die Existenz Ihres Arbeitsplatzes. Das ist sehr wesentlich für die meisten Menschen. Stellen Sie sicher, dass Ihr Anwalt für Sie da ist, gut erreichbar ist und sich 100 % für Sie einsetzt. Lesen Sie hierzu ggf. auch Bewertungen über den Anwalt (siehe unten).
  3. Seien Sie vorsichtig bei Lockangeboten!  Seien Sie vorsichtig bei Angeboten die dahingehend lauten, "Hier erhalten Sie eine kostenlose Erstberatung". Solche Angebote können auf Dauer nur funktionieren, wenn man regelmäßig im Anschluss an die Beratung auch das Mandat erhält, Klage einzulegen. Der Rat nach einer Erstberatung kann aber auch dahingehend lauten, keine Klage einzulegen, bspw., wenn ein Arbeitnehmer nicht rechtsschutzversichert ist, ein höheres Prozessrisiko besteht oder aufgrund einer recht kurzen Betriebszugehörigkeit die Aussicht auf die zu erwartende Abfindung nicht allzu hoch ausfällt. Der Anwalt sollte hier völlig unbefangen beraten können, ob Klage eingelegt werden sollte oder nicht. Bei einer kostenlosen Erstberatung besteht zumindest die abstrakte Gefahr, dass der Anwalt geneigt ist, in Grenzfällen eher zur Einreichung der Klage zu raten. Weshalb sollte ein seriöser und gut arbeitender Anwalt Ihnen eine kostenlose Erstberatung anbieten? Ein erstes Telefonat zum Kennenlernen kann natürlich kostenlos erfolgen, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Seriöse Rechtsberatung sollte unserer Ansicht nach nicht kostenlos erfolgen.
  4. In welcher Stadt ist der Anwalt tätig? – Die Landingpage vermittelt oft den täuschenden Eindruck, als sei der Anwalt bspw. hauptsächlich in Ihrer Stadt tätig, dabei sitzt er tatsächlich in einer ganz anderen Stadt.
  5. Bewertungen  über den Anwalt  Schauen Sie sich die Bewertungen an, die Sie über den Anwalt finden. Klingen die Bewertungen schlüssig? Sind die Bewertungen regelmäßig über einen längeren Zeitraum verfasst worden oder in kurzer Zeit hintereinander entstanden (dann vermutlich eher künstlich)? Sind es Bewertungen von Mandanten aus dem Bereich des Arbeitsrechts?
  6. Sonstige Informationen über den Anwalt – Schauen Sie sich den Lebenslauf des Anwalts an. Wo hat er bisher gearbeitet? Wie viele Jahre Berufserfahrung hat er gesammelt? Es müssen keine 20 Jahre sein, es sollten aber auch nicht unbedingt erst drei Monate sein. Wo hat der Anwalt ggf. vor seiner aktuellen Tätigkeit gearbeitet? Hat der Anwalt Veröffentlichungen in Fachzeitschriften publiziert?
  7. Meine Versicherung hat mir einen Partneranwalt empfohlen – was habe ich hiervon zu halten? Rechtsschutzversicherungen empfehlen ihren Versicherungsnehmern oftmals ihre sog. Partneranwälte. In der Regel besteht zwischen Versicherung und dem Partneranwalt ein Vertrag. Der Anwalt verpflichtet sich in diesem Vertrag, dass er für die Beratung des Mandanten die Gebühren nur bis zu einer bestimmten Höhe geltend macht und nicht darüber hinaus. Er verdient daher durchschnittlich weniger an einem solchen Beratungsmandat. Im Gegenzug erhält er über die Empfehlung der Versicherung das Mandat. Die Empfehlung seitens der Versicherung erfolgt daher in erster Linie deshalb, weil es sich um einen sog. Partneranwalt der Versicherung handelt. Fragen Sie im Zweifel Ihre Versicherung, weshalb diese den Anwalt empfiehlt. Unabhängig davon empfehlen wir jedem Mandanten, der nicht rechtsschutzversichert ist, eine entsprechende Versicherung abzuschließen. Dies ergibt aus unserer Sicht Sinn. Achten Sie hierbei vor allem darauf, dass Sie freie Anwaltswahl haben und das Berufsrecht abgedeckt ist. Dann können Sie im Fall der Fälle selbst entscheiden, welchen Anwalt Sie wählen. 

Wenn Sie die vorgenannten Punkte berücksichtigen, können Sie nicht allzu viel falsch machen und werden sicherlich gut betreut werden. Wenn Ihnen die Informationen hilfreich erscheinen, freuen wir uns über eine Bewertung. 

Kontaktieren Sie uns gerne im Falle von Fragen unter der angegebenen Telefonnummer oder per E-Mail.


Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Weitere Rechtstipps von Rechtsanwalt Daniel Hautumm

Beiträge zum Thema