Online Casino Geld zurück: Verjährung von Gericht in Tipico Verfahren bestätigt

Immer mehr Kunden von Online Casinos fordern ihr verlorenes Geld zurück. Weil das Angebot der Online Casinos illegal war, haben bislang schon zahlreiche Landgerichte und alle Oberlandesgerichte die Online Casinos zur Rückzahlung verurteilt (mehr Infos zu aktuellen Urteilen). Aber können nur die Verluste der letzten drei Jahre zurückgefordert werden - oder sind es doch zehn? Im Internet liest man hierzu verschiedene Informationen.

Gute Nachrichten für Online Casino Kunden: In einem Verfahren vor dem Landgericht Krefeld (Az. 2 O 75/22), welches von unserer Kanzlei geführt wurde, hat das Gericht in seinem Urteil vom 25. Januar 2023 gegen Tipico dem Kläger nicht nur die Verluste von 14.737€ zugesprochen, sondern auch zur Verjährungsfrist Stellung genommen. Die Entscheidung fiel dabei eindeutig aus: Online Casino Kunden können die Verluste der letzten zehn Jahre zurückfordern. (Sie können das Urteil auf unserer Homepage herunterladen)

Zivilrechtliche Ansprüche verjähren nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) für gewöhnlich nach drei Jahren zum Jahresende (§§ 195, 199 Abs. 1 BGB). Dies gilt nach Ansicht mancher Gerichte auch für Ansprüche gegen Online Casinos und zwar ab dem Zeitpunkt, ab dem der Spieler die Einzahlungen getätigt hat (nicht erst ab Kenntnis der Illegalität). Wenn also die letzte Einzahlung im Online Casino im Juni 2018 getätigt wurde, wäre der gesamte Anspruch ab dem 1. Januar 2022 verjährt und könnte nicht mehr vor Gericht geltend gemacht werden.

Bei unerlaubten Handlungen schreibt das Gesetz allerdings vor, dass der Schädiger zehn Jahre lang alles herausgeben muss, was er durch die unerlaubte Handlung erlangt hat (§ 852 BGB). Um eine unerlaubte Handlung handelt es sich beispielsweise dann, wenn man gegen ein Schutzgesetz verstößt (§ 823 Abs. 2 BGB, sogenannter "deliktischer Schadensersatzanspruch"). Beim Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV), welcher den gesetzlichen Rahmen für Glücksspiel in Deutschland bildet, handelt es sich - beispielsweise nach Ansicht des OLG Köln - um ein solches Schutzgesetz. Weil Tipico - genauso wie alle anderen Online Casinos - gegen den Glücksspielstaatsvertrag verstoßen hat, haben Spieler somit einen Anspruch auf Rückzahlung ihrer Verluste nach 823 Abs. 2 BGB. Deshalb muss Tipico nach 852 BGB bis zu 10 Jahre rückwirkend alle Einzahlungen der Spieler herausgeben (abzüglich der bereits erfolgten Auszahlungen).

Das Landgericht Krefeld hat zur zehnjährigen Verjährungsfrist wie folgt Stellung genommen:

"Danach ist der Ersatzpflichtige auch nach Eintritt der Verjährung des Anspruchs auf Ersatz des aus einer unerlaubten Handlung entstandenen Schadens zur Herausgabe nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung verpflichtet, wobei dieser Anspruch in zehn Jahren von seiner Entstehung an […] verjährt. Da die Beklagte – wie ausgeführt – aus einer deliktischen Handlung gegenüber dem Kläger haftet, hat sie mithin gemäß § 852 S. 1 BGB dem Kläger - auch über den Eintritt der Verjährung hinaus - das von ihr Erlangte bis zur Grenze der ursprünglichen Schadenshöhe herauszugeben."

Mehr Informationen und Hintergründe zu Online Casino Klagen finden Sie auf unserer Q&A Seite.

ts

Staudt Rechtsanwälte ist eine spezialisierte Verbraucherkanzlei mit langjähriger Erfahrung im Zivilprozess und in Massenschadensfällen. Das Team von Staudt Rechtsanwälte berät und vertritt Online Casino Kunden seit mehr als 1,5 Jahren bei ihren Rückforderungen. In dieser Zeit konnten wir bereits mehr als 1.000 Geschädigte beraten - und bislang waren alle von uns geführten Casino-Verfahren erfolgreich. Juristische Kompetenz, persönlicher Kontakt, eine zügige Bearbeitung und schnelle Auswertung der Ein- und Auszahlungsübersichten sind die maßgeblichen Gründe für die Zufriedenheit unserer Mandanten.