Qimonda stürzt im "Silicion Saxony". Gründe der Insolvenz und Folgen

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Qimonda, die Infineon Tochter, hat am 23. Januar 2009 beim Amtsgericht München Insolvenz angemeldet. 3200 Mitarbeiter sind allein in Dresden betroffen, weltweit 12.000. Vor acht Jahren hatte Siemens auf Grund des risikobehaften, kapitalintensiven Geschäfts mit Chips die Chipsparte unter der Firma Infineon Technologies AG ausgegliedert und an die Börse gebracht und dadurch die Ausfallrisiken auf die Aktionäre und staatlichen Förderer verteilt. Infineon hat sich auf Halbleiter konzentriert, für Speicherchips die Tochterfirma Qimonda gegründet und die Aktien an der Börse gehandelt. Die Infineon Technologies AG hält derzeit 77,5 % der Anteile. Dreistellige Millionenbeträge an staatlichen Subventionen wurden bereitgestellt zur Errichtung der modernsten Chipfabrik der Welt. Aus Dresden wurde aus dem ehemaligen „Tal der Ahnungslosen“ das „Silicon Saxony“ mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 12 Milliarden. Im Oktober 2008 wurde Umstrukturierungen angekündigt und der Abbau von 4000 der 12000 Arbeitsplätze, davon 1500 in Deutschland.


Gründe der Insolvenz 

  • Das Management konnte nicht länger warten, da die Gesellschaft überschuldet und zahlungsunfähig ist
  • Qimonda machte mehr Verlust als Umsatz; im dritten Vierteljahr von 07/08 waren es allein 400 Millionen, in den letzten neun Monaten 1,5 Milliarden Euro Verlust
  • die Zahlen für das Geschäftsjahr 2007/2008 und aktuelle Zahlen hat der Konzern nicht veröffentlicht oder mitgeteilt
  • vor Weihnachten kündigte das Unternehmen bereits an, ohne Hilfe Anfang 2009 in finanzielle Not zu geraten
  • der Freistaat Sachsen, das Land Portugal und Infineon haben im Dezember 2008 325 Millionen als Rettungspaket in Aussicht gestellt; dies scheiterte
  • immer wieder wurden neue Finanzlücken mitgeteilt; zuletzt ein zusätzlicher Finanzbedarf von 300 Millionen: die Zahlen waren intransparent
  • Qimonda hatte angabegemäß kein schlüssiges Sanierungskonzept und die Mutter, Infineon, war zu zögerlich mit Hilfe
  • Speicherchips erlitten auf dem Weltmarkt einen hohen Preisverfall
  • Zum Jahresende brach das Chip- und DRAM-Geschäft um die Hälfte ein und die Prognosen für die Umsatzentwicklung waren negativ

    Insolvenzverwalter/Vorstand/Aufsicht
  • vorläufiger Insolvenzverwalter der Qimonada AG ist Herr Rechtsanwalt Jaffe aus München. Rechtsanwalt Jaffe gilt seit der Insolvenzverwaltung des Mediumimperiums von Leo Kirch als Spezialist für schwierige Fälle. Er war z.B auch Insolvenzverwalter des Wohnmobilherstellers Knaus Tabbert, Grob Aerospace. 


    Folgen der Insolvenz
  • der Qimonda Aktienkurs von Infineon bracht um 98 Prozent, der von Qimonda um 99 % ein
  • jeder Dritte Arbeitmehmer von Qimonda wird voraussichtlich seinen Job verlieren, wenn kein Investor mit fresh-money und gutem Konzept kommt
  • Arbeitnehmer können ihre Rechte in der Gläubigerversammlung geltend machen
  • es wird eine Sanierung innerhalb des Insolvenzverfahrens versucht; Gläubiger können innerhalb des Insolvenzverfahrens Einfluss nehmen.
  • Gläubiger müssen ihre Forderungen anmelden und etwaige Sonderrechte sofort geltend machen. Formulare können Sie über uns erhalten
  • Ansprüche gegen die Manager der Qimonda werden geprüft.
  • auf Grund der Insolvenz der Qimonda könnte Infineon auch Ansprüchen ausgesetzt sein, z.B. im Zusammenhang mit Fördermitteln, mitarbeiterbezogenen Verbindlichkeiten und aus ihrer Gesellschafterstellung heraus, soweit an Infineon im letzten Jahr vor Insolvenzeinleitung Zahlungen geflossen wären
     
    Für Fragen rund um das Insolvenz- und Sanierungsrecht stehen wir gerne zur Verfügung.

    Kontakt: Hermann Kulzer (pkl), Dresden, Berlin
    Rechtsanwalt und Fachanwalt für Insolvenzrecht
    Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht

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