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Sicherheit ist in Mode: Das müssen Sie über die Warnwestenpflicht wissen

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Sicherheit ist in Mode: Das müssen Sie über die Warnwestenpflicht wissen

Experten-Autorin dieses Themas

Jeder, der mit dem Auto schon mal eine Panne oder einen Unfall hatte, war sicherlich froh, wenn er eine leuchtende Warnweste anziehen konnte und von anderen Verkehrsteilnehmern dadurch besser gesehen wurde beziehungsweise auf sich aufmerksam machen konnte. Das gilt vor allem für brenzlige und gefährliche Verkehrssituationen wie auf der Autobahn oder bei unübersichtlichen Straßenverhältnissen.  

Die Warnwestenpflicht ist in Deutschland seit dem 01. Juli 2014 gesetzlich vorgeschrieben. Aber was genau bedeutet das eigentlich in der Praxis für Autofahrer, Motorradfahrer, Fahrradfahrer und Co.? Gilt die Warnwestenpflicht für alle Straßenverkehrsteilnehmer gleichermaßen und welche optischen Voraussetzungen werden an dieses Sicherheitskleidungsstück gestellt? In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige rund um die Warnwestenpflicht, welche Sanktionen bei einem Verstoß drohen und welche Besonderheiten im Ausland zu beachten sind. 

Mehr als nur ein praktisches Modeaccessoire: Was ist eine Warnweste?

Eine Warnweste ist eine leuchtend farbige, reflektierende Weste, die dazu dient, die Sichtbarkeit einer Person im Straßenverkehr zu erhöhen. Sie wird vor allem bei Dunkelheit, Dämmerung oder allgemein schlechten Sichtverhältnissen wie bei Nebel oder Schneegestöber getragen. Warnwesten sind in der Regel in verschiedenen Größen erhältlich. Sie können und sollen über der normalen Kleidung getragen werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass eine Warnweste nicht zu klein ausfällt oder zu eng am Körper anliegt. Wer die Warnweste bei kalten Außentemperaturen über einer dicken Winterjacke tragen muss, braucht trotzdem genug Spielraum unter der Weste.  

Eine Warnweste soll im Straßenverkehr dazu beitragen, Unfälle zu vermeiden oder deren Folgen jedenfalls zu mindern. Andere Verkehrsteilnehmer sollen gewarnt werden und schnell erkennen können, dass eine Person unter Umständen Hilfe braucht. Die Idee der Warnweste geht auf das Jahr 1964 zurück, als ein englischer Fahrzeughersteller erstmals dem breiten Publikum eine reflektierende Weste präsentierte. Diese Weste war aber vor allem für die Mitarbeiter des Automobilunternehmens gedacht, die oft auf Straßen unterwegs waren. Erst in den 1990er Jahren wurden Warnwesten schließlich auch für den allgemeinen Straßenverkehr zugelassen. 

Wie muss eine ordnungsgemäße Warnweste aussehen?

Eine ordnungsgemäße Warnweste muss bestimmten gesetzlichen Vorgaben gerecht werden. Viele Länder orientieren sich dabei an der Europäischen Norm EN ISO 20471:2013. Diese gilt auch derzeit für Warnwesten in Deutschland. Doch wer eine ältere Warnweste besitzt, die dieser aktuellen europäischen Norm nicht entspricht, muss nicht beunruhigt sein. Ältere Warnwesten verlieren aufgrund des Bestandsschutzes nicht ihre Gültigkeit und dürfen weiterhin benutzt werden. Die Warnweste nach der Europäischen Norm EN ISO 20471:2013 muss folgende Merkmale zwingend erfüllen: 

  • Die Warnweste muss eine 360-Grad-Sichtbarkeit durch einen umlaufenden Reflektorstreifen an Front- und Rückenseite gewährleisten. Dieser Streifen muss mindestens fünf Zentimeter breit sein. Dadurch ist sichergestellt, dass eine Person aus allen Perspektiven gut sichtbar ist und nicht nur von vorn, hinten oder seitlich. 

  • Die Warnweste muss aus einem fluoreszierenden Material in orange, rot-orange oder gelber Farbe bestehen. 

Warnwestenpflicht in Deutschland: Was bedeutet das?

In Deutschland ist geregelt, dass die Warnwestenpflicht für alle zugelassenen Personenkraftwagen, Lastkraftwagen sowie Zug- und Sattelzugmaschinen und Busse gilt. Das Gesetz erwähnt zwar nicht ausdrücklich Wohnmobile, jedoch empfehlen Experten auch für solche Fahrzeuge aufgrund des Sicherheitsaspektes das Mitführen einer Warnweste. Die Pflicht umfasst lediglich das Mitführen einer Warnweste, nicht das Tragen. Für das Tragen der Warnweste hat der deutsche Gesetzgeber keine Vorschriften erlassen. Hier vertraut der Staat auf die Eigenverantwortung der Verkehrsteilnehmer. Wer gegen die Warnwestenpflicht in Deutschland verstößt, muss ein Bußgeld in Höhe von 15 € zahlen, wenn er bei einer Verkehrskontrolle oder in einer Notsituation ohne Warnweste erwischt wird. 

Wie viele Warnwesten müssen im Auto mitgeführt werden?

In Deutschland müssen Fahrzeugführer mindestens eine Warnweste in ihrem Auto mitführen. Es empfiehlt sich aber, pro Insasse jeweils eine Warnweste für den Ernstfall bereitzuhalten, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass alle Fahrzeuginsassen das Auto im Falle eines Unfalles oder einer Panne verlassen müssen. Jeder Verkehrsteilnehmer, der sich zum Beispiel auf der Autobahn außerhalb des eigenen Fahrzeuges aufhält, sollte für andere Fahrzeuge gut sichtbar und geschützt sein. Wer unterwegs jemanden spontan im Fahrzeug mitnimmt, hat im Falle einer Panne oder eines Unfalls ebenfalls nicht das Problem, plötzlich nicht genug Warnwesten zur Verfügung zu haben, wenn alle das Fahrzeug verlassen wollen oder müssen. Zwei Warnwesten sollten daher das Minimum im Auto sein, um im Ernstfall vorbereitet und sicher zu sein. 

Keine Warnwestenpflicht für Motorrad- und Fahrradfahrer

Sowohl für das Motorrad als auch für das Fahrrad gilt in Deutschland keine Pflicht zum Mitführen oder Tragen einer Warnweste. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt es sich jedoch, für bestimmte Situationen eine Warnweste griffbereit zu haben. Bei Fahrradfahrern gilt dies vor allem für längere Touren. 

Im Ausland bestehen in manchen Ländern von den in Deutschland geltenden Vorschriften abweichende Regelungen. In Frankreich, Litauen, Luxemburg, Slowakei, Slowenien, Spanien und Ungarn müssen Motorradfahrer zum Beispiel eine Warnweste mitführen. In Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Finnland, Lettland und Ungarn muss die Warnweste sogar auch getragen werden, wenn der Motorradfahrer in einen Unfall oder eine Panne verwickelt wird. 

Auch für Fahrradfahrer gelten im Ausland mitunter abweichende Vorschriften. Zum Beispiel sind in Frankreich, Ungarn, Italien, Spanien und Litauen Fahrradfahrer bei Dunkelheit oder schlechten Sichtverhältnissen zum Tragen einer Warnweste verpflichtet. 

Warnweste im Notfall: Wo sollte sie aufbewahrt werden?

Die Warnweste sollte immer dann getragen werden, wenn das Fahrzeug auf einer öffentlichen Straße liegen bleibt oder in einen Unfall verwickelt ist. Das gilt auch dann, wenn das Fahrzeug auf dem Seitenstreifen oder auf einem Parkplatz steht. Das Tragen der Warnweste ist wichtig, um die eigene Sicherheit zu erhöhen und anderen Verkehrsteilnehmern anzuzeigen, dass Hilfe benötigt wird.  

Viele Autofahrer fragen sich, wo die Warnweste für den Ernstfall am besten aufbewahrt wird. Als Orientierungshilfe gilt, dass die Warnweste vom Fahrersitz aus möglichst schnell und unkompliziert greifbar ist. Wer in einen Unfall verwickelt ist oder eine Autopanne hat, hat oftmals nicht auch noch die Nerven dazu, eine Warnweste umständlich aus der hintersten Ecke des Fahrzeuges zu kramen oder erst mal danach suchen zu müssen. Fachleute raten Autofahrern dazu, die Warnweste am besten im Handschuhfach, unter dem Fahrersitz oder im Seitenfach der Fahrertür aufzubewahren. Von der Aufbewahrung im Kofferraum ist ausdrücklich abzuraten, denn das Fahrzeug müsste in diesem Fall zunächst ohne Warnweste verlassen werden, und diese Person ist für andere Verkehrsteilnehmer schwer sichtbar. Folgeunfälle und weitere Personenschäden können also unnötig herbeigeführt werden, wenn Warnwesten im Kofferraum aufbewahrt werden. Dies sollte zur eigenen Sicherheit und der Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer in jedem Fall vermieden werden.  

Häufig hängen Autofahrer ihre Warnweste auch über einen Autositz. Doch auch von dieser Form der Aufbewahrung ist abzuraten, da die regelmäßige Sonneneinstrahlung die Signalfarbe der Weste mit der Zeit ausbleichen kann. Die Sicherheitsfunktion der Warnweste wäre dann aufgrund der geminderten Sichtbarkeit nicht mehr in vollem Umfang gewährleistet und könnte ein Verstoß gegen die gesetzlichen Vorgaben bedeuten. 

Welche Regeln zur Warnwestenpflicht müssen im Ausland beachtet werden?

Wer im Ausland mit dem Auto unterwegs ist, sollte sich über die dort geltenden Bestimmungen zur Warnwestenpflicht informieren, denn diese können von Land zu Land sehr unterschiedlich sein. In einigen Ländern ist nicht nur das Mitführen, sondern auch das Tragen der Warnweste vorgeschrieben. Es ist daher ratsam, immer mindestens eine Warnweste im Auto mitzuführen, wenn man ins Ausland fährt. 

In vielen Ländern außerhalb Deutschlands gilt eine Warnwestenpflicht, die sich von der deutschen Regelung zum Beispiel im Hinblick auf Anzahl und Farbe unterscheiden kann. Wer sich mit den gesetzlichen Bestimmungen am Reiseziel nicht gut auskennt, sollte sich daher vor Reisebeginn über die vor Ort geltenden Vorschriften zur Warnwestenpflicht informieren und vorsorglich zusätzliche Warnwesten bereithalten. Einige Länder, in denen ebenfalls eine Warnwestenpflicht besteht, sind beispielsweise Frankreich, Kroatien, Österreich, Portugal, Rumänien, Serbien und Tschechien. In diesen Ländern ist es Pflicht, mindestens eine Warnweste im Auto mitzuführen und diese bei Unfällen oder Pannen auch zu tragen. In Tschechien gilt die Mitführ- und Tragepflicht sogar für alle Insassen. In Rumänien gilt die Warnwestenpflicht nur für Fahrzeuge mit einem Gewicht von über 3,5 Tonnen. 

Auch im Ausland können Sanktionen in Form von Buß- oder Verwarngeldern drohen, wenn Verkehrsteilnehmer gegen die bestehende Warnwestenpflicht verstoßen. In Deutschland ist das drohende Bußgeld mit 15 € eher gering. In Spanien kann ein Verstoß gegen die Warnwestenpflicht dagegen auch recht teuer werden, da die spanischen Gesetze ein Bußgeld bis zu 200 € vorsehen. Auch in Rumänien liegt das Bußgeld für die Missachtung der Warnwestenpflicht bei mindestens 120 €. Einige Länder verzichten aber auch ganz auf die Verhängung eines Bußgeldes wie zum Beispiel Dänemark, Finnland, Norwegen oder Kroatien. Eine einheitliche europäische Regelung der Warnwestenpflicht wäre für die Zukunft wünschenswert, um Verkehrsteilnehmern die Einhaltung der Vorschriften zu vereinfachen und Unklarheiten zu vermeiden. 

Fazit zur Warnwestenpflicht: Sicherheit geht vor!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Warnwestenpflicht dazu dient, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. Durch das Tragen der Warnweste wird die Sichtbarkeit erhöht und anderen Verkehrsteilnehmern signalisiert, dass Hilfe benötigt wird. Es ist daher wichtig, immer mindestens eine Warnweste im Auto mitzuführen und im Notfall auch zu tragen. Wer ins Ausland fährt, sollte sich über die dort geltenden Bestimmungen zur Warnwestenpflicht informieren und gegebenenfalls weitere Warnwesten mitführen. 

Foto(s): ©Adobe Stock/Peter Atkins

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  • 03.06.2014 Rechtsanwalt Stefan Nolte
    Ab dem 1. Juli 2014 gilt nun auch in Deutschland eine Pflicht zum Mitführen einer Warnweste. In jedem Fahrzeug muss dann für den Fahrer eine Warnweste entsprechend der europäischen Norm EN ISO 20471:2 … Weiterlesen
  • 07.01.2014 Christian Günther, anwalt.de-Redaktion
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