Coachingfalle: vom Coach vergewaltigt

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Sie nennen es Mentales Training, Persönlichkeitsentwicklung, Mindset-Veränderung oder Spirituelles Wachstum: Coaches, die ihre Coaching - Kunden (sogenannte: Coachee) mißbrauchen, vergewaltigen, einsperren oder anderweitig körperliche Gewalt anwenden. 

So geschehen gerade im aktuellen Fall des Life Coach Nikolaj G. aus Walldürn: als selbsternannter Life-Coach hat der Bäcker und russische Spätaussiedler seit einigen Jahren Persönlichkeitsentwicklung und sogenannte Bootcamps angeboten. In zahlreichen Videos und selbstverlegten Büchern gibt er seine Sicht von der Welt wieder, insbesondere zu Beziehungsfragen: "für Jungs, die echte Männer werden wollen, berichtet er hart und unverschämt über seine sexuellen Erfahrungen und die Manipulationen der Frauen".  Begleitet von Ehefrau oder Freundin, mit denen er in einer polyamoren Beziehugn lebt und die dazu stumm nicken. Selbst auf einem ganzheitlichen Frauen-Gesundheitskongress soll er aufgetreten sein.

Die Medien haben ausführlich dazu berichtet.

Hätten es die Coaching Kunden erkennen können? Und wenn ja, woran?

Zehn Indizien für die Coachingfalle:

  1. der Coach kann KEINE erfolgreich abgeschlossen Ausbildung nachweisen durch Vorlage einer Abschlussurkunde und Benennung des Ausbildungsinstituts
  2. der Coach kann KEINE Zertifizierung (regelmäßige Qualitätskontrolle - z.B. alle 3 Jahre beim ICF) vorweisen durch Vorlage der Zertifizierungsurkunde und Nennung des zuständigen Fachverbandes
  3. der Coach ist KEIN Mitglied eines anerkannten Berufsverbandes für Coaches und kann seine Mitgliedschaft weder durch Listung auf der Seite des Berufsverbandes noch durch seine Mitgliedsbescheinigung vorweisen
  4. KEINE bestätigten Empfehlungen und Testimonials von Kunden durch eine anerkannte Plattform wie z.B. ProvenExpert
  5. KEINE Angabe der zuständigen Schlichtungs- und Beschwerdestellen für Beschwerden über den Coach im Vertrag oder auf der Webseite (Impressum)
  6. Coaching-Vertrag OHNE genaue Leistungsbeschreibung und/oder ohne Kündigungsrecht
  7. weit überhöhter PREIS
  8. Coaching SETTING: in Privaträumen, Hotelzimmern, Finka auf Mallorca etc.
  9. sehr "körperbezogene Coachingtools" mit starkem Fokus auf körperlicher Interaktion
  10. sehr intime und private Fragen/Ausführungen, die grenzverletzend wirken

Wieviele dieser Punkte bei dem mutmaßlichen Vergewaltiger und Geiselnehmer zutrafen, wird das Ermittlungsverfahren aufklären müssen.

Und doch: Das sind nur Indizien, also keine Garantie für eine Coachingfalle!

Nicht alle Täter sind Scharlatane, die lediglich vorgeben, Coaches zu sein, um in einem Coachingprozess die ihnen gewährte Machtposition bewußt zur Befriedigung eigener Interessen auszunutzen. Manche sind hochprofessionell ausgebildet und zertifiziert. Selbst erfahrene und anerkannte Coaches, die in Coachingausbildungen als Lehrcoach auftreten, können in der Ausbildung diese Machtposition ausnutzen: etwa, wenn der Ausbilder eine Teilnehmerin vor der Gruppe auffordert, ihn intensiv zu küssen, um dabei eine Fokussierungsübung zu absolvieren. Oder die Ausbildung einzeln in einer Ferienvilla stattfindet und der Lehrcoach zu jeder und jedem eine intensive intime Beziehung eingeht. Alles Fälle, die wir so in unserer auf Coaching spezialisierten Kanzlei in den letzten Jahren tatsächlich hatten.

Wichtig für Sie zu wissen: 

Das ist nicht Coaching! 

Hier wird ein Vertrauensverhältnis bewußt ausgenutzt. 

Als Opfer werden Sie geschützt!

  1. Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei!
  2. Suchen Sie einen auf Coaching spezialisierten Anwalt auf! 
  3. Wenden Sie sich an die Ethik-Kommission des Coaching Berufsverbandes (z.B. www.coachfederation.de)

Nummer 1 und 2 schützt Sie selbst wirksam vor weiteren Übergriffen und fordert Ihre Rechte als Opfer ein. Nummer 3 schützt andere und sorgt dafür, dass er nie wieder auf der ganzen Welt als ICF Coach arbeiten darf.

Life Coach Nicolaj G. hält die ermittlende Staatsanwaltschaft für einen Serientäter: Weitere Opfer werden aktuell gesucht. Wenn Sie Fragen dazu haben, melden Sie sich gern kostenfrei, unverbindlich und vertraulich bei mir.

Und ich?

Ich bin ausgebildeter Coach und als sogenannter Master Coach zertifiziert (MCC), bin als Ausbilder im Legal Coaching akkreditiert und Mitglied der Internationalen Coaching Federation. 

Was ein Coach niemals zu Ihnen sagen wird:

  • Sie sind selbst schuld und unfähig.
  • Wenn Sie etwas ändern wollen, dann müssen Sie DAS jetzt tun!
  • Dazu dürfen Sie mit niemandem sprechen!

Das war Ihr Rechtstipp der Woche vom Legal Coach!

Sie möchten mehr über Coaching erfahren?

Dann finden Sie beim größten Berufsverband für Coaches, der International Coaching Federation, alles Wissenswerte.

Wie Ihnen hier ein Legal Coach helfen kann, erfahren Sie hier.









Foto(s): Uwe Klössing


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