PROJECT Immobilien - vorläufiger Insolvenzverwalter informiert KäuferInnen zum aktuellen Stand

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Knapp eine Woche nach der Eröffnung der vorläufigen Insolvenzverfahren über einige Gesellschaften der PROJECT-Unternehmensgruppe hat sich einer der vorläufigen Insolvenzverwalter in einer Pressemitteilung vom 17.08.2023 an die KäuferInnen von Wohneinheiten gewandt. Lesen Sie hier, was in der Pressemitteilung steht und wie es nun weiter geht. 

1. PROJECT-Gruppe betreut derzeit 118 Projekte mit 1.850 Wohneinheiten

Zunächst liefert der vorläufige Insolvenzverwalter Volker Böhm erste Zahlen zu den betroffenen Projekten und Wohneinheiten. 

ZITAT aus der Pressemitteilung vom 17.08.2023: 

"Die „PROJECT Immobilien“-Gruppe betreut zurzeit 118 Projekte. Dies umfasst die Kategorien Wohnen, Gewerbe, Grundstücksverkauf und Bestandsobjekte, wobei der Schwerpunkt im Wohnungsbau liegt. „Zurzeit befinden sich Wohngebäude mit 1.852 Wohnungen im Bau, einige stehen bereits vor der Fertigstellung“, erläutert Volker Böhm. „Hingegen macht die Kategorie Gewerbe mit 16 laufenden Projekten den geringeren Anteil des Geschäfts aus.“

Die Bauprojekte der Gruppe befinden sich über Deutschland verteilt. Schwerpunkte sind Berlin und Potsdam, Hamburg, Düsseldorf, das Rhein-Main-Gebiet, der Großraum München sowie der Großraum Nürnberg."

2. Jedes Projekt muss aufgearbeitet werden 

Angesichts dieser Zahlen und sehr komplexen Struktur der Projekte und deren Abwicklung wird die Aufarbeitung einige Zeit in Anspruch nehmen. Gleichwohl ist sich der Insolvenzverwalter Volker Böhm der Fragen der KäuferInnen von Wohneinheiten durchaus bewusst: 

ZITAT aus der Pressemitteilung vom 17.08.2023: 

„Für die Insolvenzverwaltung hat es Priorität, den Käufern der Wohnungen belastbare Informationen zur Verfügung zu stellen und die bestehende Ungewissheit zu beseitigen“, betont Volker Böhm von Schultze & Braun, vorläufiger Insolvenzverwalter der Holding-Gesellschaft „Project Real Estate AG“ (PRE) und der operativen Gesellschaft „PROJECT Immobilien Projektentwicklungs GmbH“ (PEG). „Angesichts des bestehenden Unternehmenskonstruktes und der komplexen Sachverhalte kann das jedoch einige Wochen dauern. Wir stehen aber mit den Fonds-Gesellschaften der ‚PROJECT Investment-Gruppe‘ bereits in engem Austausch und suchen gemeinsam nach Lösungen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob und wie die nötigen Finanzmittel zum Weiterbau der Projekte aufgebracht werden können.“

Vorher müssen für jedes einzelne Projekt gemeinsam mit der „PROJECT Investment-Gruppe“ die relevanten Eckdaten ermittelt werden, insbesondere der Bautenstand, der Abrechnungsstand, offene Verbindlichkeiten und der künftige Finanzbedarf. Das bedeutet, dass keine pauschale Auskunft für alle Projekte gegeben werden kann, sondern nur für den jeweiligen Einzelfall. Die Wohnungskäufer werden deshalb auch einzeln informiert, sobald diese Informationen vorliegen. „Angesichts dieser komplexen Situation müssen wir die betroffenen Wohnungskäufer um Geduld bitten“, so Volker Böhm. „Da viele Käufer bereits beträchtliche Summen investiert haben, fällt das verständlicherweise sehr schwer, aber es ist leider nicht zu ändern. Wir tun alles, was möglich ist.“Käufer der Wohnungen sind nach vorliegenden Informationen zu rund 90 Prozent Privatpersonen."

Dies entspricht auch dem, was wir in etlichen Gesprächen mit besorgten KäuferInnen angekündigt hatten. Die berechtigten Sorgen der KäuferInnen sind nachvollziehbar, gleichwohl wird man hier noch Geduld haben müssen. 

3. Wie sieht es generell bei der PROJECT-Unternehmensgruppe aus - wird es weitere Insolvenzen geben? 

Die wohl wichtigste Frage ist die nach weiteren Insolvenzen. Das interessiert sowohl die KäuferInnen von Wohnungen als auch AnlegerInnen und InvestorInnen der Fonds. Hierzu kann der Insolvenzverwalter - das ist in diesem Verfahrensstand ebenfalls verständlich - noch keine belastbare Aussage treffen. 

ZITAT aus der Pressemitteilung vom 17.08.2023: 

"Geschäftszweck der insolventen „PROJECT Immobilien“-Gruppe ist die Planung, Betreuung und der Vertrieb von Immobilien-Projekten. Eigentümer dieser Projekte ist aber nicht die „PROJECT Immobilien“-Gruppe selbst, sondern die Schwesterorganisation „Project Investment“-Gruppe. Jedes einzelne Projekt ist über einen Fonds finanziert, der bei der „Project Investment“-Gruppe verwaltet wird. Bis auf eine Vertriebstochter dieser Gruppe („PROJECT Vermittlungs GmbH“) ist die „Project Investment“-Gruppe noch weitgehend Insolvenz-frei."

Man kann dem Wort "noch" nun vertiefte Bedeutung beimessen, aber das wäre Kaffeesatzleserei. 

Weiter heißt es in der Pressemitteilung: 

"Zum jetzigen Zeitpunkt haben die folgenden Gesellschaften der Nürnberger „PROJECT Immobilien“-Gruppe Insolvenzantrag gestellt: die „Project Real Estate AG“ (PRE), die Holding-Gesellschaft der Gruppe; die „PROJECT Immobilien Projektentwicklungs GmbH“ (PEG), die operative Gesellschaft, die die Standorte für die Bauprojekte auswählt und die Projekte konzipiert; die „PROJECT Immobilien Wohnen und Gewerbe GmbH“ (PWG), die Makler-Organisation der Gruppe; und die „PROJECT Immobilien Management GmbH“ (PMG), die u.a. für Bauleitung, Ausschreibungen und Beauftragung von Bauleistungen zuständig ist."

Schwierig ist natürlich, dass eine Insolvenz der PROJECT Immobilien Management GmbH vorliegt. Diese Gesellschaft war für die Bauleitung und die Beauftragung von Bauleistungen zuständig. Aber auch das muss nicht zwangsläufig negative Folgen für die einzelnen Projekte und Projektgesellschaften nach sich ziehen. Für viel wichtiger ist die Klärung des Verhältnisses zwischen Zahlungsstand - also dem Stand der Zahlungen der Käufer - einerseits und dem Bautenstand - also dem tatsächlichen Stand der Bauvorhaben andererseits. Wenn diese übereinstimmen lassen sich auch in solchen schwierigen wirtschaftlichen Situationen Lösungen finden. 

Unklar ist derzeit noch das Verhältnis der einzelnen Projekte über Fondsgesellschaften. Tatsache ist, dass die PROJECT-Gruppe auch Investments über eine Vielzahl von Fonds angeboten hat. Welche Rolle diese nun bei einer Fortführung der einzelnen Projekte spielen werden und ob sie diese beeinflussen können, muss man noch prüfen. 

4. Wie geht es nun für die KäuferInnen der Wohnungen weiter? 

In den vergangenen Tagen habe ich etliche Gespräche mit verunsicherten Käufern geführt. Viele sorgen sich um die Fremdfinanzierung für den Erwerb der Wohnung, um den Erhalt des eingesetzten Eigenkapitals, die teils horrenden Bereitstellungszinsen der Bank und nicht zuletzt darum, ob ihr Objekt fertig gestellt wird. 

Das lässt sich im Moment noch nicht seriös beantworten. In nachfolgendem Beitrag können SIe die gestern verfügbaren Informationen für KäuferInnen nochmals nachlesen: 

PROJECT Immobilien - was kommt durch die Insolvenzen auf KäuferInnen von Wohnungen zu - ist ein Rücktritt möglich? (anwalt.de)

Es empfiehlt sich in jedem Fall, sich mit anderen Käufern des Objektes zu vernetzen, denn dies kann bei späteren Verhandlungen zum Fortgang des Projektes von Vorteil sein. Hier bilden sich bereits die ersten Facebook-Gruppen. Andere KäuferInnen vernetzen sich über eigens entworfene Homepages. Auch der Weg über das Grundbuchamt zur Feststellung der Namen der anderen KäuferInnen ist möglich. Hier habe ich bereits mit einem Käufer zusammen für ein Projekt entsprechende Tätigkeiten aufgenommen. 

Wenn Sie konkret zu Ihrer Projektgesellschaft Fragen haben oder aber zum Gang des Verfahrens generell, die nicht über die bisherigen Informationen beantwortet werden können, so können Sie mich gern im Rahmen einer kostenlosen Erstberwertung ansprechen. Sie können das unten stehende Kontaktformular nutzen, Sie können mich anrufen oder Sie schreiben mir eine mail an marc.gericke@gericke-recht.de

Foto(s): Bild von Leopictures auf Pixabay


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