Umsatzsteuersonderprüfung: Was Sie wissen müssen, um Ihr Unternehmen zu schützen und ​Steuernachteile zu vermeiden.

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1. Einführung

Die Umsatzsteuer ist die einzige Steuervariante mit hohem Steueraufkommen, in welcher der Steuerpflichtige sich selbst veranlagt (sogenanntes Selbstveranlagungsprinzip).  

Aus diesem Grund erachtet das Finanzamt insbesondere im Bereich der Umsatzsteuer eine verstärkte Überprüfung für notwendig.

Unabhängig ob bewusst oder unbewusst. Durch die Selbstveranlagung treten bei der Umsatzsteuer regelmäßig steuerliche Probleme für den Steuerpflichtigen auf.

Im Gegensatz zur Umsatzsteuersonderprüfung ist die Umsatzsteuernachschau kein rechtlich förmliches Verfahren und erfolgt in der Regel ohne Ankündigung.


2. Was ist eine Umsatzsteuersonderprüfung?

Eine Umsatzsteuersonderprüfung ist eine außerordentliche Prüfung, die angeordnet wird, wenn bestimmte Merkmale und Gegebenheiten bei der Bearbeitung des Steuerfalls auffällig sind. 

Im Gegensatz zur regelmäßigen Betriebsprüfung erfolgt die Umsatzsteuersonderprüfung nicht zufällig, sondern gezielt und anlassbezogen (häufig durch Widersprüche in elektronischen Kontrollmeldungen).

Sie dient dazu, umsatzsteuerliche Sachverhalte eines Unternehmens genauer zu überprüfen. Dabei werden verschiedene Bereiche wie Steuerbefreiungen, innergemeinschaftliche Umsätze und ermäßigt besteuerte Umsätze untersucht. 

Die Prüfung kann als Vollprüfung, punktuelle Prüfung oder Liquiditätsprüfung durchgeführt werden. Es ist wichtig zu beachten, dass eine Umsatzsteuersonderprüfung keine regelmäßige Prüfung ist und in der Regel für einen bestimmten Umsatzsteuersachverhalt und/oder Besteuerungszeitraum durchgeführt wird.


3. Welche Arten der Umsatzsteuerprüfung gibt es?

Eine Umsatzsteuerprüfung kann in verschiedenen Formen durchgeführt werden, wie beispielsweise als Vollprüfung, punktuelle Prüfung oder Liquiditätsprüfung. 

Bei einer Vollprüfung werden alle umsatzsteuerlichen Sachverhalte eines Unternehmens überprüft, sowohl auf der Einnahmen- als auch auf der Ausgabenseite. Diese Art der Prüfung erstreckt sich in der Regel über einen kompletten Besteuerungszeitraum von mindestens einem Kalenderjahr.

Im Gegensatz dazu konzentriert sich eine punktuelle Prüfung auf bestimmte Bereiche oder Sachverhalte, die als auffällig erachtet werden. 

Eine Liquiditätsprüfung hingegen bezieht sich auf die Überprüfung der umsatzsteuerlichen Liquiditätssituation eines Unternehmens. 


4. Wie ist der Ablauf einer Umsatzsteuersonderprüfung?

Der Ablauf einer Umsatzsteuersonderprüfung umfasst mehrere Schritte.

a) Zunächst erfolgt die Anmeldung der Prüfung durch das zuständige Finanzamt, bei der der Prüfungszeitraum und der Prüfer festgelegt werden.

b) Die Umsatzsteuersonderprüfung findet entweder beim Unternehmen selbst oder beim Steuerberater statt, je nachdem, wer die Buchhaltung führt und wie sich der Steuerpflichtige entscheidet.

Die elektronische Umsatzsteuer-Sonderprüfung erfolgt analog der Betriebsprüfung.

c) Um sich auf die Umsatzsteuersonderprüfung vorzubereiten, ist es wichtig, alle relevanten Unterlagen und Belege bereitzuhalten, wie zum Beispiel Umsatzsteuervoranmeldungen, Rechnungen, Kontoauszüge und Verträge. 

Sollten Sie Probleme befürchten, ist die Hinzuziehung eines Fachanwalts für Steuerrecht anzuraten. Bei einer Umsatzsteuer-Sonderprüfung handelt es sich um spezielles Steuerverfahrensrecht.

d) Der Beginn und die Durchführung der Umsatzsteuersonderprüfung erfolgen gemäß dem festgelegten Prüfungszeitraum. Der Prüfer überprüft verschiedene umsatzsteuerliche Sachverhalte, wie Steuerbefreiungen, innergemeinschaftliche Umsätze und ermäßigt besteuerte Umsätze. Es können auch spezifische Bereiche oder Sachverhalte genauer untersucht werden, je nach Art der Prüfung (Vollprüfung, punktuelle Prüfung oder Liquiditätsprüfung).

e) Nach Abschluss der Umsatzsteuersonderprüfung findet eine Schlussbesprechung statt, bei der der Prüfer seine Ergebnisse und eventuelle Feststellungen mit dem Unternehmen bespricht. Hierbei können auch mögliche Konsequenzen oder Handlungsempfehlungen erörtert werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass der genaue Ablauf einer Umsatzsteuersonderprüfung von Fall zu Fall variieren kann und auch von den individuellen Gegebenheiten des Unternehmens abhängt.


5. Was geschieht, wenn der Sonderprüfer steuerrelevante Fehler bei der Umsatzsteuer-Sonderprüfung findet?

Wenn der Prüfer während der Umsatzsteuerprüfung Fehler oder Unregelmäßigkeiten feststellt, verfasst er einen Prüfungsbericht darüber. Dieser Bericht kann vom Unternehmen angefordert werden, um eine Stellungnahme abzugeben. 

Bei schwierigen Sachverhalten ist es ratsam, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Die Frist zur Stellungnahme beträgt in der Regel 4 Wochen. 

Es ist wichtig zu beachten, dass die Stellungnahme zum Prüfungsbericht keinen Einspruch darstellt. 

Nach Bekanntgabe der Steuerbescheide können jedoch Einsprüche gegen fehlerhafte Bescheide eingelegt werden.


6. Fazit

Bei einer Umsatzsteuersonderprüfung handelt es sich um eine komplexe und oft "stressige" Angelegenheit für Unternehmen bzw. den Unternehmer, die weitreichende finanzielle, steuerliche und rechtliche Konsequenzen haben kann. 

Die Prüfung kann zu Steuernachteilen und sogar zu zivilrechtlichen und strafrechtlichen Haftungen führen, wenn die Umsatzsteuer nicht korrekt gehandhabt wird. 

Daher ist die Hinzuziehung eines fachkundigen Rechtsanwalts nicht nur ratsam, sondern oft unerlässlich. Ein spezialisierter Anwalt kann die gesetzlichen Bestimmungen und Verfahrensweisen genau interpretieren, mögliche Risiken identifizieren und effektive Strategien zur Minimierung von Steuerlasten entwickeln. Darüber hinaus kann er als Vermittler zwischen dem Unternehmen und den Steuerbehörden fungieren, um sicherzustellen, dass die Prüfung reibungslos und im besten Interesse des Mandanten verläuft. 

Insgesamt bietet die Beauftragung eines Rechtsanwalts eine wichtige Absicherung gegen potenzielle Fallstricke und Risiken, die mit einer Umsatzsteuersonderprüfung verbunden sind.



Dieser Artikel stellt keine konkrete und individuelle Rechtsberatung dar, sondern gibt lediglich einen groben Erstüberblick über die geschilderte und sehr komplexe rechtliche Materie. Rechtliche Sicherheit für Ihre konkrete Fallkonstellation können Sie nur durch abgestimmte Prüfung und Beratung eines fachkundigen Rechtsanwalts erhalten. 


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Foto(s): Dr. Holger Traub

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