(Un-)sinnige Versicherungen

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Bei der schieren Fülle von Versicherungen ist es für Verbraucher schwierig zwischen sinnvollen und unsinnigen Versicherungen zu unterscheiden. In jedem Fall sollten sie einen privaten Haftpflichtversicherungsvertrag abschließen. Manch andere Versicherungen sind sogar verpflichtend. Darüber hinaus sollten Verbraucher ihre Policen anhand ihrer individuellen Lebensführung auswählen. Dabei ist stets der Grundsatz zu beachten: Je höher der gedeckte Schaden, desto sinnvoller die Versicherung.

Die ersten Formen von Versicherungen datieren bis zu 3000 Jahre vor Christi Geburt zurück. Damals wurden Waren auf unterschiedliche Schiffe verteilt, um im Falle des Untergangs eines Schiffes einen geringeren wirtschaftlichen Schaden zu erleiden. Doch erst nach dem großen Brand von London 1666 wurde das Grundprinzip einer Versicherung auch der breiten Bevölkerung in Europa bekannt. Damals schlossen rund 5000 Hauseigentümer eine Brandschutzversicherung ab. Seitdem haben Versicherungen eine rasante Entwicklung genommen.

Deutsche geben rund 2.000 Euro jährlich für Versicherungen aus

Mittlerweile geben Durchschnittsdeutsche rund 2.000 Euro jährlich für Versicherungsverträge aus. Das hat auch dazu geführt, dass Policen immer differenzierter und stärker an die individuellen Bedürfnisse der Verbraucher angepasst wurden. Während anfangs vor allem das eigene Haus, der Hausrat oder die Gesundheit Inhalt von Versicherungsverträgen waren, kann man mittlerweile auch die finanziellen Folgen eines erkrankten Haustieres zum Inhalt eines Versicherungsvertrages machen.

Versicherungsmarkt ist für Verbraucher oft unübersichtlich

Dies hat unweigerlich dazu geführt, dass es für Verbraucher schwierig ist, den Überblick zu behalten. Damit sie nicht für unnötige Policen Geld ausgeben, ist es unerlässlich, dass sie sich intensiv mit den auf dem Markt verfügbaren Angeboten beschäftigen. Ein paar Dinge können sie dabei jedoch grundsätzlich immer beachten.

Gesetzlich vorgeschriebene Versicherungen

Zunächst sind die vom Gesetzgeber als verpflichtend vorgeschriebenen Versicherungen erwähnenswert. Darunter fallen die Krankenversicherung (§§ 5 ff SGB V), für Fahrzeughalter die Kfz-Haftpflichtversicherung (§ 1 PflVG) und für Arbeitnehmer und weitere Personengruppen die Rentenversicherung (§§ 1 ff SGB VI). Bei diesen Versicherungen haben Verbraucher keine Wahl; erfüllen sie gewisse Merkmale, müssen sie einen Versicherungsvertrag mit einem Versicherer abschließen.

Je höher der wirtschaftliche Schaden desto sinnvoller die Versicherung

Darüber hinaus ist es den meisten Verbrauchern selbst überlassen, über welche Policen sie Verträge mit Versicherern abschließen wollen. Da es für fast jeden erdenklichen Fall das passende Versicherungsangebot gibt, müssen Verbraucher genau überdenken, welche Police sie wirklich benötigen, damit sie nicht unnötigerweise Geld ausgeben. Deswegen sollten Verbraucher eine Maxime stets beherzigen: Je höher der potenziell wirtschaftliche Schaden, den der Versicherer deckt, desto sinnvoller ist das Abschließen eines Versicherungsvertrages.

Private Haftpflichtversicherung ein absolutes Muss

Nach diesem Grundsatz ist die private Haftpflichtversicherung für jeden Verbraucher unerlässlich. 

Wer versehentlich einen anderen verletzt oder dessen Eigentum beschädigt, muss schnell mit Forderungen in der Höhe von mehreren Tausend Euro rechnen. Für viele ist dies potentiell ruinös. Deckt der Haftpflichtversicherer die Kosten, kann dies die Existenz retten. Ein Haftpflichtversicherungsvertrag ist deswegen für jeden Verbraucher, unabhängig von seinen Lebensverhältnissen, sinnvoll.

Risikolebensversicherung, sowie Hausrat- und Wohngebäudeversicherung oft sinnvoll

Ansonsten sollten Policen immer anhand der eigenen Lebenssituation ausgewählt werden. Ist jemand Alleinverdiener innerhalb einer Familie, kann ein Risikolebensversicherungsvertrag sinnvoll sein. Im Unglücksfall erhält die Familie dann die Versicherungssumme und kann so zumindest die finanziellen Folgen des Unglücks mindern.

Für Immobilieneigentümer ist eine Wohngebäudeversicherung meist sinnvoll und Menschen deren Einrichtung teuer ist, sollten über den Abschluss eines Hausratsversicherungsvertrags nachdenken. Aber auch dann, wenn man meint, keine besonderen Wertgegenstände zu besitzen, sollte man sich bewusst machen, dass ein gesamter Hausrat einen beachtlichen Wert erreichen kann, den man im Schadensfall nicht einfach neu finanzieren kann.

Arbeitsunfähigkeitsversicherung auch für Schüler oft lohnend

Eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung ist nicht nur für Arbeitnehmer sinnvoll, sondern kann durchaus auch für Studierende und Schüler erwägenswert sein. Dadurch, dass diese in jungen Jahren aufgrund ihrer besseren Gesundheit geringere Beiträge zahlen, sind solche Policen für sie außerdem oft erschwinglich. Dagegen ist eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung für Arbeitssuchende und Geringverdiener nicht sinnvoll. Auch Menschen, die ihr Einkommen vor allem aus privatem Kapitalvermögen oder der Vermietung ihres Eigentums beziehen, lohnt sich ein Berufsunfähigkeitsversicherungsvertrag nicht.

Ebenfalls sehr zu empfehlen ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. Im Schadensfall – nämlich dann, wenn durch eine Erkrankung oder einen Unfall der eigene Beruf nicht oder nur noch im geringen Umfang ausgeübt werden kann – zahlt diese eine monatliche Rente. Besonders für Berufsanfänger ist dies wichtig. Denn der Staat greift zwar mit der Erwerbsminderungsrente ein, jedoch ist diese so gering, dass ein angemessener Lebensstandard oft nicht gehalten werden kann. Und je geringer die bisherigen Einzahlungen in die Rentenkasse ausfallen, desto weniger Rentenzahlungen erhält der Betroffene vom Staat. Die Berufsunfähigkeitsversicherung kann hier Existenzen retten.

Werden nur geringe Schäden gedeckt ist Police meist unnötig

Verzichtbar sind dagegen Policen, die nur kleinere Schäden finanziell ausgleichen. Hierunter fallen z. B. Reisegepäckversicherungsverträge. Geht ein Koffer verloren, ist dies zwar äußerst ärgerlich, doch die Kosten für den Ersatz halten sich meist gering. Auch Geräteversicherungsverträge lohnen sich nur bei teuren Anschaffungen und sind deswegen generell eher verzichtbar.

Verbraucher sollten nach individuellem Bedarf entscheiden

Welche Policen Verbraucher abschließen ist letztlich vor allem nach individuellem Bedarf zu entscheiden. Da der Markt umkämpft ist, lohnt es sich Angebote verschiedener Versicherer intensiv zu vergleichen. Insbesondere sollte darauf geachtet werden welches Angebot besser zu den persönlichen Umständen passt.

Wer wir sind

Die Rechtsanwaltskanzlei Benedikt-Jansen, Dorst und Kar ist auf Bank- und Kapitalmarktrecht spezialisiert. Herr Rechtsanwalt Benedikt-Jansen ist seit 13 Jahren Vertrauensanwalt der Schutzgemeinschaft für Bankkunden e. V., einem staatlich anerkannten Verbraucherschutzverband zur Bekämpfung unredlicher Finanzdienstleister (z. B. aus dem Bankensektor, Kapitalanlagesektor, Versicherungen etc.). Die Schutzgemeinschaft für Bankkunden hat seit dem Jahr 2004 zehntausende Fälle rechtsmissbräuchlicher Vertragspraktiken (insbesondere unwirksame Vertragsklauseln) erfolgreich bekämpft. Seit 2010 ist Herr Benedikt-Jansen Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht. Er verfügt über einen außergewöhnlich umfangreichen Schatz an Erfahrungen auf dem Gebiet des bankenrechtlichen Verbraucherschutzes. Für weitere Informationen oder Fragen stehen er und sein Team Ihnen auf seiner Homepage zur Verfügung.


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