Wenn der vermeintliche Nebenjob zur Straftat wird: Geldwäsche und Betrug im HomeOffice

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In Zeiten der Digitalisierung und des Homeoffice sind viele Menschen auf der Suche nach einem zusätzlichen Einkommen. Doch Vorsicht ist geboten, denn nicht alle Angebote sind seriös. Es gibt zahlreiche Nebenjobs, die als vermeintlich einfache Möglichkeit zum Geldverdienen angepriesen werden. Hinter diesen Inseraten stecken oft Kriminelle, die den unwissenden „Arbeitnehmer“ dazu bringen, für sie Straftaten zu begehen oder deren Taten zu verschleiern.

1. Nebenverdienst im Homeoffice – seriös oder nicht?

Schnelles Geld, bequem von zu Hause aus und meistens ohne notwendige Vorkenntnisse: Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Das ist es leider auch oft, denn Job-Angebote dieser Art haben häufig einen Haken. Denn dahinter stehen keine seriösen Firmen, sondern Kriminelle aus aller Welt, die Sie benutzen, um Geld aus Straftaten zu erlangen oder die Herkunft des Geldes zu verschleiern.

Doch woran erkennt man, insbesondere unter der breiten Masse der Angebote im Internet, diese schwarzen Schafe? Es gibt einige Fragen, die Sie sich bei der Wahl Ihres Nebenjobs stellen sollten:

  • Website: Wie sieht der Internetauftritt des Unternehmens aus? Gibt es ein Impressum auf der Website – wenn ja, wurde hierfür eventuell einfach das Impressum eines realen Unternehmens kopiert?
  • Kontaktdaten: Existiert eine (deutsche) Festnetznummer, oder nur eine Handynummer? Ist eine Adresse angegeben – wenn ja, existiert diese und ist die Firma dort registriert?
  • Kommunikation: Wie steht der Arbeitgeber mit Ihnen in Kontakt? Wenn die Kommunikation nur über Messenger wie WhatsApp oder Telegram läuft, sollten Sie skeptisch werden.
  • Anforderungen: Klingt die Jobbeschreibung kinderleicht und gibt es keine Voraussetzungen dafür? Erhalten Sie sehr schnell eine Zusage und Vertragsunterlagen? Auch hier sollten Sie misstrauisch werden.
  • Persönliche Daten: Welche Daten verlangt der Anbieter von Ihnen? Verschicken Sie auf keinen Fall Fotos Ihrer Ausweisdokumente und führen Sie auch keine Video-Ident-Verfahren durch, wenn Sie den Empfänger nicht persönlich kennen! Mit diesen Informationen haben die Betrüger leichtes Spiel und können Ihre Identität für ihre eigenen Zwecke nutzen.
  • Lohn: Wie soll Ihnen der Arbeitslohn ausbezahlt werden? Insbesondere von einer Bezahlung in Form von Kryptowährungen sollten Sie Abstand nehmen. Auch besonders hohe Lohnversprechen sind meist unrealistisch.

Wenn Sie immer noch unsicher sind, zeigen Sie Familie, Freunden oder einem Anwalt das Angebot und fragen Sie nach deren Einschätzung.

2. Vorsicht Falle: Von diesen Nebenjobs sollten Sie die Finger lassen

Es gibt zahlreiche Nebenjobs, die verlockend klingen und schnell Geld versprechen. Einige Kriterien, anhand derer unseriöse Angebote entlarvt werden können, wurden bereits genannt. Hier nun ein paar klassische Beispiele von Nebenjobs, hinter denen sich häufig:

  • Kontotester: Auf Ihren Namen werden online bei einer oder mehreren Banken Kontos eröffnet, um die Banken zu testen. Dabei spiegelt Ihnen der Arbeitgeber vor, es handele sich nur um Testkonten, die nach der Eröffnung wieder geschlossen werden. Tatsächlich hat Ihr Arbeitgeber jedoch weiterhin vollständigen Zugriff auf die Konten, Sie dagegen haben nach der Erstellung meist keine Zugriffsmöglichkeit mehr.
    Die Falle: Auf die Konten werden Gelder aus anderen Straftaten (zB. Enkeltrickbetrug) überwiesen und dann meist ins Ausland weitergeleitet. Diese ausländischen Konten können oft nicht nachverfolgt werden und somit liegen nur Ihre Kontodaten in Zusammenhang mit der vorherigen Straftat vor.
  • Verpacker: Sie bekommen (oft hochwertige und teure) Waren nach Hause geschickt, welche Sie umverpacken und weiter versenden sollen. Meist gehen diese Pakete dann ins Ausland.
    Die Falle: Später erhalten Sie – anstatt Ihrem Lohn – selbst die Rechnungen über die teuren Gegenstände, die Sie weiterverschickt haben.
  • Bewertungen: Sie sollen online Test-Buchungen (zB. bei Hotels) vornehmen, Apps testen oder Produkte bewerten. Oft müssen Sie dabei erst virtuelles Guthaben sammeln, bevor Ihnen dieses in Geld ausbezahlt wird.
    Die Falle: Ihr angebliches Guthaben kann Ihnen nur nach einer Anzahlung von echtem Geld überwiesen werden. Sie müssen also (oft kleinere) Geldbeträge vorstrecken, um an Ihren vermeintlich höheren Lohn zu kommen. Diesen erhalten Sie jedoch auch nach Zahlung nicht.

3. Strafrechtliche Konsequenzen

Auch wenn Sie selbst Opfer eines Fake-Nebenjobs geworden sind, kann Ihr Verhalten ebenfalls strafrechtlich verfolgt werden. Hierbei handelt es nicht selten (insbesondere wenn Konten auf Ihren Namen eröffnet wurden) um den Vorwurf der Geldwäsche. Bei Bestellungen, die Sie weitergeleitet haben, steht meist ein Betrug durch Sie zu Lasten der Online-Versandhändler im Raum.

Die Besonderheit bei der Geldwäsche: Hier gilt der alte Spruch „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“. Das Strafgesetzbuch sieht auch eine Strafe für denjenigen vor, der leichtfertig handelt. Vereinfacht gesprochen bedeutet das, dass jemand, dessen Daten für Geldwäschehandlungen missbraucht wurden, genau hätte überprüfen müssen, ob es sich um ein seriöses Angebot handelt und skeptisch hätte werden müssen.

Daher sollten Sie auch dann, wenn Sie sich unschuldig und in der Rolle des Opfers sehen, dringend einen Anwalt konsultieren und keine Angaben gegenüber der Polizei machen. Wenn Sie bereits eine Vorladung erhalten haben, lesen Sie auch unseren Artikel „Geldwäschevorwurf – was tun?“.

4. Auf Nebenjob hereingefallen – was tun?

Wenn Sie den Verdacht haben, bereits auf ein betrügerisches Nebenjobangebot hereingefallen zu sein, sollten Sie zügig aber überlegt handeln. Die ersten Schritte sind:

  1. Tätigen Sie keine Zahlungen mehr und leiten Sie auch keine Gelder mehr weiter. Sperren Sie alle Konten, auf die die Betrüger Zugriff haben und informieren Sie Ihre Bank über den Verdacht.
     Wichtig: Oft werden Sie gedrängt, innerhalb einer kurzen Frist Zahlungen zu tätigen, da sonst Ihr Lohn oder Guthaben verfallen würde. Ignorieren Sie diese Aufforderungen und zahlen Sie den Tätern kein Geld!
  2. Sichern Sie Beweise: Alle Unterlagen, die Sie von Ihrem vermeintlichen Arbeitgeber erhalten haben, sowie die Kommunikation können wichtig sein. Fertigen Sie gegebenenfalls Screenshots von Chatverläufen, dem Jobangebot und den Websiten. Oft werden diese später von den Betrügern gelöscht. Auch Kontounterlagen und Kontoumsätze können von Bedeutung sein.
  3. Machen Sie der Polizei oder Staatsanwaltschaft gegenüber keine Angaben. Das gilt auch, wenn Sie sich für unschuldig halten!
  4. Kontaktieren Sie einen Rechtsanwalt. Dieser kann Ihnen helfen, das Schadensausmaß bei Ihnen zu begrenzen und etwaige Ermittlungen gegen Sie zu begleiten und die Sanktionen zu vermeiden oder gering zu halten.

Ihr Fachanwalt für Strafrecht wird mit Ihnen die nächsten Schritte in Ihrem individuellen Fall besprechen. Gegebenenfalls kann er bereits im Ermittlungsverfahren eigene Beweise zu Ihrer Entlastung vorbringen und somit ein gerichtliches Verfahren verhindern.

Wichtig ist in jedem Fall ein schnelles Handeln, sobald Sie den Betrug bemerken. Zögern Sie daher nicht, unsere erfahrenen Anwälte in München noch heute zu kontaktieren!


Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

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