DIMAG Modell aus dem grauen Kapitalmarkt schädigt Anleger

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Worum geht es?

Anleger, die überwiegend das Rentenalter erreicht haben, eine kleine Rente erhalten und über Grundbesitz verfügen, tappen bei Liquiditätsbedarf häufig in diese Falle.

Den Anlegern wird versprochen, dass sie unter Einsatz des vorhandenen Grundbesitzes den Liquiditätsbedarf schnellstmöglich decken und sogar noch „hinzuverdienen“. Geworben wird mit dem Schlagwort der „Sachwert-Kapitalisierung“. In Werbematerialien, die unserer Kanzlei vorliegen, wird unter diesem Schlagwort damit geworben, dass Immobilienbesitzer, die sofortige Liquidität wünschen, aber dafür keine Belastungen haben möchten, „Ihre Kapitalkraft erhalten“.

Wie funktioniert dieses Modell?

In den uns vorliegenden Fällen hat man den Anlegern Darlehen „beschafft“, die das 8 – 15-fache des tatsächlichen Liquiditätsbedarfs überschreiten. Die Anleger haben mit der DIMAG einen Finanzierungsvermittlungsvertrag und parallel Genussrechtsverträge abgeschlossen. Sie haben sie der DIMAG Genussrechtskapital überlassen.

Die Überlassung erfolgte jedoch nicht mit Eigenmitteln, sondern über ein Darlehen, welches die DIMAG dem Anleger vermittelte, und für welches der Anleger für die Rückzahlung haftet.

Die Rückzahlung des Darlehens wird zugunsten der finanzierenden Bank abgesichert mit Grundschulden, die auf dem Grundbesitz des Anlegers eingetragen werden.

Häufig werden Darlehenssummen gewährt, die mit der EU-Rechtsprechung und den Vorgaben einer ordnungsgemäßen Prüfung der Kreditwürdigkeit überhaupt nicht übereinstimmen.

Wer zieht den Vorteil aus diesem Karussell?

Den Vorteil aus der Vermittlung von Darlehen, die die Anleger/Darlehensnehmer häufig nicht zurückzahlen können, trägt die DIMAG. Sie erhält für die Vermittlung der Darlehen eine Vermittlungsprovision. Sie erzielt Liquidität durch Genussrechtskapital, welches Sie in den uns vorliegenden Fällen nicht mehr zurückzahlt – die Anleger müssen mit dem Ausfall des Genussrechtskapitals rechnen.

Sie (DIMAG) verdient weiterhin Provisionen, wenn sie dem Kunden/Anleger rät, das Darlehen für mysteriöse Energiesparmodelle einzusetzen.

Sie wollen ein Beispiel in Zahlen? Hier ist es.

Die Rolle der finanzierenden Banken?

Die Geschädigten sind Rentner; sie sind 75 Jahre alt. Sie hatten einen Liquiditätsbedarf, der jedoch 15.000,00 € nicht übersteigen sollte. Die DIMAG ermittelte über mysteriöse Kreditvermittler, die bei dem Kunden/Geschädigten nicht in Erscheinung treten, ein Darlehen über 80.000,00 €. Die Bank, die dieses Darlehen gewährte, sicherte das Darlehen mit einer Grundschuld über 56.000,00 € auf dem Grundbesitz, den sich die Rentner im Laufe ihrer Lebenszeit erspart haben, ab.

Zugleich mit dem vermittelten Darlehen vermittelte die DIMAG Genussrechtskapital an ihrer eigenen Gesellschaft i.H.v. 50.000,00 €, zzgl. 5 % Agio. Sie vermittelte sogenannte Genossenschaftsanteile an einer Genossenschaft für UmweltTechnologie eG in Jena, die mit hohen Renditen lockt.

Nicht verschweigen wollen wir, dass für die Vermittlung des Darlehens, welches die Geschädigten unter Kreditwürdigkeitsaspekten nicht tragen können, die DIMAG eine Vermittlungsgebühr i.H.v. ca. 3.000,00 € kassierte. Uns liegen Einzelfälle vor, in denen die Vermittlungsprovision bis zu 9 % des Darlehensbetrags beträgt.

Unseres Erachtens ist diese noch nicht ganz klar. Wir gehen davon aus, dass die Banken in die Falle tappen, da sie weniger die monatlichen Einnahmen der neuen Kreditnehmer prüfen, sondern nur den Wert der zu belastenden Immobilie betrachten.

Wir vertreten derzeit die Ansicht, dass die Bank bei unterlassener Kreditwürdigkeitsprüfung – und dazu gehört nun einmal den Verbraucher vor der Gefahr der Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit zu bewahren – ihren Anspruch auf Rückzahlung des Darlehen/Restvaluta verliert. Diese Sanktion hat der Europäische Gerichtshof in einem Urteil vom 27.03.2014 manifestiert.

Sie haben Fragen? Gern sind wir für Sie da.

Anwaltskanzlei Bontschev

Rechtsanwältin Kerstin Bontschev

Fachanwältin für Steuerrecht

Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht


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