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Schuldscheindarlehen: So funktioniert es

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Schuldscheindarlehen: So funktioniert es

Experten-Autorin dieses Themas

Was ist ein Schuldscheindarlehen? Juristisch gesehen handelt es sich beim Schuldscheindarlehen um ein normales Darlehen. Es hat aber die Besonderheit, dass es einen vom Darlehensschuldner ausgestellten Schuldschein gibt, daher auch der Name Schuldscheindarlehen – häufig auch abgekürzt mit SSD. Mit dem Schuldschein bestätigt der Darlehensschuldner, dass eine Darlehensforderung besteht. Zugleich verpflichtet er sich, seine Darlehensschuld zum vereinbarten Zeitpunkt zurückzuzahlen. Der Darlehensgeber hat mit dem Schuldschein einen Nachweis dafür, dass der Schuldner ihm Geld schuldet. In diesem Ratgeber geht es um die wichtigsten Fragen rund um das Schuldscheindarlehen, insbesondere darum, wie es funktioniert, wie ein Schuldschein formuliert werden kann und welche Vor- und Nachteile mit einem Schuldscheindarlehen verbunden sind. 

Wie funktioniert ein Schuldscheindarlehen?

Ein Schuldscheindarlehen funktioniert grundsätzlich wie ein normales Darlehen nach § 488 Absatz 1 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB). Das heißt, auch beim Schuldscheindarlehen verpflichtet sich der Darlehensgeber dazu, dem Darlehensnehmer einen Geldbetrag in einer vereinbarten Höhe zur Verfügung zu stellen. Dafür verpflichtet sich der Darlehensnehmer, die Darlehenssumme bei Fälligkeit auch wieder an den Darlehensgeber zurückzuzahlen. Meistens wird auch die Zahlung eines Darlehenszinses vereinbart.  

Die Besonderheit beim Schuldscheindarlehen liegt darin, dass der Darlehensschuldner einen sogenannten Schuldschein ausstellt und dem Darlehensgeber aushändigt. Der Schuldschein ist eine Urkunde, die beweist, dass der Darlehensvertrag besteht und die Darlehenssumme dem Schuldner ausgezahlt wurde. Der Schuldschein hat also vor allem den Zweck, das Bestehen einer Verpflichtung des Darlehensschuldners zu beweisen. Sobald der Darlehensschuldner das Darlehen vollständig getilgt, also die Darlehenssumme an den Darlehensgeber zurückgezahlt hat, muss der Darlehensgeber ihm auf Verlangen den Schuldschein im Original zurückgeben (§ 371 Satz 1 BGB). 

Was ist, wenn der Schuldschein weg ist?

Beim Schuldscheindarlehen hat die Schuldschein-Urkunde lediglich deklaratorische Wirkung. Das heißt, der vom Darlehensnehmer ausgestellte und an den Darlehensgeber übergebene Schuldschein hat nur den Zweck, dass sich in einem etwaigen Gerichtsprozess die Beweislast zugunsten des Darlehensgebers umkehrt. Kann der Darlehensgeber den Schuldschein im Original vorlegen, erbringt die Urkunde den vollen Beweis dafür, dass der Darlehensvertrag tatsächlich besteht, das Darlehen dem Schuldner überlassen wurde und eine entsprechende Rückzahlungsverpflichtung besteht. Der Gegenbeweis ist zwar prozessual möglich, doch in der Praxis meist nur schwer vom Schuldner zu erbringen.  

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Verpflichtung des Darlehensnehmers trotzdem noch besteht, auch wenn der Schuldschein – warum auch immer – nicht mehr auffindbar ist. Der Schuldschein als solcher begründet nicht die Zahlungsforderung, sondern bestätigt diese bloß. Bei Verlust des Schuldscheins kann der Gläubiger das Bestehen der Forderung also auch anderweitig beweisen, zum Beispiel durch einen Zeugen. Wenn der Schuldschein weg ist, verliert der Darlehensgeber seine Forderung nicht, hat aber möglicherweise in einem etwaigen Gerichtsverfahren Probleme, das Bestehen des Darlehensverhältnisses und der Rückzahlungsverpflichtung zu beweisen. 

Darf man ein Schuldscheindarlehen privat vergeben?

Ja! Zwar gilt das Schuldscheindarlehen gemeinhin als Geschäftskredit zwischen einem Kaufmann und einem Unternehmer, doch auch Privatpersonen können ein Darlehen mit Schuldschein aufnehmen. Wer die Absicht hat, im privaten Rahmen einer anderen Person Geld zu leihen, sollte dies generell nicht ohne einen schriftlichen Darlehensvertrag tun und sich im Idealfall einen vom Darlehensschuldner unterschriebenen Schuldschein aushändigen lassen. Es empfiehlt sich, alle Eckdaten des Darlehens schriftlich im Schuldschein festzuhalten, insbesondere innerhalb welcher Frist das Darlehen zurückzuzahlen ist.  

Ein vom Schuldner unterschriebener privater Schuldschein entfaltet als Urkunde grundsätzlich die volle Beweiskraft für das Bestehen der Verbindlichkeit und dient damit bei Darlehen zwischen zwei Privatpersonen als Sicherheit. Wichtig ist, darauf zu achten, dass der Schuldschein sowohl den Darlehensgeber als auch den Darlehensnehmer namentlich genau bezeichnet und darüber hinaus alle notwendigen Angaben zum Darlehensbetrag, zu etwaigen Darlehenszinsen und zum Fälligkeitsdatum enthält. Zudem muss der Schuldschein eigenhändig handschriftlich vom Schuldner unterzeichnet werden.  

Expertentipp: Wer ganz sichergehen will, dass der Schuldschein seinen Zweck als Beweismittel für das Bestehen des Schuldscheindarlehens erfüllt, zieht bei der Ausstellung und Übergabe des Schuldscheins mindestens eine weitere Person als Zeugen hinzu und lässt diese den Schuldschein ebenfalls unterschreiben. 

Beispiel: So kann ein Schuldschein für ein einfaches Schuldscheindarlehen aussehen


SCHULDSCHEIN 


Hiermit bestätigt der Darlehensnehmer 


Maxi Mustermann, 

geboren am 01.01.2000, 

Musterstraße 1, 54321 Musterstadt 

Ausweisnummer: T22000129 

– im Folgenden als „Schuldner“ bezeichnet –, 


dass er/sie dem Darlehensgeber 


Charlie Meier, 

geboren am 31.12.2000, 

Musterstraße 10, 54321 Musterstadt 

Ausweisnummer: R21000578 

– im Folgenden als „Gläubiger“ bezeichnet – 


einen Betrag in Höhe von 

1000,00 € (in Worten: eintausend Euro) 

schuldet. 


Der Schuldner verpflichtet sich, 

den Schuldbetrag bis zum 31. Dezember 2023 

vollständig an den Gläubiger zurückzuzahlen. 


Musterstadt, 01.03.2023, Maxi Mustermann 

(Ort, Datum, eigenhändige Unterschrift des Schuldners) 


Musterstadt, 01.03.2023, Charlie Meier 

(Ort, Datum, eigenhändige Unterschrift des Gläubigers) 


(Optional: Ort, Datum, vollständiger Name 

und eigenhändige Unterschrift etwaiger Zeugen)



Schuldscheindarlehen vs. Kredit: Welche Vorteile und Nachteile gibt es?

Bei Abschluss eines Schuldscheindarlehens zwischen Privatpersonen liegt der Vorteil für den Schuldner auf der Hand: Er kann sich Geld leihen, ohne sich einer aufwendigen Kreditprüfung durch eine Bank zu unterziehen. Bei geschäftlichen Schuldscheindarlehen gibt es die folgenden typischen Vorteile und Nachteile: 

Vorteile des Schuldscheindarlehens 

  • geringerer bürokratischer Aufwand für die Finanzierung 

  • schnellere Bereitstellung des Darlehens 

  • sehr hohe Kreditsummen möglich, da die Finanzierung meist über einen Zusammenschluss mehrerer Kreditgeber erfolgt 

  • speziellere Kreditbedingungen verhandelbar 

Nachteile des Schuldscheindarlehens 

  • der Darlehensnehmer als Schuldner muss eine exzellente Bonität vorweisen können 

  • die Zinsbelastung ist meist höher 

  • in der Regel kann das Schuldscheindarlehen nicht vorzeitig gekündigt werden 

  • für Investoren hat das Schuldscheindarlehen den Nachteil, dass Schuldscheine grundsätzlich nicht an der Börse gehandelt werden 

Ist das Schuldscheindarlehen die bessere Alternative zum Bankkredit?

Vor allem mittelständische Unternehmen nutzen immer häufiger das Schuldscheindarlehen als Alternative zu einem klassischen Bankkredit. In der Bankenbranche wird davon gesprochen, dass Schuldscheine im Trend sind und als Finanzierungsalternative immer beliebter werden. Gerade weil Schuldscheine nichts anderes als einfache Darlehen sind, ist eine Finanzierung über ein Schuldscheindarlehen für Unternehmen durchaus attraktiv und in manchen Fällen gegenüber einem klassischen Bankkredit oder einer Unternehmensanleihe vorteilhafter. Im geschäftlichen Bereich werden Schuldscheindarlehen meist von Versicherungsunternehmen oder Investmentfonds vergeben. Häufig kooperieren diese auch mit Banken bei der Vergabe von Schuldscheindarlehen.  

Wegen des oft hohen Darlehensvolumens – im Schnitt zwischen 20 bis 150 Millionen Euro – bleibt Unternehmen manchmal nur der Weg über die Schuldscheinbegebung. Das wohl bis heute deutschlandweit größte Schuldscheindarlehen mit einer Darlehenssumme von 2,2 Milliarden Euro hat eines der weltweit größten Automobilzuliefererunternehmen aufgenommen. Aber auch bei den Automobilherstellern gibt es Beispiele für die Schuldscheinbegebung für Summen von über einer Milliarde Euro.

Foto(s): ©Pexels/Andrea Piacquadio

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