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Amoklauf - was Sie wissen und beachten müssen!

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Amoklauf - was Sie wissen und beachten müssen!

Die wichtigsten Fakten

  • Ein Amoklauf ist ein Gewaltakt, bei dessen Durchführung ein gewisser Personenkreis zielgerichtet verletzt oder getötet wird.
  • Laut Statistik kommt es in Deutschland im Durchschnitt pro Jahr zu zwei Amokläufen.
  • Hinter einer terroristischen Gewalttat steckt immer eine religiöse oder politische Motivation, während es bei einem Amoklauf vor allem um das Einzelschicksal des Täters geht.
  • Gewalttätige Computer- und Videospiele können im Einzelfall gemeinsam mit anderen Faktoren eine bereits bestehende Gewaltbereitschaft steigern.
  • Medienberichterstattung über Amokläufe kann zur Nachahmung von Gewalttaten führen.

Was ist ein Amoklauf?

Bei einem Amoklauf handelt es sich um einen Gewaltakt, bei dem gezielt ein bestimmter Kreis von Personen verletzt oder auch getötet wird. Aus der Sicht des Täters folgt das Tatgeschehen einem genauen Plan. Die Öffentlichkeit wird jedoch völlig unvorbereitet von einem Amoklauf getroffen.

Der Amoklauf bildet auch eine Unterkategorie des Massenmordes. Außerdem kommt es bei einem Amoklauf neben der Tötung Dritter häufig zum Selbstmord des Amokläufers. Man spricht vom erweiterten Suizid.

Ein Amoklauf geht von einem Täter im psychischen Extremzustand des Amoks aus. Häufig hängt ein Amoklauf mit psychischen Störungen des Amokläufers zusammen. Viele Psychiater beziehen auch einen aggressiven Aktionsdrang und das Empfinden einer großen Demütigung und Verwirrung in den Zustand, der den Täter zu seiner Wahnsinnstat veranlasst, mit ein.

Der Täter handelt bei einem Amoklauf in der Regel entweder unwillkürlich oder kontrolliert. Er setzt Waffen, Sprengstoff oder gefährliche Werkzeuge ein oder wendet andere Formen von Gewalt an.

Was ist der Unterschied zwischen Terrorismus und Amok?

In den Medien werden terroristische Selbstmordattentäter häufig als Amokläufer bezeichnet. Dennoch handelt es sich bei Terrorismus und einem Amoklauf um verschiedene Dinge.

Grundlage für einen terroristischen Akt bildet stets eine religiöse oder politische Motivation. Die Gewalttat eines Terroristen soll bestehende gesellschaftliche Strukturen komplett vernichten. Dabei kommt es auf den religiösen oder ideologischen Gehalt einer Tat an.

Bei einem Amoklauf steht dagegen der einzelne Amokläufer im Mittelpunkt. Bei ihm handelt es sich in der Regel um eine verletzte Persönlichkeit, die ihrer eigenen Ideologie nachgeht. Von entscheidender Bedeutung ist das Einzelschicksal des Täters. Bei ihm ist keine spezielle religiöse oder politische Motivation vorhanden.

Juristisch gesehen liegt jedoch sowohl bei einem terroristischen Akt als auch bei einem Amoklauf häufig der Straftatbestand eines mehrfachen Mordes vor. Jedoch kann es aufgrund der häufig vorhandenen psychischen Störungen des Amokläufers zu einer Herabsetzung der zu erwartenden Strafe kommen.

Was besagt die Statistik zu Amokläufen?

Statistisch betrachtet ereignet sich zweimal im Jahr in Deutschland ein Amoklauf. In der großen Mehrzahl der Fälle handelt es sich bei Amokläufern um männliche Jugendliche oder um ledige bzw. geschiedene Männer. 

Im Durchschnitt kommen bei jedem Amoklauf 1,7 Personen zu Tode. Bei 30 Prozent aller Amokläufe gelingt es, den Täter rechtzeitig auszuschalten, so dass dieser keinen Schaden anrichten kann. Bei ungefähr jedem dritten Gewaltakt nimmt sich der Amokläufer am Ende selbst das Leben.

Der Amoklauf, der weltweit gesehen die meisten Todesopfer forderte, ereignete sich 2011 in Norwegen. In Deutschland steht der Amoklauf von Erfurt aus dem Jahr 2002 immer noch auf Platz 1 der Todesstatistik.

Ein kurzer Blick auf die getöteten Personen bei Amokläufen in Deutschland zwischen 1999 und 2016 zeichnet konkret folgendes Bild:

Ort des AmoklaufsDatumAnzahl der Toten
ErfurtApril 200216
WinnendenMärz 200915
MünchenJuli 20169
Düsseldorf/ErkrathFebruar 20144
Bad ReichenhallNovember 19994
Eching/FreisingFebruar 20023
Kerpen/LangerweheMai 20133
LörrachSeptember 20103
DossenheimAugust 20132
AnsbachJuli 20152

Welchen Gewaltformen bedienen sich Amokläufer?

Generell kann man bei den Gewaltformen, die Amokläufer anwenden, unterschiedliche Gruppen unterscheiden:
  • Gewaltausübung aus der Ferne, ohne dass der Täter unmittelbar mit den Opfern konfrontiert wird, beispielsweise durch Bomben
  • Ausnutzung eines unterschiedlichen Kräfteverhältnisses durch das Auswählen widerstandsloser Opfer, beispielsweise als Amokschütze unter Einsatz von Waffen
  • unmittelbare Gegenüberstellung mit den Opfern mittels eines Selbstmordattentats, beispielsweise ein Amokfahrer, der sich und andere durch eine Autobombe tötet

Was geschieht bei einem Amoklauf?

Im Jahr 1901 beschrieb der englische Autor John Gimlette einen Amoklauf zum ersten Mal als ein mehrstufiges Ereignis. Er grenzte vier Phasen voneinander ab, um ein solches Geschehen zu charakterisieren:

  • Vorstadium:

In der Phase des Vorstadiums ist der Täter durch Grübelattacken und eine schlechte sowie nervlich angeschlagene Stimmung gekennzeichnet. Oftmals liegen auch Erkrankungen, Demütigungen oder eine Beeinträchtigung des sozialen Status vor.

  • Tat:

Die vorher entstandene Spannungssituation entlädt sich dann in der Tat. Es kommt zu ungehemmten Gewaltakten, da der Täter seine aggressiven Impulse nicht kontrollieren kann. Er ist während seiner Tat nicht ansprechbar. Seine Handlungen verübt der Amokläufer wie in Trance.

  • Selbstmord:

Oftmals enden Amokläufe mit einem Suizid. Amokläufer inszenieren diesen häufig vorab spektakulär, um endlich die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie vorher vermisst haben.

  • Amnesie:
Kommt es nicht zum Selbstmord des Amokläufers, da dieser sich stellt oder durch die Polizei überwältigt wird, so befindet sich der Täter oft in einem schlafähnlichen Zustand. Dieser geht häufig mit einer seelischen sowie körperlichen Erstarrung und depressiven Stimmungen einher.
 

Dieses Stufenmodell stellt keine feste Schablone dar, die eins zu eins an alle heutigen Amokläufe angelegt werden kann. Dennoch leistet dieses Modell nach wie vor einen Beitrag zum besseren Verständnis des Themas Amoklauf.

Welchen Einfluss haben Computerspiele und Medien auf Amokläufe?

Wissenschaftlicher sehen in Computer- und Videospielen mit viel Gewalt zwar nicht den wichtigsten Auslöser für Amokläufe in Deutschland, allerdings können gewalttätige Spiele im Einzelfall zusammen mit anderen Komponenten eine schon vorhandene Gewaltbereitschaft erhöhen. Deutlich mehr Einfluss haben jedoch die psychologischen Voraussetzungen einer Person.

Ein entscheidender Grund, der gegen einen allzu starken Einfluss von Computerspielen spricht, ist die Tatsache, dass Amokläufe bereits zu weniger hochtechnisierten Zeiten stattfanden. Dennoch darf die Bedeutung dieser Spiele in der heutigen Zeit nicht unterschätzt werden.

Darüber hinaus kann auch die Medienberichterstattung über Amokläufe drastische Folgen haben, da sie Nachahmungstaten auslösen kann. Junge Amokläufer stellen ihre Tat häufig als heldenhaften Racheakt und Demonstration ihrer Macht dar. Dadurch können sie leicht anderen jungen Menschen mit mangelndem Selbstwertgefühl und der Unfähigkeit ihre Wut zu kontrollieren als Vorbild dienen.

Foto(s): ©Pexels/Elijah O'Donnell

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